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20 Prozent weniger: Senderchefin Anne-Marie Dohm von DR Danmark (links) erläutert RBB-Intendantin Patricia Schlesinger die Situation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Dänemark. Mit im Bild: Moderator Louis Klamroth.
© Ulf Büschleb/MCB

Media Convention Berlin: Sterben ist kein Programm

Zum fünften Mal findet die Media Convention parallel zur re:publica statt. Die Öffentlich-Rechtlichen nutzen die Plattform geschickt zur Selbstbehauptung.

„Die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks überzeugt noch immer, aber zugleich nimmt die Entfremdung zwischen Sendern und Publikum zu. Häufig fehlt das Wissen, wofür das System gut ist.“ Das Zitat könnte von jedem Verantwortlichen eines europäischen Senders stammen, der entweder mit Gebühren oder über andere öffentliche Gelder finanziert wird. Tatsächlich stammt es von Ladina Heimgartner, der stellvertretenden Generaldirektorin des Schweizer Rundfunks, die am Mittwoch auf dem Podium der Media Convention Berlin saß. „Kritik und Reformen überall: Reboot des öffentlich-rechtlichen Systems?“ hieß das erste Panel der diesjährigen Veranstaltung, die zum fünften Mal zusammen mit der re:publica in Berlin stattfindet.

Ladina Heimgarnter sollte eigentlich recht entspannt in die Zukunft blicken können. Anfang April hatten die Eidgenossen mit einer Mehrheit von über 70 Prozent gegen die Abschaffung der bisherigen Finanzierung und somit für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Systems in der Schweiz votiert. Doch hier wie dort müssen die Sender darum kämpfen, das Vertrauen der Zuschauer, Zuhörer und Internetnutzer zu rechtfertigen. Entsprechend bewegen sich die meisten Medienkongresse zwischen öffentlich-rechtlichen Rückzugsgefechten und Vorwärtsverteidigung, vor allem, seitdem die Politik auf Veränderungen drängt.

So schnell kann es ernst werden

Wie schnell die Situation für die öffentlich-rechtlichen Sender ernst werden kann, zeigt ein Blick auf das nördliche Nachbarland Dänemark. Die dänische Regierung hat dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen harten Sparkurs verordnet. DR Danmark muss mit 20 Prozent weniger Finanzmitteln auskommen, sagte deren Senderchefin Anne-Marie Dohm auf der Media Convention. Die Folge: weniger News, weniger Drama, weniger Kanäle.

Die gleichzeitige Umstellung vom Gebührensystem auf eine Steuer empfindet Dohm hingegen nicht als Problem. Als ihre deutsche Amtskollegin, die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, wissen wollte, wie denn eine zu große Nähe und Abhängigkeit von der Politik verhindert werden könne, verwies sie auf das funktionierende Alarmsystem der Dänen. Diese würden sofort aktiv, wenn versucht werde, politische Meinungen zu unterdrücken. Besorgt ist Dohm allerdings vor allem, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf seine Kernaufgaben reduziert werden soll – „also auf Kultur, Bildung und etwas Nordic Noir“. So werde der öffentlich-rechtliche Rundfunk so langweilig, dass er bald sterben würde.

Es sei sehr bedauerlich, was in Dänemark passiere, sagte Schlesinger und unterstrich, dass die Sender auch in Deutschland unter hartem Spardruck stünden. Allein das von der ARD vorgelegte Sparkonzept habe ein Volumen von 588 Millionen Euro. Gespart werde allerdings nicht im Programm, sondern im Back Office, indem schlanker und effizienter produziert werde. „Das müssen wir nun managen, darum sehen wir im Moment keine weiteren Sparmöglichkeiten“, so die RBB-Intendantin.

Benjamin Immanuel Hoff, der Chef der Thüringer Staatskanzlei, erinnerte an ein anderes Problem: die immer geringere Medienvielfalt in den Regionen. In Teilen Thüringens gebe es einige Zeitungen, die sich einen gemeinsamen Mantel teilen müssen. Viele Thüringer empfänden die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk daher als „unfassbar abstrakt“, sagte Hoff unter dem Applaus vieler Besucher der Media Convention. Vor einer anderen Frage stehen jedoch sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Sender in Deutschland: wie und mit welchen Angeboten sollen sie mit Amazon und Netflix konkurrieren?

Vom Medium über das Endgerät zum Inhalt

RTL sieht sich für diesen Wettbewerb gut gerüstet. „Fernsehen war mal ein Medium, jetzt ist es ein Endgerät, was zählt, sind die Inhalte“, sagte Marcus Dimpfel, der bei der Kölner Sendergruppe für die strategische Unternehmensentwicklung zuständig ist. „Wenn man exklusive Inhalte hat, dann kommt man auch zu uns und geht nicht zu Amazon und Netflix“, sagte er und verwies auf eigene Fiction-, Factual- und Soap-Formate und die 2006 gestartete Plattform TV Now.

Die Telekom mit ihrer Entertain-Plattform geht einen etwas anderen Weg. Unter einer einheitlichen Oberfläche werden die unterschiedlichsten Angebote von RTL über Netflix bis Videoload gebündelt, hinzu kommt eine exklusive Serie pro Monat sowie demnächst die erste Serieneigenproduktion, erklärte Telekom-Mann Wolfgang Elsäßer. „Wir denken mehr über Partnerschaften nach als übers Abgrenzen“, lautet seine Devise.

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