Engagement für Flüchtlinge und Bildung: Til Schweiger gründet Stiftung für Kinder
Til Schweiger will nicht lange rumschnacken. Innerhalb kurzer Zeit hat er deshalb eine Stiftung für Kinder geründet. Und eine Quotenfrau ist auch dabei.
Eigentlich hatte Til Schweiger, 51, schon alle Beiratsmitglieder für seine Stiftung zusammen, als er plötzlich merkte: „Oha, Scheiße, das sind ja nur Männer.“ Eine Quotenfrau musste her und nun darf man sich vorstellen, wie Schweiger wohl sein Telefonbuch durchging, in dem vermutlich Nummern von vielen Frauen stehen. Aber es sollte ja eine sein, die ein gewisses politisches und gesellschaftliches Gewicht und dazu Zeit hat und so fiel die Wahl auf Rita Süssmuth. Sie sei begeistert von Schweigers Fähigkeit, Dinge anzupacken und umzusetzen, schwärmt die CDU-Politikerin und ehemalige Bundestagspräsidentin am Donnerstagmittag, als die Stiftung im Palais in der Berliner Kulturbrauerei vorgestellt wurde.
"Sofort Geld einsammeln"
Til Schweiger Foundation heißt die Stiftung, gegründet hat sie der Schauspieler mit dem Ziel, „die Chancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher jeglicher Herkunft“ zu verbessern, sie an Bildung teilhaben zu lassen und zu integrieren. Die Idee dazu habe er schon länger gehabt, sagt Schweiger, aber angesichts der politischen Entwicklungen und die Bedingungen für Flüchtlinge habe er dann entschieden, „sie sofort zu gründen, um sofort Geld einsammeln zu können.“
Genau das ist es, was Süssmuth mit Schweigers „Hands-on“-Mentalität meint. Und weil der Schauspieler nach eigener Aussage kein Mensch ist, der „lange schnackt“, hatte er auch die Mitglieder des Stiftungsbeirats innerhalb eines Tages zusammen: Neben Süssmuth sind das Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, Springer-Chef Mathias Döpfner, Schauspieler Jan Josef Liefers, Musiker Thomas D („Fantastische Vier“), ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber und Vizekanzler Sigmar Gabriel, der am Donnerstag im Palais an Schweigers rechter Seite Platz nimmt. „Wir müssen erreichen, dass sich in diesem Land nicht nur kleine Gruppen um Flüchtlinge kümmern, sondern alle Menschen“, betont Gabriel. Es sei deshalb richtig und wichtig, was Schweiger mit seiner Stiftung vorhabe.
Fast 500.000 Euro sind schon gespendet worden
Via Facebook hatte Schweiger den SPD-Chef und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einigen Wochen dazu aufgerufen, endlich etwas gegen die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland zu tun, woraufhin Gabriel tatsächlich bei Schweiger anrief, um mit ihm über das Thema zu diskutieren. Und nun sitzt er als Beirat in Schweigers Stiftung. Seine Rolle: „Geld einsammeln, Ideen mitbringen und Hürden überwinden“, sagt Gabriel.
Schweiger und Thomas D haben selbst 100.000 Euro gespendet, 25.000 Euro kamen von Joachim Löw, am Wochenende sammelte Schweiger bei der Geburtstagsparty von Unternehmer Joachim Hunold noch einmal 160.000 Euro ein, fast eine halbe Million Euro sei inzwischen zusammengekommen, erzählt Schweiger. Es soll aber noch viel mehr Geld werden, dafür werde er auch große Unternehmen ansprechen, kündigte Schweiger an.
Ein großer Teil des Geldes soll zunächst in eine Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung im niedersächsischen Osnabrück investiert werden. Geplant ist, ein Gebäude eines ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses in eine Schule umzuwandeln, auch zahlreiche Sprachlernbüchern sollen gekauft sowie eine Fahrradwerkstatt eingerichtet werden. Schweiger, der erst am Mittwoch die Dreharbeiten zu seinem Kino-„Tatort“ beendet hat, will die Einrichtung selbst bald besuchen.
„Wir geben den Traum aber nicht auf“
Ursprünglich hatte Schweiger in Osterode im Harz eine Flüchtlingsaufnahmestelle unterstützen wollen, doch ziehen sich die Verhandlungen zwischen dem Land Niedersachsen und dem Eigentümer der Kaserne, in der die Flüchtlinge untergebracht werden sollen, weiter hin. So lange wollte Schweiger nicht warten. „Wir geben den Traum aber nicht auf“, sagte Schweiger über das Projekt in Osterode, das eine Vorzeigeeinrichtung für Flüchtlinge werden soll.
Allerdings sei er enttäuscht, dass er in der Öffentlichkeit zunächst so wenig Unterstützung für seine Idee bekommen habe. Stattdessen sei es Thema gewesen, dass er auf Facebook „rumpöbeln“ würde, nachdem er sich über rassistische und hetzerische Kommentare aufgeregt hatte. „Immer das Schlechte zu suchen, ist aber leider so eine deutsche Eigenart“, beschwerte sich Schweiger.
Mit seiner Stiftung will er nun beweisen, dass es auch anders geht. Seine eigenen Vorurteile über Politiker habe er in diesem Rahmen schon geändert. „Früher dachte ich immer: Politiker sind die geworden, mit denen früher in der Schule niemand spielen wollte.“ Jetzt gebe es aber auch Politiker, die ihm Respekt einflößen würden wie Gabriel und Süssmuth. Konkret äußern zum Umgang der Regierung mit der Flüchtlingsdebatte wollte sich Schweiger dann selbst aber nicht. Allerdings, so sagte er, sei er durchaus bereit, neben Süssmuth noch eine weitere Frau in den Stiftungsbeirat zu berufen. „Wenn Merkel mich anruft, nehmen wir die auch noch.“