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Krawallbrüder.  Die Schauspieler Til Schweiger (links) und Fahrin Yardim wollen auch im Kino-„Tatort“ ordentlich Action machen.
© dpa

Krimi goes Kino: Til-Schweiger-Tatort: Actionreicher als je zuvor

Til Schweigers „Tatort“ kommt ins Kino – weitere ARD-Kommissare folgen. Der WDR will das Münster-Duo auf die Leinwand bringen

Kinobesucher lieben Komödien. Kein anderes Genre zieht so viele Besucher an, wie die gerade veröffentlichte Studie der Filmförderungsanstalt zum Kinojahr 2014 zeigt. Zu den erfolgreichsten Dramödien-Machern in Deutschland gehört derzeit Til Schweiger, der mit dem Alzheimer-Film „Honig im Kopf“ erneut einen Kinohit landete. Nun will der Produzent und Schauspieler erneut beweisen, dass er auch Action kann. Im Februar bringt er deshalb den „Tatort“ ins Kino – andere Ermittlerteams der ARD-Krimireihe sollen ihm folgen und beweisen, dass dieses aufs Fernsehen zugeschnittene Format auch auf der großen Leinwand funktioniert.

Bereits seit Jahren arbeitet der Westdeutsche Rundfunk (WDR) an einem Kino-Drehbuch für sein Münsteraner Duo Frank Thiel (Alex Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), die mehr Komödie als Krimi abliefern und zumindest den Zuschauerzahlen nach das erfolgreichste „Tatort“-Team sind. Was im Fernsehen gut funktioniert, wird im Kino ein Knüller, dürfte sich der WDR gerade im Hinblick auf die Genre-Vorlieben der Deutschen denken. Doch ist der WDR über die bloße Ankündigung eines Kino-„Tatort“ bisher nicht hinausgekommen – und muss nun zusehen, wie ausgerechnet der Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit Til Schweiger an ihm vorbeizieht.

Der NDR jubelt schon

In welche Jubelstimmung das den NDR versetzt, lässt bereits die Pressemitteilung vermuten. „Actionreicher und aufwendiger als je zuvor“ soll die Kinoversion werden, teilte der Sender mit. Die Folge werde Schweiger als Hamburger Kommissar Nick Tschiller „auf eine brisante Odyssee durch halb Europa“ führen, seit Anfang Juli wird bereits gedreht, in Istanbul, Moskau, Berlin/Brandenburg und Hamburg. „Tschiller außer Dienst“ heißt die Folge, das Drehbuch kommt von Christoph Darnstädt, Regisseur ist Christian Alvart, der auch alle bisherigen Fälle mit Schweiger Regie inszeniert hat.

Sie wollen mit der Folge den Erzählbogen um den Kampf des Kommissars gegen einen kriminellen Clan abschließen, der sich durch die Tschiller-Reihe zieht. Nach „Willkommen in Hamburg“ 2013 und „Kopfgeld“ 2014 folgen mit „Der große Schmerz“ am 22. November und „Fegefeuer“ am 29. November gleich an zwei Sonntagen hintereinander Schweiger-„Tatorte“, auf denen dann der Kinofilm aufbaut. Erst 2018 soll „Tschiller außer Dienst“ dann im Fernsehen zu sehen sein, in ungekürzter 120-Minuten-Fassung – wer so lange nicht warten will, muss gleich doppelt zahlen, neben dem Rundfunkbeitrag auch den Kinoeintritt. Acht Millionen Euro soll der Kino-„Tatort“ kosten, der von Syrreal Entertainment und Schweigers Firma Barefoot Films produziert wird, der NDR ist Ko-Produzent in Zusammenarbeit mit Warner Bros.

In welcher Höhe Beitragsgelder in die Produktion eingehen, will der NDR nicht konkret beziffern. Der Anteil liege „leicht unter den durchschnittlichen Produktionskosten eines Hamburger ,Tatort‘“, sagte Thomas Schreiber, Programmleiter Fiktion & Unterhaltung beim NDR. Demnach also weniger als 1,4 Millionen Euro, so viel kostet nämlich eine „Tatort“-Folge nach ARD-Angaben im Schnitt, wobei für die Schweiger-Krimis ohnehin mehr Drehtage als üblich vorgesehen sind; sie sind damit teurer als der Durchschnitts-„Tatort“.

Durch die Ausstrahlung im Kino soll der „Tatort“ „eine weitere Ebene gewinnen“, erklärte Schreiber. Nicht zum ersten Mal: Götz George war als Ermittler Horst Schimanski bereits 1985 mit „Zahn um Zahn“ und 1987 mit „Zabou“ im Kino zu sehen. Fast 30 Jahre später soll Schweiger nun beweisen, dass der „Tatort“ noch immer Zuschauer ins Kino zieht.

Sollte Schweiger dies gelingen, werden neben NDR und WDR wohl auch andere Sendeanstalten ihre Ermittlerteams auf die große Leinwand bringen wollen. Der Bayerische Rundfunk schließt dies bisher zwar aus, allerdings nur „momentan“ und aus „finanziellen Gründen“. Auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) plant derzeit keinen Kino-„Tatort“. Derweil erwägt der NDR, noch andere „Polizeiruf“- oder „Tatort“-Ermittlerteams ins Kino zu bringen, „wenn wir eine gute und sinnvolle Idee“ finden.

„Tschiller außer Dienst“ soll allerdings nicht das Ende des Fernseh-„Tatort“ mit Schweiger sein, betont Schreiber. Nach 2018 werde er weiter im Ersten ermitteln.

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