Lahmes DSL: Was tun, wenn das Streaming streikt?
Qualitätsserien, Blockbuster-Filme, Exklusiv-Sport: Immer mehr Menschen schauen Fernsehen via Internet-Stream. Doch die dafür nötigen DSL-Verbindungen halten oft nicht das, was versprochen wird.
Neulich beim Gucken der Lieblingsserie: Mittendrin, in der spannendsten Szene, friert plötzlich das Bild ein. Keine Verbindung zum Internet, zum Streamingdienst. Kein Einzelfall. Streaming- und Internetanbieter werben mit tollen Angeboten, Filmen, Serien, Exklusiv-Sport, schnellen DSL-Verbindungen; es bringt nur nichts, wenn das nicht funktioniert, wo es drauf ankommt. Manchmal hilft es, ein paar Minuten zu warten und auf die „Pause“-Taste der Fernbedienung zu drücken, damit die Streamingdaten nach einer Weile wieder übermittelt werden können. Vielleicht sollten aber auch ein paar grundsätzliche Überlegungen angestellt werden, was die Art der Internetverbindung im Haus betrifft.
Fakt ist: In der Werbung machen die Internetprovider große Lust aufs Surfen. Dick gedruckte Zahlen (16, 32, 100 Mbit/s!) verheißen hohe Geschwindigkeiten. In der Realität weichen die Werte des Anschlusses oft deutlich vom versprochenen Maximaltempo ab. Das haben Messkampagnen der Bundesnetzagentur gezeigt. 2013 erreichten gut drei Viertel der Nutzer (77 Prozent) eine Geschwindigkeit, die mindestens der Hälfte der vermarkteten Datenrate entsprach. Nur 16 Prozent konnten mit der versprochenen Geschwindigkeit surfen.
Je länger die Leitung, desto schwächer das Signal
Wenn denn das Internet über die DSL-Telefonleitung lahmt, könnte ein vorhandener TV-Kabel-Anschluss ein schnellerer Weg ins Netz sein. Wie das Telekommunikationsportal teltarif.de berichtet, ist die Datenübertragung auf diesem Weg meist schneller als DSL, das in der Regel nicht mehr als 16 Megabit pro Sekunde überträgt. Für höhere Geschwindigkeiten müssten DSL-Kunden auf die VDSL-Technologie umsteigen, die noch nicht überall verfügbar ist (bis 2016 sollen laut Telekom mehr als 24 Millionen Haushalte mit VDSL versorgt werden).
Gerade für DSL-Kunden, die nicht mehr als 6 MBit/s erzielen, könne sich der Umstieg lohnen, wenn ein Kabelanschluss vorhanden ist, zum Beispiel via Kabel Deutschland (der größte Kabelnetzbetreiber in Deutschland mit der Versorgung von 8,5 Millionen Haushalten, gefolgt von der Unitymedia Kabel BW mit sieben Millionen Haushalten). Häufige Ursache für lahmendes DSL ist eine große Distanz zur nächsten Vermittlungsstelle. Je länger die Leitung, desto schwächer das Signal. Über das Fernsehkabel können Daten auch auf längere Distanzen schnell übertragen werden. Allerdings sind nicht alle Kabelanschlüsse für einen Internetzugang geeignet. Bedingung ist, dass die Leitung auch rückkanalfähig ist. Das ließe sich auf den Webseiten der Kabelanbieter überprüfen. Der Internetanschluss übers TV-Kabel bringt auch nicht nur Vorteile. So haben Kunden nicht die Wahl zwischen mehreren Anbietern, die lokalen Kabelnetze werden nur von einem einzelnen Anbieter betrieben. Außerdem kann es bei der Datenübertragung zu Engpässen kommen, wenn in einem Netzabschnitt besonders viele Kunden online sind, eben abends beim Seriengucken. Grund dafür ist, dass das TV-Kabelnetz ein sogenanntes „Shared Medium“ ist, sich also alle Nutzer eine Leitung mit deren maximaler Bandbreite teilen. Deshalb können auch nicht alle Kabelanbieter immer die versprochenen Maximalgeschwindigkeiten einhalten.
Alles aus einer Hand: Fernsehen, Internet, Telefon
Die Anbieter von Triple-Play-Lösungen (also alles aus einer Hand: Fernsehen, Internet, Telefon) wie Kabel Deutschland wollen diese Engpässe besser in den Griff bekommen. „Wir arbeiten daran, entsprechende Netzabschnitte durch die Heranführung zusätzlicher Glasfasern zu entlasten, damit gebuchte Internetbandbreiten wieder regelmäßig zur Verfügung stehen“, sagt ein Kabel-Deutschland-Sprecher.
Wer unsicher ist, wie viel DSL denn bei ihm zu Hause wirklich ankommt, kann einen Speedtest durchführen.Zahlreiche Internetseiten bieten das an. Während des Tests werden Daten von einem externen Server sowohl herunter- als auch hochgeladen. Die Ergebnisse geben einen Anhaltspunkt, verlassen sollten sich Verbraucher nicht zu sehr auf einzelne Tests. Trotz der gleichen Geräte und Anschlüsse können Messungen voneinander abweichen. Es sollte zu unterschiedlichen Uhrzeiten über längere Zeiträume gemessen werden. „Über die Hälfte der vereinbarten maximalen Datenrate sollte der Anbieter im Durchschnitt liefern können“, sagt Bettina Seute von teltarif.de.
Da hilft das beste DSL nicht
Ob nun klassisches DSL oder Internet übers Fernsehkabel – nicht nur die Kunden, auch all die Streamingdienstanbieter wie Watchever, Amazon Prime Video, Sky Snap oder Maxdome müssen sich auf eine stabile Internetverbindung verlassen können. Der neue US-amerikanische Anbieter Netflix hat einen Geschwindigkeitsindex für September vorgelegt, ein monatliches Update darüber, welche Internetdienstanbieter zu Stoßzeiten das beste Streamingerlebnis bieten. In Deutschland hat Unitymedia KabelBW die Nase vorn (3,94 MBit/s Durchschnittsgeschwindigkeit). Der Speedindex basiert auf Daten der über 50 Millionen Netflix-Mitglieder weltweit, die über diesen Dienst jeden Monat über eine Milliarde Stunden Serien und Filme streamen.
Nicht immer allerdings ist die DSL-Verbindung, sind die Telekom oder Kabel Deutschland schuld, wenn das Streaming nicht funktioniert. Als Bayern München in der vergangenen Woche in der Champions League den AS Rom 7:1 zerlegte, blieben Kunden des mobilen Pay-TV-Sender-Dienstes Sky Go außen vor. Die komplette zweite Halbzeit fiel aus. Alle Spiele, keine Tore im Live-Stream. Die Fehleranalyse bei Sky habe ergeben, dass es sich um Serverprobleme handelte, die nicht auf eine Überlastung der Systeme zurückzuführen seien. Ein Sky-Sprecher sagte am Donnerstag, der Sender optimiere seinen Service kontinuierlich und führe ständig Stresstests durch, um Ausfälle zu verhindern.
Da hilft das beste DSL nicht.