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Ina Weisse erhält den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Schauspielerin".
© dpa

Deutscher Fernehpreis: "Und keine Sau schaut zu"

In Düsseldorf wurde am Mittwoch der Deutsche Fernsehpreis in 20 Kategorien vergeben. Beste Schauspielerin ist Ina Weisse, bester Schauspieler Jonas Nay. Das TV-Publikum bleibt außen vor.

Ein Fernsehpreis, der nicht im Fernsehn zu sehen ist, so verrückt kann es zugehen: „Ist der Fernsehpreis, so wie er in diesem Jahr stattfindet, jetzt wirklich das Non-Plus-Ultra, das Gelbe vom Ei?“, fragte sich Moderatorin Barbara Schöneberg, bevor sie am Mittwoch in Düsseldorf bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2016 zur Tat schritt. Als sie dann selbst in der Kategorie für die beste Unterhaltungsmoderation ausgezeichnet wird, ruft sie: „Das gibt’s doch gar nicht: Ich bekomme einen Preis – und keine Sau schaut zu.“

Nachdem der Fernsehpreis im vergangenen Jahr komplett ausfiel, wird die seit 1999 existierende Auszeichnung – die von ARD und ZDF zusammen mit ProSiebenSat1 und RTL vergeben wird – nur als „Branchentreffen“ mit geladenen Gästen anstelle des Fernsehpublikums vergeben. „2015 war ein durchaus besonderes Fernsehjahr – mit einem Schwerpunkt auf den aktuellen politischen Ereignissen, Innovation in den Genres und Bewegung bei den Sendern“, sagte Lutz Carstens, der diesjährige Juryvorsitzender und Chefredakteur des Fernsehmagazins „TV Spielfilm“.

Ina Weisse wird unter anderem für „Ich will Dich“ (ARD/WDR) zur besten Schauspielerin gekürt, Jonas Nay – der geflüchtete DDR-Soldat aus „Deutschland 83“ – wird bester Schauspieler. Jan Böhmermann wird für „Neo Magazin Royale“ geehrt und Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf erhalten für „Das Duell um die Welt“ den Preis für die beste Primetime-Unterhaltung. ARD-Sportjournalist Hajo Seppelt wird für seine Doping-Recherchen geehrt und der Investigativ-Reporter Günter Wallraff wird Ehrenpreisträger der Stifter. Sandra Maischberger erhält den Preis für die beste Talksendung.

An Preisen mangelte es nicht, in 20 Kategorien werden Ehrungen vergeben, darunter auch für die ARD-Literaturverfilmung „Nackt unter Wölfen“ und Vox-Serie „Der Club der roten Bänder“ über krebskranke Jugendliche. Doch die Fernsehzuschauer, also das Publikum all dieser Produktionen, erfahren davon nach der Neuausrichtung des Preises nur aus den anderen Medien, weil die Ausstrahlung der Preisverleihung zuletzt alles andere als erfolgreich war und vor allem die Privatsender wenig Lust verspüren, dieses Quotengift zu alimentieren. Für 2017 sollten die Stifter entweder ein Konzept für eine TV-Gala finden, die auch das Publikum interessiert, oder akzeptieren, dass eine unabhängige Auszeichnung wie der Grimme-Preis der besser Weg ist. Kurt Sagatz

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