zum Hauptinhalt
Ein letztes Mal als Theo Clüver. Robert Atzorn, 72, beendet am Montag seine Schauspielkarriere.
© ZDF und Marion von der Mehden

"Nord Nord Mord" im ZDF: Robert Atzorns Abschiedsvorstellung

Mit „Clüver und der leise Tod“ beendet Robert Atzorn seine Schauspielerkarriere. Für "Nord Nord Mord" hat das ZDF bereits einen Nachfolger.

„Das ist keine Müdigkeit, das ist das Alter“, sagt Theo Clüver alias Robert Atzorn in einer Szene auf die Frage einer seiner Filmtöchter und kündigt an, in Kürze eine wichtige Entscheidung bekannt zu geben. Die meisten Zuschauer von „Nord Nord Mord: Clüver und der leise Tod“ ahnen natürlich schon, worum es sich handeln wird, denn der Schauspieler hat bereits vor Monaten seinen Ausstieg aus der beliebten ZDF-Krimireihe angekündigt. Was er zunächst nicht gesagt hat: Zusammen mit seinem Abschied von dem auf Sylt spielenden Regionalkrimi hängt er zugleich den Schauspielberuf an den Nagel.

Derart endgültig wie bei dem 72-Jährigen fällt bei den wenigsten Schauspielern der Abschied vom Beruf aus: Robert Atzorn macht jedoch keine halben Sachen. Er schließt künftige Auftritte, sei es in Serien, Filmen, in Talkshows oder bei TV-Galas kategorisch aus. Nicht einmal für Synchronisationen oder Lesungen stehe er mehr zur Verfügung, und auch seine Fanpost werde er in Zukunft nicht mehr beantworten, hatte er kurz vor dem Jahreswechsel bekannt gegeben. Stattdessen wolle er sich nur noch seiner Familie und seinen Enkelkindern widmen.

Ein würdiger Abschied für Robert Atzorn

Zu seinen Wünschen gehörte auch, dass es keine Abschiedsrunde durch die Sender geben soll. Ganz stimmt das allerdings nicht, denn sein letzter Auftritt in „Nord Nord Mord“ ist genau das, was man als würdigen Abschied von einem beliebten Schauspieler bezeichnet. Mitunter fällt es schwer zu unterscheiden, ob nun Theo Clüver seinen beiden Sylter Kriminalassistenten Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) seine Pläne für sein neues Leben darlegt („Jetzt seid ihr dran“) oder ob Robert Atzorn Abschied von seiner Fangemeinde nimmt – die ZDF-Reihe kommt immerhin auf rund sieben Millionen Zuschauer.

Zur Karriere von Robert Atzorn, gehörte auch „Unser Lehrer Doktor Specht“ (oben, 3. v. r.).
Zur Karriere von Robert Atzorn, gehörte auch „Unser Lehrer Doktor Specht“ (oben, 3. v. r.).
© dpa

Damit sein letzter TV-Auftritt nicht gänzlich zur sentimentalen Abschiedsvorstellung wird, muss in „Clüver und der leise Tod“ freilich auch ein Todesfall aufgeklärt werden. Eine Schweizer Familie wollte eine zum Verkauf stehende Immobilie erwerben – Marktwert immerhin im zweistelligen Millionenbereich –, als deren Kinder bei der Besichtigung im Gartenpavillon eine Leiche entdecken. Es ist Hans Bergmann, der Besitzer des Hauses, und sein Tod gibt dem Sylter Ermittlerteam viele Fragen auf: Welche Rolle spielt die junge Maklerin Susanna Wagner (Mina Tander), die wenig Mitleid mit dem Toten zeigt, dafür aber Kommissar Feldmann so nachhaltig den Kopf verdreht, dass er jede professionelle Zurückhaltung vergisst? Oder hatte vielleicht der Immobilienhändler Bendix Böckelmann (Wilfried Hochholdinger), bei dem Wagner zuvor gearbeitet hatte und der wie Bergmann an einer ehemaligen Kaserne als Investitionsobjekt interessiert war, ein Mordmotiv? Und wie passt der Nudistenverein, dem der Tote nahestand, in diese Geschichte? Die richtigen Antworten werden sich finden, doch im Mittelpunkt des Films steht das nicht.

Robert Atzorn, aufgewachsen und geprägt im Norden Deutschlands, kann auf ein erfolgreiches Schauspielerleben zurückblicken. Mit jeder Besetzung steigerte sich sein Ansehen. Zum Publikumsliebling wurde er in der Titelrolle der Vorabendserie „Unser Lehrer Doktor Specht“, die er von 1992 bis 1999 verkörperte. Von ganz anderem Kaliber waren seine Einsätze als „Tatort“-Kommissar Jan Casstorff in den Jahren 2001 bis 2008. Dieses Engagement zu übernehmen war alles andere als eine leichte Aufgabe. Schließlich folgte er auf Manfred Krug und Charles Brauer, einem der beliebtesten „Tatort“-Teams überhaupt. Ausgezeichnet mit einem Grimme- und einem Bayerischen Fernsehpreis wurde Atzorn für seine Rolle als Polizei-Präsident im ZDF-Fernsehfilm „Der Fall Jakob von Metzler“, in dem es um den Mord an Jakob von Metzler und den Prozess gegen Wolfgang Daschner ging. Privat ist Atzorn seit über 30 Jahren mit der Schauspielerin Angelika Hartung verheiratet, sie haben zwei erwachsene Söhne.

Sieben Mal stand Atzorn für "Nord Nord Mord" vor der Kamera

Als Theo Clüver in „Nord Nord Mord“ stand Atzorn sieben Mal vor der Kamera. Seit der zweiten Episode der Reihe enthalten die Titel immer auch den Namen des Kommissars. Wie in anderen Rollen gelang es Atzorn in dieser Reihe, dass seine Figur zugleich beliebt war, aber auch respektiert wurde.

In „Nord Nord Mord“ tritt Peter Heinrich Brix (unten) in die Fußstapfen von Robert Atzorn.
In „Nord Nord Mord“ tritt Peter Heinrich Brix (unten) in die Fußstapfen von Robert Atzorn.
© ZDF und Bernd Cramer

Die Krimireihe „Nord Nord Mord“ soll auch nach dem Abschied von Robert Atzorn als Theo Clüver weitergehen. Die sieben Millionen Zuschauer haben dem ZDF diese Entscheidung leicht gemacht. Ein Nachfolger für Clüver ist auch schon gefunden. Peter Heinrich Brix wird künftig Hauptkommissar Carl Sievers spielen.

Der gebürtige Schleswig-Holsteiner, der aus einem kleinen Dorf nahe Flensburg stammt, gilt als norddeutscher Gentleman, der nicht ins Rampenlicht oder auf die roten Teppiche dieser Welt drängt. Brix wollte zunächst Landwirt auf dem Hof der Eltern werden, entschied sich dann aber für den Schauspielerberuf. Seinen ersten TV-Auftritt hatte er in der Reihe „Der Landarzt“, es folgten „Großstadtrevier“, „Neues aus Büttenwarder“ und „Pfarrer Braun“ und nun also „Nord Nord Mord“ im ZDF.

„Nord Nord Mord: Clüver und der leise Tod“, ZDF, Montag, 20 Uhr 15

Kurt Sagatz

Zur Startseite