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"Es wird zu viel gelabert in deutschen Filmen“, sagt Uwe Ochsenknecht (l.). Für diesen ZDF-Film mit ihm und Dietmar Bär gilt das nicht.
© Conny Klein

Komödie mit Uwe Ochsenknecht: Schöner schweigen auf Rügen

Endlich wieder eine gute Komödie: Uwe Ochsenknecht und Dietmar Bär in „Große Fische, kleine Fische“. Einen Grund zum Motzen findet Ochsenknecht trotzdem.

„Andermal.“ Fiete (Dietmar Bär) hat es versucht. Er hat sich mit Piet (Axel Stein) getroffen, hat seine Thermoskanne und zwei Tassen ausgepackt und einen richtigen Halbsatz gebildet: „Es ist so ...“ Denn Fiete muss Piet dringend etwas mitteilen. Nämlich dass nicht Paul (Uwe Ochsenknecht), Fietes bester Freund, Piets Vater ist, wie bisher alle dachten, sondern er selbst, also Fiete. Furchtbar kompliziert. Besonders für Fiete, der in etwa so gerne redet wie die Fische in der Ostsee. Jedenfalls packt Fiete nach einer Weile alles wieder ein und bemerkt abschließend: „Andermal.“

Das ist eine Szene, die umso besser funktioniert, wenn man Fietes hartes Ringen im Gesicht in aller Ruhe buchstäblich ablesen kann. Bis dann die ganze Luft mit einem einzigen Wort herausgelassen wird. Fietes Kapitulation vor der schweren Aufgabe, sich als Vater zu bekennen, ist typisch für „Große Fische, kleine Fische“, eine fürs Fernsehen eher untypische Komödie. Seit der Stummfilmzeit hat es wohl nur wenige Filme mit derart wenig Dialogtext für die Hauptdarsteller gegeben. „Wir fanden es beide spannend, als Schauspieler mal auf Gesten, Mimik, Verhalten reduziert zu sein – und nicht immer nur zu reden. Es wird einfach zu viel gelabert in deutschen Filmen“, sagt Uwe Ochsenknecht.

Und wie das Leben in diesem Kaff auf Rügen bewegt sich auch die Kamera extrem langsam. So viel Stille, so wenig Action: Das mögen Fernsehredaktionen sonst nicht so gerne, und vielleicht hat es ja ein bisschen geholfen, dass Autor und Regisseur Jochen Alexander Freydank 2009 den Oscar für den Kurzfilm „Spielzeugland“ gewonnen hatte. Freydanks Schauplatz, das Dorf auf Rügen, ist an sich schon ein komischer Mikrokosmos: mit einem Bürgermeister (Jürgen Tarrach), der Parkuhren am Hafen aufstellt – für Touristenboote, die nicht kommen; mit ausgesprochen neugierigen Bewohnern (Katharina Thalbach, Fritz Roth) und einer hübschen Arzttochter (Cornelia Gröschel), die Piet einst sitzengelassen hat.

„Ich kann das Wort schon nicht mehr hören."

Von der temporeichen Moderne ist dieses Fleckchen vergessen worden, im Zentrum hocken stur und schweigsam die Freunde Paul und Fiete. Sie sind Nachbarn in zwei malerischen Doppelhaushälften, fischen gemeinsam auf einem alten Kutter, der so heißt wie Pauls Frau Lilli, die im Wachkoma liegt. Um sein Kapitänspatent nicht zu verlieren, muss sich Paul einem Medizincheck unterziehen und erfährt dabei, dass er eigentlich zeugungsunfähig ist. Bei seiner Rückkehr ist Lilli gestorben. Piet kommt zur Beerdigung, was aus Eifersuchtsgründen eine zünftige Wirtshauskeilerei auslöst. Und dann ist da noch die Sache mit den Urnen, denn sowohl Fiete als auch Paul tauschen heimlich die Urne mit Lillis Asche aus, um eine Seebestattung zu vollziehen.

Es geht ums große Ganze, um Liebe, Familie, Freundschaft und Heimat, doch Drehbuch und Inszenierung stecken voller skurriler Ideen, ohne die Dörfler als Trottel zu veräppeln. Die größte Überraschung ist vielleicht Axel Stein, der nicht nur aufgrund der Ähnlichkeit mit Dietmar Bär eine optimale Besetzung ist und sich hier glänzend einfügt.

Eine Komödie also? „Ich kann das Wort schon nicht mehr hören. Weil die meisten schlecht sind. Es ist immer weniger Geld da, man hat weniger Zeit zum Drehen, trotzdem wollen alle einen Spitzenfilm haben. So funktioniert das nicht“, schimpft Ochsenknecht, der es wissen muss, weil er in vielen Komödien mitspielt (auch in schlechten). Hier aber funktioniert’s.

„Große Fische, kleine Fische“; ZDF, Donnerstag, 20 Uhr 15

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