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Wo läuft was?
© Foto/ Bartel

Netflix, Watchever & Co.: Stream me up!

Serien und Filme zu jeder Zeit – der US-Anbieter Netflix ist auf dem deutschen Video-on-Demand-Markt. Fragt sich nun: Welcher Streamingdienst ist der beste?

Man sagt nicht mehr Fernsehen, man sagt Streaming. Darauf deutet der Rummel hin, den der deutsche Markteintritt des US-amerikanischen Video-on-Demand-Anbieters Netflix in dieser Woche hervorgerufen hat. Serien und Filme für jeden, zu jeder Tageszeit, an verschiedenen Orten abrufbar. Netflix-Gründer und Chef Reed Hastings verspricht nichts Geringeres als „das Fernsehen der Zukunft“ und ist überzeugt, dass das klassische Fernsehen mit seinen festen Startzeiten die nächsten 20 Jahre nicht überstehen werde. „Selbst Sportübertragungen werden dann über Apps aus dem Internet laufen.“ Innerhalb von fünf Jahren will Hastings ein Drittel der deutschen TV-Haushalte erreichen, das sind zehn Millionen.

Wo läuft was? Der zweite Teil.
Wo läuft was? Der zweite Teil.
© Foto/ Fabian Bartel

Ein etwas vollmundiges Versprechen, wenn man sich den VoD-Markt hierzulande anschaut. Netflix, mit 40 Millionen Kunden weltweit wachsend, ist in Deutschland spät dran. Maxdome, Watchever, Amazon Prime Instant Video und Sky Snap – die vier anderen großen Video-Flatrate-Anbieter mit ihrer Serien und Filmen nebeneinandergelegt, lassen nicht viel Raum für Neues (siehe Tabelle). Dazu kommen kleinere Streamingdienste wie das werbefinanzierte „Netzkino.de“ (mit zahlreichen B-Movies und Hitchcock-Klassikern) oder „Mubi“, das sich an Fans von anspruchsvolleren Filmen richtet. Für 4,90 Euro im Monat gibt es dort Zugriff auf 30 Arthouse-Produktionen und Dokumentarfilme im Monat. Ganz zu schweigen von den kostenlosen öffentlich-rechtlichen Mediatheken. „Tatort“ oder „Mord mit Aussicht“ – die meisten Inhalte sind hier sieben Tage nach dem Sendetermin verfügbar, einige länger. Auch viele Privatsender stellen ihr Programm ins Netz. Je nach Sendung können für den Abruf aber Kosten anfallen.

Zum Preis einer halben Kinokarte

Das Prinzip ist überall das gleiche. Filme und Serien werden nach Bedarf aus dem Internet abgerufen. Entweder wird monatlich gezahlt für eine unbestimmte Anzahl von Streamings, es gibt den Einzelabruf für neuere, sehr attraktive Filme – meist im Preis einer halben Kinokarte –, dazu kommt das etwas restriktivere iTunes-Modell: Einmal heruntergeladen, muss der Film in 30 Tagen gesehen werden, nach dem Start innerhalb von 48 Stunden.

Es muss leider gesagt werden: Den einen optimalen Video-on-Demand-Dienst gibt es nicht. Daran wird Netflix nichts ändern, vor allem, wenn der Kunde ausgeprägten Wert auf den Offline-Modus legt. Nutzer von Mobilgeräten wie iPads können für eine begrenzte Zeit Inhalte speichern und sie unterwegs ansehen, ohne die Datenverbindung zu belasten. Sehr praktisch für Bahn und Flieger. Netflix gibt es nur online.

Dessen ungeachtet werden auch in Zukunft die interessantesten Filme und Serien nicht bei einem Flatrate-Anbieter verfügbar sein. Stattdessen hat jeder Dienst einige Perlen und dafür andere Inhalte gar nicht oder zeitweise im Programm. Zwar sind überall tausende Filme verfügbar, darunter ist aber viel Mittelmaß, das in den werbefinanzierten Free-TV-Programmen rauf und runter gespielt wird. In der Regel kommen Filme frühestens erst ein Jahr nach Kinostart bei den Video-Flatrates an, oft später. Immerhin, Netflix überrascht mit der Ankündigung, eine eigene deutsche Serie drehen zu wollen. Außerdem entwickelt US-Filmemacher Judd Apatow ein Format, das das Thema Liebe von einer völlig neuen Seite zeigen soll.

Bei allen Inhalten: Ein wichtiges Kundenkriterium ist die Transparenz. Wenn einem das Angebot nicht mehr gefällt, möchte man sein Abo umstandslos kündigen können. Das Anmelden und Kündigen klappt bei allen VoD-Portalen unkompliziert, bei allen Anbietern kann man sein Abo zum Folgemonat wieder loswerden. Dabei sind jedoch nicht alle Dienste gleich kundenfreundlich. Bei Maxdome kann man sein Abo nicht einfach per Klick kündigen, man wird aufgefordert, eine Festnetznummer anzurufen. Auch in Sachen Personalisierung gibt es unterschiedliche Ansätze. Netflix bietet seinen Kunden zugeschnittenen Content an. Die konsequente Personalisierung setzt einen für Netflix gläsernen Nutzer voraus. Das müsse kein Grund zur Sorge sein, beteuert Konzernchef Hastings. Schließlich gebe es bei Netflix keine Werbung, man verkaufe keine Daten an Werbenetzwerke. Das wird man glauben müssen.

Fazit: Trotz der Markteintritte von Sky Snap, Prime Instant Video und nun Netflix gibt es in Deutschland kein Angebot, das Videothekenbesuche, DVD-Kauf oder andere Download-Leihe überflüssig macht. Bei illegalen und halblegalen Diensten im Internet ist darüber hinaus fast alles zu finden. Erwischen lassen kann aber teuer werden.

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