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Wer weiß wieviel von mir im Netz?
© DPA

MEDIA Lab: Verführung mit Einverständnis

Spielerisch werden wir verführt, mit unseren Daten zu bezahlen, Medieninnovationen treiben diesen Trend voran. Es muss selbstverständlich werden, dass wir ausdrücklich unser Einverständnis geben.

Facebook & Co. haben es vorgemacht, nun wollen sich offenbar viele Medienhäuser aus den Abhängigkeiten von diesen Plattformen lösen und dann im Grund dasselbe tun: Nutzerdaten systematisch sammeln, verarbeiten und mit ihnen Geld verdienen. Der Forscher Nic Neumann hat für das Reuters Institut der Universität Oxford die Prognosen von 194 Führungspersonen in Chefredaktionen, Management und Digitalressorts von Unternehmen aus 29 Ländern ausgewertet. Für 2018 sehen viele ihre wirtschaftliche Zukunft darin, ihre Kundenbeziehungen auszubauen, indem sie zum Beispiel über App- und Abonnementregistrierung weitere Nutzerdaten generieren.

Entwicklungspotenzial sehen jeweils 60 Prozent der Befragten bei Podcasts und Inhalten für digitale Sprachassistenten. 75 Prozent wollen auf künstliche Intelligenz bauende Techniken einsetzen, um Inhalte wirtschaftlicher zu produzieren (etwa: automatisiert verfasste Nachrichten) und zu vertreiben (etwa durch aus Nutzerdaten gezielt kombinierte Empfehlungen von Inhalten). Hinzu kommen Geräte: Telefone, die 360-Grad-Technik-Geschichten wiedergeben, Ohrhörer, die simultan übersetzen, Brillen, die auch hören und sprechen können.

Meist ist nur die Rede von neuen Nutzungen und Erleichterungen, und wenig von den Risiken, denen sich der Kunde aussetzt. Sprachassistenten zum Beispiel können zum Dauerabhörgerät werden, die gespeicherten Daten mit Daten aus anderen Online-Diensten zu Nutzerprofilen für Marketing und Marktforschung verknüpft werden – und durch sie wird unsere Stimme und damit ein biometrisches Merkmal zugänglich.

Solche Folgen muss man aber als Nutzer nicht selber herausfinden, das ist eine Bringschuld gerade auch der Medienhäuser, die diese Techniken einsetzen. Verantwortungsbewusste und glaubwürdige Unternehmen müssen unser Einverständnis ausdrücklich einholen für das, was sie mit unserem Digitalprofil machen. Solche Unternehmensethik ist kein Widerspruch zu Gewinn und Innovation, sondern deren Fundament.

Marlis Prinzing

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