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Hunderte Asylheime wurden bereits auf der Karte von Google Maps verzeichnet.
© Tsp
Update

Fremdenfeindlichkeit im Internet: Rechte Karte aus dem Netz genommen

Eine Google-Maps-Karte verzeichnete Asylheime in ganz Deutschland, inklusive Adresse und geschätzter Bewohnerzahl. Dahinter steckt „Der III. Weg“, eine rechtsextreme Partei aus Rheinland-Pfalz. Jetzt wurde die Seite aus dem Netz genommen.

„Kein Asylantenheim in unserer Nachbarschaft!“ Das war der Titel einer Google-Maps-Karte.  Erstellt wurde sie von Rechtsgesinnten. Sie zeigte eine Deutschlandkarte mit mehreren hundert roten Punkten, die die genauen Standorte von Asylheimen preisgeben, inklusive Adresse und geschätzter Bewohnerzahl. „Nur mit Ihrer Hilfe kann es gelingen, flächendeckend möglichst viele Asylantenheime zu erfassen“, stand in der Beschreibung an der Seite. Die Karte ist auf die rechtsextreme Partei „Der III. Weg“ aus Rheinland-Pfalz zurückzuführen. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass die meisten Standorte in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eingetragen waren. Seit Donnerstag Abend ist die Karte nicht mehr abrufbar.

Mit Anleitung gegen Asylheime

Auf der Homepage von „Der III. Weg“ findet sich weiteres Material zu der Aktion, zum Beispiel ein 20-seitiger Leitfaden, der erklärt, welche Schritte eingeleitet werden können, um den Ausbau von Asylheimen zu verhindern. Von der Unterschriftenaktion bis zum Umgang mit Gegendemonstranten.

Des Weiteren steht in der Beschreibung der Google-Karte: „Wir bejahen grundsätzlich den Anspruch auf Asyl, lehnen aber Asylmißbrauch kategorisch ab.“  Dies klingt wie das „Not-in my-backyard“-Prinzip. Helfen? Ja! Aber lieber woanders.

Vor Heimen, in denen traumatisierte Flüchtlinge leben, denen man zumutet, dass sie mit dieser Aggression so konfrontiert werden, braucht es solche Demos nicht, es sei denn, es geht nur darum, Angst zu erzeugen!

schreibt NutzerIn brotkrume

Angriffe gegen Flüchtlinge häufen sich

Die Zahlen der Kriminalstatistik zeigen, dass die Anschläge auf Asylheime um 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind. Von 58 Fällen im Jahr 2013 auf über 150 Fälle im Jahr 2014. Die Tendenz ist weiterhin steigend. Die fremdenfeindliche Google-Maps-Karte könnte nun zu weiteren Anschlägen verhelfen.

Die zahlreichen Eintragungen auf Google-Maps weisen auf eine rege Beteilung von Nutzern hin. Sie scheint den Rechtsruck in der Gesellschaft noch deutlicher zu machen. Die Karte kann von verschieden Nutzern bestückt werden. Via E-Mail kann man die Partei „Der III. Weg“ über ein neues Asylheim informieren.

 Google erlaubt zuerst und prüft später

Mit Google Maps kann jeder Nutzer eigene Karten erstellen. Der Inhalt der Karten oder deren Absicht wird von Google zunächst einmal nicht geprüft. In der Nacht zum Freitag wurde die Karte nun entfernt. Wohlmöglich, weil viele Internetnutzer die Karte bei Google gemeldet hatten. Dabei gab es auch Stimmen, die die Karte für unbedenklich hielten. Adressen der Asylheime seien ohnehin öffentlich zugänglich, war das Hauptargument. Explizit rassistische Ausdrücke, wie „Zigeunerclans“ finden sich erst im Leitfaden, der auf der Seite der rechten Partei.

Doch die freie Nutzung von Google Maps bringt auch Gutes mit sich: Die Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ hat eine Karte erstellt, die unter dem Namen „Wie kann ich helfen?“ lokale Hilfsorganisationen und Flüchtlingsräte aufzeigt. Auch auf der Seite der Antonio-Amadeu-Stiftung findet sich eine Karte, allerdings nicht von Google-Maps, die die Gewalt gegen Flüchtlinge visualisiert.

Alice Hasters

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