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Die Schauspielerin Nicole Kidman hat in der Serienadaption von „Nine Perfect Strangers“ die Hauptrolle übernommen. Als Betreiberin eines Wellness-Resorts verspricht Masha ihren Gästen nichts weniger als eine Neugeburt als glücklicher Mensch.
© Hulu/Amazon Prime

Nicole-Kidman-Serie „Nine Perfect Strangers“: Seelen-Striptease in Fortsetzung

Wieder mit Nicole Kidman: Nach „Big Little Lies“ startet nun Liane Moriartys „Nine Perfect Strangers“ als TV-Serie.

Wer als neuer Mensch wiedergeboren werden will, muss zunächst sterben. Das ist das Transformations-Mantra von Masha. Die Betreiberin des kalifornischen Wellnessresorts „Tranquillum House“ wird von der australischen Schauspielerin Nicole Kidman (Oscar 2003 für „The Hours: Von Ewigkeit zu Ewigkeit“) gespielt. Sie ist zugleich Executive Producerin der achtteiligen Mini-Serie „Nine Perfect Strangers“. Ihre Masha hat diesen Prozess selbst durchlaufen.

In ihrem vorherigen Leben war Masha eine knallharte, überaus erfolgreiche russische Geschäftsfrau. Bis sie in einer Parkgarage von einem Attentäter erschossen wurde und klinisch tot war. Doch sie wurde wiederbelebt, ist nun ein neuer, geläuteter Mensch und möchte, dass auch andere diese heilsame Erfahrung machen können.

Glücklicher, gesünder, freier

„Nach diesen zehn Tagen im Tranquillum House werdet ihr glücklicher, gesünder und freier sein als zuvor“, verspricht sie der achtköpfigen Gruppe von Großstädtern, die sich in das Resort aufgemacht haben. Zusammen mit Masha sind sie die neun Fremden. „Ihr steht am Fuße eine mächtigen Berges, ich werde euch helfen, den Gipfel zu erklimmen.“

[„Nine Perfect Strangers“, Amazon Prime, die ersten drei Teile am Freitag, dann im Wochenrhythmus eine weitere von insgesamt acht Episoden.]

In den USA startete „Nine Perfect Strangers“ am Mittwoch auf Hulu, in Deutschland läuft sie ab Freitag beim Amazon Prime. Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman der Australierin Liane Moriarty, in Deutschland ist er unter dem Titel „Neun Fremde“ erschienen. Ihr Bestseller „Big Little Lies/Tausend kleine Lügen“ wurde mit Stars wie Nicole Kidman, Meryl Streep und Reese Witherspoon für die gleichnamige HBO-Serie adaptiert, die mehrere Emmys und Golden Globes erhielt. Anders gesagt: Wer „Big Little Lies“ mochte, gehört zum Zielpublikum von „Nine Perfect Strangers“. Showrunner ist erneut David E. Kelley („Ally McBeal“). Wegen Corona wurden die Dreharbeiten nach Australien verlegt.

Die Sache mit dem Sterben meint Masha übrigens todernst. Am Anfang des Aufenthalts muss jeder Teilnehmer sein eigenes Grab ausheben und sich hineinlegen. Masha wirft auf jeden von ihnen etwas von dem Aushub, um so den Abschied vom bisherigen Leben zu bekräftigen.

Auch sonst ist Tranquillum House ein ganz besonderer Ort, umgeben von einem riesigen Gelände, das direkt an der Küste liegt, zugleich aber über weite Wälder, Flüsse und sogar heiße Quellen verfügt. Die Gebäude sind kubistisch modern, die Einrichtung schlicht, aber edel. Wer hierherkommt, muss ziemlich reich sein oder andere Eigenschaften mitbringen, damit Masha ihn für dieses Ambiente inklusive meditativer Anwendungen und der vor allem aus Früchten und Smoothies bestehenden Ernährung auswählt.

Mit ihren weiten Leinengewändern und der großen Kette hat sie etwas von einem zenbuddhistischen Guru. Vor allem aber ist es dieses weise Lächeln, ja Strahlen, mit dem sie selbst die größten Zyniker und verzweifeltsten Zivilisationsgeschädigten wieder in die nach ihrer Meinung richtige Spur bringt.

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Der Plot entwickelt sich ebenso behutsam wie die Behandlung. Nur ganz langsam erkennt der Zuschauer die Tiefen und Untiefen, die hier ausgelotet werden. Nichts ist, was es zu sein scheint. Sicher ist nur eines: Am Ende werden die neun Menschen keine Fremden mehr sein.

Gut gehütete Geheimnisse

Denn jeder trägt sein Bündel. Alle sind mit Problemen beladen und wollen sich nicht eingestehen, unter welchem Druck sie schon seit Jahren stehen. Wer im Großstadtdschungel überleben will, muss Härte auch gegen sich selbst zeigen. So zum Beispiel die Romanautorin Frances (Melissa McCarthy, bekannt insbesondere als Sookie aus der TV-Serie „Gilmore Girls“), deren Karriere gerade einen Tiefpunkt erreicht hat. Oder der Ex-Footballstar Tony (Bobby Cannavale). Seine alte Wunde ist eine Sportverletzung, die ihn nachhaltig aus der Bahn geworfen hat. Und da ist die Marconi-Familie, die einst aus vier Personen bestand, bevor sich der Zwillingsbruder von Tochter Zoe (Grace Van Patten) vor drei Jahre selbst das Leben nahm. Und auch bei Lars (Luke Evans), der mit einer ganz anderen Absicht nach Tranquillum kam, ahnt man, dass er nicht unbelastet ist. Selbst Masha verbirgt ein gut gehütetes Geheimnis um die Bedrohung aus ihrem früheren Leben.

Die australische Bestseller-Autorin Liane Moriarty hat auch den Roman "Big Little Lies" geschrieben, auf dem die gleichnamige Serie basiert. Sie erhielt mehrere Emmys und Golden Globes.
Die australische Bestseller-Autorin Liane Moriarty hat auch den Roman "Big Little Lies" geschrieben, auf dem die gleichnamige Serie basiert. Sie erhielt mehrere Emmys und Golden Globes.
© Amazon.de

Masha folgt einem strikten Protokoll. In Tranquillum House gibt es eine Reihe von Regeln. Ob nun Drogen und Medikamente, der kleine Alkoholvorrat und die lieben Süßigkeiten oder das Smartphone. All das muss zu Beginn des Aufenthalts abgegeben werden. Die Behandlungen gehen weit über klassisches Wellness hinaus. Den Teilnehmern steht ein kompletter Reboot bevor, auch das ist ihnen selbst nicht bewusst. Wer das Resort nach den zehn Tagen wieder verlässt, wird nicht der Gleiche sein wie zuvor.

Bevor das allerdings erreicht wird, werden die Zuschauer Zeuge von allerhand Enthüllungen und jeder Menge Seelen-Striptease. Offenbart werden: der Wunsch nach Liebe, verschüttete Gefühle, gerissene Verbindungen oder lange unterdrückte Aggressionen, die sich Bahn brechen wollen. In manchem davon findet man sich vielleicht selbst wieder.

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