"Menschen bei Maischberger" zur Flüchtlingskrise: Til Schweiger: "Sie gehen mir auf den Sack"
Bei Sandra Maischberger wurde am Dienstagabend über die Flüchtlingskrise diskutiert. Dabei ging es zwischen Til Schweiger und CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hoch her. Am Ende zeigte sich ein Grundproblem vieler Polit-Talks.
„Sie gehen mir auf den Sack, echt.“ (Til Schweiger) „Dieser Til Schweiger da.“ (Roland Tichy) „Ich finde das so geil, ihren süffisanten Blick, weil sie mich jetzt vorführen wollen, das finde ich so geil.“ (Til Schweiger)
Eine kleine Auswahl an Äußerungen direkt aus dem Bauch. Nicht emotionsloser, konfliktbereinigter Neusprech. Sondern Aussagen, denen man anmerkt, dass sie nicht ängstlich abgewogen, überdacht, kontrolliert und analysiert werden. Sandra Maischberger nach der Sommerpause. Auch hier Thema, die andauernde und sich verstärkende Flüchtlingsproblematik: „Die Flüchtlingskrise: Politiker ratlos, Gesellschaft gespalten", lautete das Thema, das am Dienstagabend 1,47 Millionen Zuschauer verfolgten (Marktanteil: 9,4 Prozent).
Die ratlose Politik, vertreten durch CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer und Sevim Dağdelen, migrationspolitische Sprecherin der Linken. Für die gespaltene Gesellschaft, Til Schweiger, ARD-Moderatorin Anja Reschke und Wirtschaftsjournalist Roland Tichy. Schweiger und Reschke Pro-Flüchtlinge.
Tichy für Flüchtlinge und Einwanderungsgesetze. Es fehlt der negative Spalt der gespaltenen Gesellschaft. Warum? Mag sich keiner mit Fremdenhass, mit flüchtlingsfeindlichen Äußerungen in der Öffentlichkeit bloßstellen? Oder ist die Redaktion nach dem langen Urlaub einfach noch im wurstigen Relaxmodus? Anja Reschke als Gast. Nicht gerade die-große-Gastauswahl-Kunst. In einem „Tagesthemen“-Kommentar hat sie sich gegen Flüchtlingshetze ausgesprochen. Super. Dazu sind Kommentare eigentlich da. Auch bei der ARD. Und Journalisten sollen sich äußern. Das ist ihr Beruf. Wenn es unflätige Beschimpfungen und offene Anfeindungen hagelt, ist das sicher extrem unappetitlich. Aber das ist auch Berufsrisiko.
Til Schweiger ist da ein ganz anderes Kaliber
Til Schweiger, Regisseur und Schauspieler, ist da ein ganz anderes Kaliber. Er sammelt Geld für ein Flüchtlingsheim. Und er äußert sich ziemlich deftig auf seiner Facebook-Seite. Respekt. Manche Sachen ordnet er falsch ein. Gastarbeiter kamen nicht nach dem Krieg, um Deutschland wieder aufzubauen, sondern erst in den Sechzigerjahren. Auch die von Schweiger geforderte Verfassungsänderung, damit Rechte und Rechtsextreme keine Versammlungen mehr abhalten können, ist vielleicht etwas problematisch. Aber mit solchen Gesprächspunkten begibt er sich auf das mitunter wacklige Niveau der Mitdiskutanten.
Sevim Dağdelen hat wohl als einzige Politikerinnen schon lange, lange vorhergesehen, das die Flüchtlingszahlen 2015 explodieren werden. Sie ist gegen ein Einwanderergesetz, weil sich die Wirtschaft dann nur gute Einwanderer rauspicken würde. Weil Deutschland Waffen an die Balkan-Staaten verkauft hat, muss Deutschland jetzt auch die Wirtschaftsflüchtlinge vom Balkan aufnehmen. Reschke erzählt von einer Versammlung. Eine Frau will wissen, wie sie Flüchtlingen helfen kann. Andere Teilnehmer machen die Frau runter. Ein anwesender Politiker schweigt, greift nicht ein. Undemokratisch und unwürdig.
Warum hat Anja Reschke der Frau verbal nicht geholfen? Das Ganze fand nicht im sicheren Studio statt und einen Teleprompter für geeignete Formulierungen gab es wohl auch nicht. Hier zeigt sich ein Grundproblem, das bei den meisten Talks immer auftaucht. Die Politik ist an allem Schuld. Und deshalb ist für die Lösung aller Probleme auch nur die Politik zuständig. Wir haben keine gespaltene, sondern eine Problem-Verlagerungs-Gesellschaft. Übrigens, kurz vor Ende hat sich Schweiger für seinen heftigen Sack-Geher-Ausspruch entschuldigt.