Blitzer-Aus bei RadioEins: Wie andere Radiosender reagieren
Für RadioEins ist der Wegfall der Blitzer-Meldungen erst der Anfang. Was machen andere Sender?
Robert Skuppin ist selbst überrascht. Das Echo auf die Ankündigung, im Programm der RBB-Radiowelle RadioEins auf Blitzerwarnungen zu verzichten, „hat alles übertroffen“, sagte der Programmchef dem Tagesspiegel. „Wir wussten nicht, dass unseren Hörern das Thema so wichtig ist“, sagte er und bezieht sich unter anderem auf die Reaktionen in den sozialen Medien.
Ein kleines Video im Facebook-Profil von RadioEins, in dem Skuppin das Aus für die Radarkontrollen-Hinweise im Stil der DDR-Grenzöffnungs-Pressekonferenz von Günter Schabowski aus dem Jahr 1989 bekräftigte („das gilt … unverzüglich“), wurde fast 40.000 Mal abgerufen und auf Twitter kam die Blitzer-Abmoderation auf 220.000 Sichtungen.
Noch erstaunter ist Skuppin über den Tenor der Reaktionen: „90 bis 95 Prozent der Hörer, die sich bei uns gemeldet haben, sehen das eher positiv“, berichtete der Programmchef. Dabei lag das Stimmungsbild in der Redaktion eher bei 50:50. „Wir haben bei uns ein paar durchaus überzeugte Automobilisten“, weiß Skuppin. Als Grund für die Entscheidung verwies RadioEins auf die konstant hohen Unfallzahlen in Berlin und Brandenburg, die nicht zuletzt auf Raserei zurückzuführen seien.
Eine kleine Änderung mit einer großen Außenwirkung also – die wiederum zu anderen Entscheidungen führen kann. „Wir sprechen nun darüber, mit dem Thema Verkehr insgesamt ganz anders umzugehen“, denken Skuppin und seine Mannschaft weiter. Konkret bedeute dies, das Thema nicht mehr so stark wie bislang durch die Autofahrerbrille zu betrachten, sondern mehr unter dem generellen Stichwort Mobilität, möglicherweise mit einer speziellen Fahrradrubrik und Meldungen über gesperrte Radwege. In jedem Fall sieht RadioEins keine Veranlassung, die Entscheidung gegen Blitzerwarnungen zu revidieren.
Was machen RTL und Berliner Rundfunk?
Und wie reagieren die anderen Radiosender? Sind die positiven Reaktionen der RadioEins-Hörer, aber auch die geänderte Nutzung der verschiedenen Verkehrsträger, möglicherweise auch für sie ein Grund zu einer geänderten Betrachtung des Themas? Innerhalb des RBB war neben RadioEins Antenne Brandenburg die einzige Welle, die sonst noch über Radarkontrollen informierte. Und dies soll beim meistgehörten Radiosender in der Region auch so bleiben.
Betroffen von der RadioEins-Entscheidung ist aber auch die News-App RBB24 beziehungsweise die dazu gehörige Webseite. Während für Brandenburg weiterhin Warnungen vor Radarkontrollen zu finden sind, bleibt die Rubrik mit dem Radar-Logo für Berlin inzwischen leer.
Die Diskussion über die Blitzermeldungen verfolgen die Privatradios gleichermaßen. Das RTL Radio Center Berlin, das unter anderem die Station 104.6 RTL mit Nachrichten versorgt, wird an den Warnungen festhalten. „Unserer Meinung nach kann nicht genug fürs Langsam-Fahren sensibilisiert werden. Blitzer-Meldungen erinnern daran, im ganzen Sendegebiet die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Sie dienen der Prävention. Daher werden wir solche Meldungen nicht abschaffen“, antwortete das Radio Center auf eine Anfrage. Dem veränderten Umgang mit dem Thema Mobilität werde Rechnung getragen, zum Beispiel mit der Aktion „Alle parken auf dem Radweg – was passiert, wenn ein Fahrrad auf der Straße parkt?“ Zudem würden E-Bikes, Elektro-Roller und BVG-Jahreskarten verlost, teilte das Radio Center mit.
Beim Berliner Rundfunk 91.4 wird es ebenfalls weiterhin Blitzermeldungen im Programm geben. „Zum einen ist es ein Service an die Hörer, zum anderen und für uns unverändert ganz entscheidend: Wir glauben daran, dass wenn man beim Autofahren von Blitzern hört, automatisch den Fuß vom Gas nimmt und überprüft, ob man in der vorgegebenen Geschwindigkeit unterwegs ist“, heißt es vom Sender. Aber: „Was wir aus Prinzip nie durchgeben sind sogenannte Mausefallen – wenn also die Polizei vor Ort Alkoholkontrollen oder Verkehrssicherheitsüberprüfungen durchführt.“
Aktuell ist der Sender dabei, „die dynamischen Veränderungen in der Verkehrsthematik auf spitzere Umsetzungsmöglichkeiten“ hin zu überprüfen. „Ob das im Programm oder über die Sender-Apps als Service stattfinden soll wird momentan bei uns lebhaft diskutiert.“ Die beste Veränderung wäre freilich eine angepasstere Fahrweise der Verkehrsteilnehmer.
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