„Die Zukunft ist privat”: Facebook verspricht Neuanfang beim Datenschutz
Eine Reihe von Datenpannen haben das Vertrauen in Facebook erschüttert. Gründer Mark Zuckerberg gelobt nun Besserung. Der Umbau werde aber Zeit brauchen.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg verspricht nach den Daten-Skandalen der vergangenen Monate, den Schutz der Privatsphäre in den Mittelpunkt des Online-Netzwerks zu stellen. „Die Zukunft ist privat“, verkündete Zuckerberg auf der Entwicklerkonferenz F8 im kalifornischen San Jose am Dienstag. „Privatsphäre gibt uns die Freiheit, wir selbst zu sein.“ Insbesondere mit der zunehmenden globalen Vernetzung würden solche Rückzugsräume besonders wichtig.
Damit legte der Facebook-Gründer bei seinen bisherigen Ankündigungen nach, die Plattform stärker auf verschlüsselte private Kommunikation auszurichten. Das Online-Netzwerk war zuletzt nach Datenschutz-Skandalen und Datenpannen massiv unter Druck geraten.
Er verstehe deshalb, dass viele nicht glaubten, dass Facebook es damit ernst meine, räumte Zuckerberg ein. „Wir haben derzeit nicht den besten Ruf, was den Schutz der Privatsphäre angeht, um es freundlich zu formulieren“, sagte er. Das war Zuckerbergs einziger Verweis auf den Fall Cambridge Analytica und andere Probleme. Aber Facebook habe in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt, dass das Online-Netzwerk sich verändern und die Wünsche der Nutzer erfüllen könne, betonte er gleich im nächsten Atemzug. Die Neuausrichtung werde auch Änderungen daran erfordern, wie das Unternehmen geführt werde. Und der Umbau werde Zeit brauchen.
In den vergangenen Jahren hatte Zuckerberg noch oft wiederholt, es sei die Mission von Facebook, die Welt stärker zu vernetzen. Jetzt spricht er davon, dass sich Menschen online sowohl in öffentlichen als auch in strikt privaten Räumen bewegen wollten.
Chat-Dienste im Mittelpunkt
Ein zentrales Element der neuen Strategie sind Facebooks Chat-Dienste WhatsApp und der Facebook Messenger. Hier will Zuckerberg stärker die Kommunikation der Nutzer mit Freunden und Familie bündeln. Auch Messenger wird nun auf Komplett-Verschlüsselung umgestellt.
WhatsApp, der andere Chatdienst von Facebook, hat bereits seit langem die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der grundsätzlich nur Absender und Empfänger die Inhalte sehen können. Beim Messenger verzichtete Facebook darauf - unter anderem, um die Plattform besser für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden öffnen zu können, wie es hieß. Für die Übermittlung vertraulicher Informationen konnte man aber bereits in einen abgesicherten Modus gehen.
Mit einer neuen Funktion sollen Nutzer auch Freunde im Messenger einladen können, sich gemeinsam ein Video anzusehen. Das könnten eigene Videos, Clips aus dem Internet oder auch auf der Plattform verfügbare TV-Sendungen sein, hieß es am Dienstag. Der Messenger soll in diesem Jahr auch mit einer eigenen Desktop-App auf Windows- und Mac-Computern nutzbar werden.
Der Messenger hat nach aktuellen Zahlen 1,3 Milliarden aktive Nutzer im Monat, 410 Millionen davon verwenden auch den Videochat auf der Plattform. Zwischen Unternehmen und ihren Kunden würden 20 Milliarden Nachrichten pro Monat verschickt.
Facebook hat mit WhatsApp und dem Messenger eine besonders starke Position bei Chatdiensten. Ein zentraler Konkurrent ist iMessage von Apple, das bisher allerdings nur auf Geräten des iPhone-Konzerns läuft.
In Facebooks Haupt-App wird die Gruppen-Funktion stärker hervorgehoben, in der sich Nutzer nach Interessen vernetzen können. „Wir glauben, dass es eine Community für jeden gibt“, sagte Zuckerberg. Die im vergangenen Jahr vorgestellt Facebook-Datingplattform soll in diesem Jahr nach dem Start in Lateinamerika auch in den USA eingeführt werden.
Das Online-Netzwerk will unterdessen sein Videotelefonie-Gerät Portal nach dem Start in den USA auch international auf den Markt bringen. Im Juni soll Kanada den Anfang machen, Europa folge im späteren Jahresverlauf - einzelne Länder nennt Facebook dabei vorerst nicht. Für Portal soll auch eine Videochat-App für Smartphones kommen, die die Reichweite der Plattform erweitern wird. (dpa)