ZDF-Thriller "Ein Mann unter Verdacht": Kann Mark Waschke auch Täter?
Der Berliner „Tatort“-Kommissar überzeugt in dem spannenden ZDF-Thriller "Ein Mann unter Verdacht". Petra Schmidt-Schaller als kühle Strafrechtlerin steht im zur Seite.
Seit anderthalb Jahren kennen die Fernsehzuschauer Mark Waschke als Berliner „Tatort“-Kommissar. Sein Robert Karow ist vom Typ her eher die verschlossene Auster. Auch nach drei gesendeten Episoden können sich die Kollegen von der Berliner Mordkommission und Chefin Nina Rubin (Meret Becker) keinen Reim auf den Neuzugang machen. Weil seine Kontakte in die Unterwelt offenbar besser sind, als die Polizei erlaubt, wurde Karow sogar überwacht. In der Folge gab es die erste Schwulensexszene in der ARD-Reihe überhaupt. An diesem Montag wechselt Mark Waschke die Seiten. In dem ZDF-Thriller „Ein Mann unter Verdacht“ nimmt die Polizei ihn unter die Lupe. Der Verdacht wiegt schwer: Hat er seine Frau vielleicht nur deshalb als vermisst gemeldet, weil er sie in Wahrheit ermordet hat?
Ein Mann mit enormen Selbstbewusstein
Vom Auftritt her unterscheiden sich der „Tatort“-Kommissar und der Mann unter Verdacht nicht allzu sehr. Zumindest anfangs nicht. Für einen Schauspieler wie Mark Waschke reicht es aus, mit unbewegter, leicht finsterer Miene dazustehen, um sein Gegenüber einzuschüchtern. Dieser Typ braucht keine große Gesten, um Selbstsicherheit zu demonstrieren, egal, ob als Kommissar oder Verdächtiger. Doch anders als in der ARD-Reihe erlaubt ihm die Rolle als Thomas Altmann, wechselnde Gefühle zu zeigen. Ob diese nun echt sind oder vorgetäuscht, das entscheidet der Zuschauer.
Mark Waschke ist ein wandlungsfähiger Schauspieler, vor allem einer, der nicht auf ein Fach festgelegt ist. In der Schauspielschule „Ernst Busch“ saß er in einer Klasse mit Nina Hoss, Lars Eidinger, Fritzi Haberlandt und Devid Striesow. Seine Karriere begann am Theater im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 1999 an gehörte er zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Dort hat er unter anderem einen neureichen Aufsteiger gespielt, der von der Gier getrieben wird. Unter Heinrich Breloer hat er im Kino in den „Buddenbrooks“ mitgespielt. Oder mit Regisseur Christian Petzold in „Barbara“. Auftritte im „Tatort“ gab es zudem bereits vor seiner Ernennung zum Berliner Kommissar.
Im ZDF-Thriller „Ein Mann unter Verdacht“ treibt ihn die Polizei langsam, aber sicher in die Verzweiflung. Es beginnt mit einer großen Feier zum 40. Geburtstag seiner Frau Anja. Das Paar macht einen erfolgreichen Eindruck. Er hat die florierende Firma seines Schwiegervaters übernommen, die Villa mit ihrer Betonästhetik ist nicht jedermanns Sache, drückt aber gehobenen Lebensstil aus. Doch bereits bei der Feier bekommt die Fassade der glücklichen Familie Risse. Anja Altmann (Deborah Kaufmann) trinkt mehr, als ihr gut tut, Sohn Anton (Aljoscha Lange) wirkt leicht verdruckst, wenn er nicht gerade kifft. Der Moment des größten Glücks auf der Feier kommt beim Tanzen auf, als Anja und Thomas zu dritt mit der gemeinsamen Freundin Lavinia Bertok sich verzückt umtanzen. „Bringt Euch nicht um vor Liebe“, sagt Lavinia, als sie von der Feier aufbricht. Nach der Feier ist Anja spurlos verschwunden. Das Verwirrspiel kann beginnen.
Das Buch zu diesem TV-Thriller stammt von Stefan Kolditz. Der Autor hat auch die Geschichte zum ersten Berliner „Tatort“ mit Mark Waschke und Meret Becker geschrieben. Nachdem Waschke Regisseur Thomas Stuber kennenlernte, war ihm klar, dass er auch mit ihm etwas machen wollte. Die große Herausforderung für Kolditz, Stuber und Waschke war es nun, Thomas Altmann so agieren zu lassen, dass Schuld oder Unschuld gleichermaßen möglich erscheinen.
Der Verdacht muss genährt werden
Natürlich muss dabei zuerst der Verdacht genährt werden. Warum erzählt er den Kommissaren, die vom besorgten Schwiegervater (Hanns Zischler) auf den Plan gerufen wurden, nicht gleich bei der ersten Befragung, dass ihn seine Frau mitten in der Nacht anrief und er daraufhin zum gemeinsamen Ferienhaus fuhr, sie da aber nicht antraf? Und stammt Anjas Blut auf dem Küchenboden tatsächlich von einem Unfall mit einem Glas, das bei der Party entzwei ging? Einiges spricht für ihn, anderes für seine Schuld. Nur gut, dass Freundin Lavinia eine erfolgreiche Strafrechtsanwältin ist. Petra Schmidt-Schaller spielt die Juristin so kalt wie ein Eisschrank.
Auf den Film hatte sich die Schauspielerin ausführlich vorbereitet. Am meisten schockiert hat Schmidt-Schaller der Werbespruch einer Anwaltskanzlei: „Wir kriegen auch Mörder frei.“ Ob auch Thomas Altmann in diese Kategorie fällt, und wie erfolgreich sie ihn verteidigt, ist absolut sehenswert.
„Ein Mann unter Verdacht“, ZDF, Montag, 20 Uhr 15