Facebook greift durch: Ultrarechte müssen draußen bleiben
Facebook geht gegen Provokateure und internationale Verschwörungstheoretiker vor. Und bekräftigt die Pläne für die Europawahl.
Nach Versprechungen für mehr Datenschutz und Privatsphäre will Facebook seine Plattform offensichtlich auch von politischen Extremisten säubern. Das Netzwerk hat dazu eine Reihe von ultrarechten Kommentatoren aus den USA und Großbritannien von seinen Seiten verbannt. Von der Sperre betroffen sind unter anderem der einflussreiche amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones, der die Website „Infowars“ betreibt und behauptete, die US-Regierung sei an den Anschlägen am 11. September 2001 in New York beteiligt gewesen. Nach seinem Facebook-Profil wurde nun auch sein Instagram-Account gesperrt.
Blockiert wird außerdem der britische Provokateur Milo Yiannopoulos, der immer wieder mit frauenfeindlichen Sprüchen und rassistischen Bemerkungen an die Öffentlichkeit gegangen ist. Vom Bann betroffen ist auch Louis Farrakhan, Chef der radikalen religiös-politischen Organisation „Nation of Islam“, wie es in einer Stellungnahme des Unternehmens vom Donnerstag hieß. Farrakhan fiel wiederholt mit antisemitischen Äußerungen auf.
Facebook sah sich zuletzt wachsendem Druck ausgesetzt, seine Regeln im Umgang mit hassererfüllten und diskriminierenden Kommentaren konsequenter durchzusetzen. Das Unternehmen betonte nun, Facebook habe schon immer Individuen oder Organisationen verbannt, die Gewalt und Hass beförderten. „Der Prozess zur Bewertung potenzieller Regelverletzer ist umfangreich und hat uns zu unserer Entscheidung geführt, diese Konten heute zu entfernen.“
Die Europawahl im Blick
Ähnliche Aktionen in anderen Teilen Europas oder in Deutschland sind derzeit nicht vorgesehen, wie der Tagesspiegel auf Anfrage bei Facebook erfuhr. Im Fokus steht hier die anstehende Europawahl mit dem Ziel, Falschnachrichten und Fake-Accounts von der Plattform zu bekommen.
Auch hinsichtlich der Wahlwerbung hat Facebook vor der Europawahl Veränderungen vorgenommen. So soll die Nutzung von Online-Werbung für unerwünschte Eingriffe von außen durch mehr Transparenz verhindert werden. Zur Europawahl wird politische Werbung unterbunden, die aus dem Ausland finanziert wird. So könne beispielsweise für einen Kandidaten aus Dänemark keine Wahlwerbung aus Italien, Russland oder den USA geschaltet werden, hatte Facebook-Manager Richard Allen in einem Blogbeitrag geschrieben. Das gelte für Facebook ebenso wie für Instagram, das ebenfalls zum Facebook-Imperium gehört.
Das zweite Ziel sieht die Beseitigung von Falschmeldungen vor. Das Netzwerk arbeitet dafür mit 43 Partnern weltweit zusammen, die Inhalte in 22 Sprachen auf Fakten überprüfen. Diese Faktenchecker wurden vom International Fact-Checking Network zertifiziert. Wird ein Beitrag als falsch bewertet, stuft Facebook das Ranking im News Feed herab. Dadurch reduziert sich die Zahl der künftigen Aufrufe im Durchschnitt um mehr als 80 Prozent, erklärte Facebook.
Zudem will Facebook Fake-Accounts schneller entdecken und entfernen. Das Netzwerk setzt dazu auf KI-Tools dafür automatisierte Sicherheitsaufgaben. Damit könnten von Bots erstellte Fake-Accounts automatisch entfernt werden. In der Europazentrale in Dublin hat Facebook zur Europawahl ein Elections Operations Centre eingerichtet. Das Zentrum sei so strukturiert, „dass Entscheidungen schnell getroffen, Bedrohungen sofort adressiert und die Verbreitung von potenziell schädlichen Inhalten direkt eingeschränkt werden können“, verspricht die Plattform. Kurt Sagatz (mit dpa)
Kurt Sagatz