"Dunkelfeld" aus Berlin: RBB klärt "Tatort"-Fall nach vier Folgen und 20 Monaten auf
Der RBB-„Tatort“ löst am Sonntagabend das Rätsel um den ermordeten Partner von Kommissar Karow. Damit ist der Berliner Krimi wieder am Nullpunkt.
Finale beim „Tatort“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Nein, weder hört Meret Becker als Hauptkommissarin Nina Rubin auf noch quittiert Mark Waschke als Hauptkommissar Robert Karow den Dienst. Finale meint, dass der Fall im Fall nun endlich und vollgültig aufgeklärt wird.
Der Fall, das ist die seit dem ersten Krimi mit dem neuen Fahnderduo Rubin/Karow ausstehende Aufklärung, wie Karows früherer Partner Gregor Maihack wirklich starb. Die Frage wurde in „Das Muli“ im März 2015 für 10,19 Milllionen Zuschauern erstmals gestellt, über die Episoden „Ätzend“ (November 2015/9,71 Millionen) und „Wir – Ihr – Sie“ (Juni 2016/8,10 Millionen) weiterverfolgt und findet jetzt im „Dunkelfeld“ ihre Antwort. Ist das klug, eine horizontale Erzählung über 20 Monate und vier „Tatorte“ zu ziehen? Bei solchen Abständen muss in jeden Fall eine Menge Erinnerung eingearbeitet werden, damit der Zuschauer die Orientierung behält.
Karows ungeklärte Vergangenheit beim Drogendezernat in Berlin hat der Figur eine changierende Unschärfe gegeben, ist er ein Schlechtmensch oder ein Gutmensch? Karow wird über vier Episoden zu einem Fahnder-Charakter, eine sorgfältig gebaute Figur, schroff schraffiert, ins Dunkle rüberlappend. Und Mark Waschke hat allemal die schauspielerischen Kapazitäten, seinen Robert Karow in einen menschlichen Zauberwürfel zu verwandeln. Meret Becker spielt Nina Rubin, eine jüdische Kommissarin, getrennt lebend vom Mann, ein Sohn bei ihr, der andere beim Vater. Die Familienverhältnisse sind angespannt, Vater Viktor (Aleksandar Tesla) hält mit seinen Vorwürfen an die nur selten anwesende Mutter nicht hinterm Berg.
Beckers Polizistin will den maximalen Ausgleich im Leben
Meret Becker hat den Look der angestrengten Polizistin, die den maximalen, den intensiven Ausgleich zum Stress aus Job und Familie sucht; und diese Suche treibt sie dahin, dorthin. Wenn Meret Becker die im Wedding geborene Nina Rubin nicht zum spektralen Leuchten brächte, welche Frauengöre sollte es sonst schaffen?
Mit „Dunkelfeld“ hat der neu besetzte und positionierte RBB-„Tatort“ sein sehr langes Intro geschafft. Die Figuren sind gesetzt, die Vergangenheit bewältigt, jetzt kann es rausgehen aus der Enge in die Weite, in die Freiheit. Der Sender war so klug, den renommierten Drehbuchautor Stefan Kolditz mit der ersten und der vierten Folge zu beauftragen. Kolditz hat das Personal aufgerissen und jetzt, im Finale, setzt er Robert Karow aus den bisherigen Bruchstücken zusammen und klärt das Verhältnis zwischen den Fahndern.
Heißt auch: Es wurde Zeit. „Dunkelfeld“ bemüht eine Schleife nach der anderen, bis endlich das Video ins Handy geschoben ist, das den Mord an und den Mörder von Gregor Maihack zeigt. Schuld war eine große Kumpanei zwischen Politik, Kapital und Polizei. Da ist Autor Kolditz nicht jede Figur geglückt, es läuft zu viel Pappmaché durchs Bild und die vom großen bösen Wolf kommissionierte Putztruppe hat einen Clown zu viel verschluckt. Allein Christine Maihack (Ursina Lardi) ist als quecksilbrige Erscheinung – Witwe, Affäre mit Karow, liiert mit dem Chefgauner – ebenbürtig zu Karow und Rubin.
Und weil dieser RBB-„Tatort“ immer aufs Ganze geht – hat er eigentlich mit seinen vier Folgen jedes Berliner Krimi-Pulver verschossen? –, wird Karows Aufklärung mit der Bar Mizwa von Nina Rubins Sohn Kaleb (Louie Betton) hinterfangen. Rubin wird hin- und hergerissen. Gerade ist Kronzeuge Andi Berger (Robert Gallinowski) erschossen worden, Karow saß neben ihm – und ist jetzt verschwunden. Okay, der Berliner Krimi kann Spannung und Verzweiflung, das ist jetzt bewiesen.
Kamera sucht im Berliner Himmel nach Erlösung
Drama, Baby! Regisseur Christian von Castelberg spart insbesondere bei Kommissarin Rubin nichts aus, damit die Emotionen wirklich pumpen. Rubin soll berühren, Karow soll interessieren. Das funktioniert. Und wenn es hart und härter kommt, dann blickt die Kamera von Björn Knechtel in den Berliner Himmel, als ob dort Erlösung zu finden wäre.
Klappe zu, und der Berliner Krimi-Affe scheint nicht tot zu sein. Was zu beweisen sein wird. Der Berliner „Tatort“ ist wieder am Nullpunkt.
„Tatort: Dunkelfeld“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15
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