DAB+ oder Internet: Radio nur noch digital - wer beerbt UKW?
UKW-Abschaltung, DAB+, Internet-Empfang: Viele Debatten um das Radio der Zukunft. Fest steht: Irgendwann wird der analoge Radio-Empfang Geschichte sein.
Wer im Elektromarkt vor dem Kauf eines neuen Musiksystems steht, hat die Qual der Wahl: UKW, DAB+, Internet-Radio, am besten alles in einem Gerät? Es geht dabei nicht nur um HiFi-Geschmäcker, sondern auch um weithin anerkannte Technik, um Rundfunkpolitik, kurz, um die Frage, was langfristig der bestimmende Ausspielweg für Radiosender sein wird. Eine Diskussion, die in diesen Tagen mit der angedrohten Abschaltung des UKW-Betriebes in Teilen Deutschlands nochmals angeheizt wurde.
Diese Abschaltung zahlreicher deutscher Radiosender ist vorerst vom Tisch. Der Sendernetzbetreiber Media Broadcast soll den UKW-Betrieb für mehr als 40 Radioveranstalter aufrechthalten. Es ist eine komplizierte Geschichte, die mit der Deregulierung des Telekommunikationsmarktes zu tun hat. Erst war der bisherige Monopolist Media Broadcast raus, jetzt ist er – aufgrund eines Streites über die Höhe der von den neuen Besitzern verlangten Preise für Antennennutzung – wieder drin, hat einen Auftrag bis maximal Ende Juni bekommen.
Landesmedienanstalten riefen alle Beteiligten dazu auf, zu tragfähigen Vereinbarungen zu kommen. Sonst könnte es nach dem 30. Juni zu UKW-Abschaltungen kommen. Ein Gedanke, der nicht nur private Radiosender wie Kiss FM oder 94,3 RS2 nervös macht, deren werbefinanziertes Modell dann in Frage stünde. Keine UKW-Ausstrahlung, keine Reichweite, weniger Werbegelder.
„Wenn sich die jetzige Situation bis zum 1. Juli nicht ändert, ist die Frage nach Sendernetzbetreibern wie Uplink oder Divicon völlig nachgelagert“, sagt Michael Radomski, Geschäftsführer von Uplink, einem neuen Sendernetzbetreiber. Die Frage sei, wie sehr sich die Medienlandschaft verändern wird. Bei den geforderten Preissteigerungen für Antennennutzung sei absehbar, dass einige Radioveranstalter drastische Einsparungen vornehmen müssen. „Da ist absehbar, dass die heutige Struktur ganzer regionaler Medienlandschaften zur Disposition steht.“
Es ist also vollkommen unklar, ob die UKW-Ausstrahlung nach dem 30.6. gesichert ist. Ab dem 1.7. werde Media Broadcast, auch für einen Überbrückungsbetrieb, definitiv kein Vertragspartner mehr sein, weil die Radioanbieter seit dem 1.4. neue Sendernetzbetreiber haben, so ein Sprecher des Unternehmens.
Sender wie Radio B2, die schon jetzt auf die DAB+-Karte setzen
Fest steht: Irgendwann wird der analoge Radio-Empfang Geschichte sein, so wie beim Antennenfernsehen seit 2003. Die öffentlich-rechtlichen Radiosender drängen seit Jahren darauf, DAB+ zum Nachfolger von UKW zu machen. Das Lager der Privatradios ist gespalten, viele werbefinanzierte Wellen sehen die digitale Zukunft eher im Internet, Stichwort 5G-Standard. Aber es gibt genauso Sender wie Radio B2, die schon jetzt auf die DAB+-Karte setzen.
Die Politik hatte 2017 einen „Aktionsplan für die Transformation der Hörfunkverbreitung ins digitale Zeitalter“ beschlossen. Bundestagswahlkampf und zähe Koalitionsverhandlungen haben das Tempo gedrosselt, am Fahrplan soll aber festgehalten werden. In den nächsten Monaten wird eine Entscheidung der EU erwartet, mit der Automobilbauer verpflichtet werden, in Neufahrzeuge nur noch Radios mit mindestens einem digitalen Empfangsweg, DAB+ oder IP-Empfang, zu verwenden. In Deutschland diskutieren Bund und Länder darüber, eine ähnliche Regelung auch für die übrigen Radio-Typen zu verabschieden.
Das Interesse der Sender am Digitalradio nimmt zu. In der Region Berlin-Brandenburg wird wegen der gestiegenen Nachfrage gerade ein zweiter privater Mehrfachsender für 15 private Programme aufgebaut. „Noch ist es ein weiter Weg, aber wir nehmen Geschwindigkeit auf“, meint Carsten Zorger, Leiter des Digitalradio Büros Deutschland.
Dennoch wird Deutschland auf absehbare Zeit UKW-Land bleiben. Die Bundesregierung hat sich auf kein Abschaltdatum für die Analog-Technik festgelegt. Zunächst soll die weitere Verbreitung digitaler Radiotechnik abgewartet werden. Andere Länder sind weiter: Norwegen hat sich weitgehend aus der analogen Radio-Übertragung verabschiedet. Dänemark oder England planen die Abschaltung, sobald Digital- und Internetradios zusammen auf über 50 Prozent Marktanteil kommen.
Eine solche Regel wäre auch im Interesse der deutschen Digitalradio-Befürworter. Aber selbst nach Festlegung auf ein UKW-Abschaltdatum wird mit einer Übergangszeit von fünf bis eher zehn Jahren gerechnet.
Und wie soll sich der Verbraucher verhalten? Vor allem beim Kauf höherwertiger Radio-Geräte können es gar nicht genügend Schnittstellen für UKW, DAB+, Internet-Radio und Bluetooth für die Verbindung mit einem Smartphone (Spotify, Deezer, etc.) sein. Die Systemfrage DAB+ vs. Internet hängt von den persönlichen Präferenzen ab: Das Digitalradio glänzt mit exzellenter Klangqualität für die bislang bundesweit 150 Sender und metergenauen Stauwarnungen, das Internetradio punktet bei der Sender-Vielfalt.
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