Sommer-Dschungelcamp 4 bei RTL: Queen Ingrid
Ingrid van Bergen ist die erste Ich-will-wieder-rein-Kandidatin, die heute jünger aussieht als in der Staffel IV vor ein paar Jahren. Und die mal wieder zeigt, was die wohl meist diskutierte Serie der deutschen Fersehgeschichte so ganz sublim vollbringt.
Zugegeben: Als in der Redaktion die Same-procedure-as-every-year-James-Frage gestellt wurde, wer denn Lust habe, beim Blog zum Dschungelcamp mitzuschreiben, schnellte der Finger hoch. Man sollte ja zu seinen Fehlern öffentlich stehen. Der trashige Kultmix aus Reality, Dschungel, Psycho, Abenteuer, Gruppendynamik, Schneidekunst und professionell gemachter Niedrigniveauunterhaltung gehört dazu.
Dann mal spät in die erste Folge von "Ich will wieder rein" reingeschaut - na dann gute Nacht. Der zweite Abend - geht ja gar nicht, das ist ja schlimmer als Restef..... Dann der Montagabend. Ingrid van Bergen wird reingeführt! Jetzt weiß ich wieder, warum der ganze Schwachsinn so viel Spaß macht.
Also, erstmal ist sie die erste Ich-will-wieder-rein-Kandidatin, die heute jünger aussieht als in der Serienreihe IV vor ein paar Jahren. Und die mal wieder zeigt, was die wohl meist diskutierte Serie der deutschen Fersehgeschichte so ganz sublim vollbringt. Nämlich zum Beispiel, das Image der Alten zu pimpen. Der Jugendkanal schafft es zugleich, den Jugendwahn ad absurdum zu führen. Zum Beispiel dadurch: "Shit happens", sagt Ingrid van Bergen und das klingt sogar voll authentisch und sie lacht dann so schön theatralisch über den "Konkurrenten" Peter Bond, der wieder Single ist.
Der fängt dann ganz ernsthaft an mit der Dritten im Bunde, Mausi Lugner, zu diskutieren darüber, welche Dschungelprüfung nun schwer war oder nicht - und wirft dann der zu damaligen Serienzeiten schon Ende siebzig Jahre alten Ingrid van Bergen vor, gar nicht so vielen Prüfungen ausgesetzt gewesen zu sein. Woraufhin diese kontert: "Man kann dran sehen, wie sympathisch ich bin, ich brauche keine Sterne." Applaus, echter.
Queenmum Ingrid sieht einfach klasse aus - mit 84 Jahren
Langsam kommt auch die Produktionscrew wieder in Form. Sie inszeniert die Berliner Polizei und Strafvollzugsbehörden so richtig schön wie amerikanische Bösewichter-Gesetzeswächter, darüber werden die Beamten sich vortrefflich aufregen: So brutal und hart sind sie natürlich im wahren Leben nicht. Aber "Ich bin ein Star" ist eben Kintopp. Und was für eines! Wie Queen - oder soll man sagen: Queenmum - Ingrid da in ihrem roten Kleid mit verbundenen Augen kurz vorm Knasttest mitten in Berlin dasteht, sieht sie einfach klasse aus. Mit 84! Wie sie den Lügendetektortest fast ohne Ausschläge absolviert, cool. Aber wie sagt die mal wegen Totschlags Verurteilte so schön, sie könne eben nichts mehr erschrecken. Noch nicht mal das Dschungelcamp. "Und im übrigen werde ich dafür bezahlt." Und dann haut sie über Tiefschläfer Peter Bond, der anders als die Damen die nächtliche Rattenzählprüfung demonstrativ verschläft, raus: "Ich glaube, er hat nie mit 'ner Frau zusammengelebt. Wenn ja, wäre er tot." Strike. Keiner sollte Waffen im Haus haben, sagt sie noch, und auch das meint sie richtig ernst. Bildungsfernsehen eben.
Was aber in der Folge genervt hat, ist dieses ständige "Du bist der Mann"-Getue von Mausi und Ingrid, die zusammen doch mehr Eier haben als der Ex-Pornodarsteller. Ungewohnt und amüsant wirken die sonst nicht benutzten Live-Begeisterungsausbrüche im Publikum, Doktor-Bobs-Showtreppen-Schnellrunterlauf. Bloß nicht stolpern, denkt man jedes Mal. Und dann laufen auch wieder Daniel Hartwich und Sonja Zietlow mit ihren gescripteten Sprüchen und spontanen Moderationsausbrüchen zu Trashform auf. Da sagt Zietlow nach einem Kandidatentest mit kleinen E-Schocks: "Elektroschocks - typisch für die Altenpflege in Deutschland."
"Ich will ja mithalten, ich will nicht, dass auf mein Alter Rücksicht genommen wird" - die Grand Dame von Murwillumbah elektrisiert immer noch. Bettelt, lügt, betrügt, bietet Sex, feuert Zietlow zum Schluss alle vor der Kandidaten-Überzeugungsselbstdarstellung an. Bond nutzt die Zeit zur Theater-Eigenwerbung, peinlich. Mausi? Schon wieder vergessen, was sie sagte, außerdem ist sie schon jetzt zu dürr für die Zwangsfastenkur am Subtropen-Open-Air-Filmset. Ingrid argumentiert, sie habe schon viel Schlimmeres erlebt, vom Schiffsuntergang über Bombennächte bis zur Flucht, zudem sei sie im Tierschutzverein - und sie wolle alten Menschen das Gefühl bieten, "dass sie on the road sind". Sie wolle bis zum letzten Atemzug ihren Beruf ausüben.
Sie wird dem Privatfernsehen wohl wieder enorme Werbeclipeinnahmen rund um die wohl beliebteste Schrottshow der Welt bescheren.