Ukraine-Konflikt im WDR: Neuer Ärger um altes Panzer-Bild
Erst bebildert der WDR im Internet den Ukraine-Konflikt mit einem alten Foto aus dem Kaukasus-Krieg 2008. Dann schafft es das alte Motiv auch noch ins Fernsehen. Nun entschuldigt sich der Sender für den "Fehler".
Der Westdeutsche Rundfunk hat neuen Ärger wegen seiner Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt. Am Wochenende war publik geworden, dass der Sender auf der Internetseite seines Programms WDR 5 einen Bericht über den Krieg mit einem alten Foto illustriert hatte, das 2008 im Kaukasus-Krieg entstanden war - es zeigte einen Panzerkolonne auf wüstenähnlichem Gelände. Die ARD-Anstalt gab zu, einen Fehler gemacht zu haben, tauschte das Foto zunächst durch ein neues Panzerbild aus, das im März auf der Krim entstanden war - später am Montag löschte der Sender auch dieses Bild (der Tagesspiegel berichtete).
Am Dienstag aber schaffte es das Panzer-Bild aus dem Jahr 2008 dann sogar ins Fernsehen - als großformatiges Hintergrundbild der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde". Unter dem Titel "Gauck und Russlands neue Grenzen" wurde dort über die Kritik des Bundespräsidenten am aggressiven russischen Vorgehen in der Ukraine berichtet. Unter anderem kam in der Sendung auch der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger zu Wort, der Gauck dort vorwirft, "am Jahrestag des Weltkriegsausbruchs Öl ins Feuer eines europäischen Konflikts" zu gießen (hier die Sendung in der Mediathek).
Bei dpa ist die Bildbeschreibung eindeutig
Der dpa-Bilderdienst Picture Alliance hat das Foto in seiner Datenbank mit einer eindeutigen Bildunterschrift versehen: "Russian Armoured Personnel Carriers and tanks leave their position outside Gori, Georgia, 19 August 2008 in what is seen as a withdrawal from the former Soviet republic after the recent conflict. EPA/SERGEI CHIRIKOV (zu dpa 0589) +++(c) dpa - Bildfunk+++". Es ist also am 19. August 2008 in der Nähe der georgischen Stadt Gori aufgenommen worden.
Der WDR zeigte sich am Mittwochabend überrascht von dem neuen Vorgang. "Vielen Dank für die Information. Wir klären das", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.
Am Donnerstag erklärte die stellvertretende WDR-Sprecherin Ingrid Schmitz: "Das Bild wurde aufgrund eines Absprachefehlers versehentlich im Hintergrund der Anmoderation zur Illustration verwendet. Die Moderatoren der ,Aktuellen Stunde' haben in ihrem Text keinerlei Bezug auf das Bild genommen." Schmitz weiter: "Das Bild hätte im aktuellen Zusammenhang auch ohne explizite Bezugnahme keinesfalls gezeigt werden dürfen. Die Redaktion bedauert sehr, dass dieser Fehler passiert ist und hat in der folgenden Ausgabe der ,Aktuellen Stunde' einen Tag später um Entschuldigung gebeten" (Aktuelle Stunde vom Mittwoch hier in der Mediathek, Entschuldigung nach Beitrag Obama, bei 4'20 Min.). Die Vize-Unternehmenssprecherin betonte: "Derzeit wird intern sorgfältig aufgearbeitet, wie es zu dem Fehler kommen konnte."
Der neue Vorfall gibt jenen Auftrieb, die der ARD ohnehin unterstellen, sie berichte einseitig über den Konflikt. Der Sender veröffentlichte auf seiner Internetseite mehrere Kommentare von Zuschauern, die entsprechend argumentieren. Der WDR habe "offensichtlich nicht ein einziges Foto russischer Truppen in der Ukraine, was den Sender nicht darin hindert, tagtäglich von einer russischen Intervention und angeblichen russischen Panzerbataillonen zu ,berichten'", schrieb etwa "Matthias". "Uwe" meint: "...pfui, alte Bilder eines russischen Manövers im Kaukasus, erfundene Bedrohungen und keine Berichte über die Gräueltaten von Kiews Faschisten im Osten des Landes. Dafür Russlandhetze massiv. Was soll das?" "Ralph" schrieb: "Schämt euch! Das Bild im Hintergrund ist von 2008!"
Auch verschiedene Internetportale, die bereits am Wochenende kritisch über den ersten Vorfall berichtet hatten, griffen den neuen Vorfall auf. "WDR: Propaganda, Lügen und Desinformation mit Methode", hieß es auf der Seite "Propagandaschau", die den ersten Fehler aufgedeckt hatte. Von einer "bodenlosen Frechheit" sprach der "Blaue Bote". Daran, dass es sich um Schludrigkeiten oder Versehen gehandelt haben könnte, wollte dort niemand glauben.