"Make Love" im ZDF: Mit dem Zweiten vögelt man besser
Erst im MDR, jetzt im ZDF: Neue Folgen von „Make Love - Liebe machen kann man lernen". Die Aufklärungsreihe ist keinesfalls ein camouflierter Porno - es geht darum, stabile Partnerschaften zu stiften - mit Sex.
War ja eine längere Pause beim Geschlechtsverkehr. Also bei dem Akt, den erst der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) vollzog und jetzt das ZDF vollzieht: „Make Love – Liebe machen kann man lernen“. Was den MDR dank zweier Staffeln aus seinem „Musikantenscheune“-Trauma erlösen konnte, soll dem Mainzelmann-Sender neuen Schwung verleihen. Die Mainzer haben schnell reagiert, als die gekonnte Produktion der Gebrüder Beetz beim MDR und anderen ARD-Sendern in den Anstaltsquirl aus Finanzen, Unlust und Unfähigkeit geriet. Das ZDF also hat zugegriffen und bietet seinen Zuschauern zunächst zwei neue Folgen an. Dabei soll es nicht bleiben.
Das Design der ZDF-Reihe ist identisch mit den MDR-Vorgängern. Wiederum ist die dänische Sexologin, Paartherapeutin und Bestsellerautorin Ann-Marlene Henning vor Ort, sprich, bei den Paaren, die den Mut aufgebracht haben, über ihr Beziehungs- und Sexleben zu reden. Das ist alles andere als einfach, es geht um sehr persönliche, sehr intime – und um sehr entscheidende Dinge. Wie ehedem, so werfen auch die beiden neuen Beiträge – „Sex ohne Leistungsdruck“, „Sex trotz Hindernissen“ – zunächst mit Statistiken um sich. Absicht ist, vom individuellen zum allgemeinen Problemaufriss zu kommen, um dann mit den unterschiedlichen Paaren und Personen zwischen 20 und 100 den gesellschaftlichen Befund zu individualisieren. Also: Sexuelle Unzufriedenheit belegt Platz 1 in der partnerschaftlichen Problemstatistik. Einerseits werden die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt, andererseits haben die Partner das Gefühl, dem anderen nicht zu genügen.
Therapeutisches Geschick, dramaturgische Raffinesse
Daniela, 40 Jahre, und Fritz, 54, aus Gräfelfing nahe München sind seit zehn Jahren ein Paar und seit anderthalb Jahren verheiratet. Der Mann spürt den Leitungsdruck, nach zwölf Stunden Arbeitstag noch der „Super-Liebhaber“ sein zu müssen. Ein Fall für Ann-Marlene Henning (und Tristan Ferland Milewski, Autor und Regisseur), den sie mit großem therapeutischem Geschick und der Film mit dramaturgischer Raffinesse angeht. Vom Plauder-Kennenlern-Ton geht es hin zu großer Eindringlichkeit, unangestrengt, mal im Dreier-, dann wieder im Zweiergespräch werden die Barrieren freigelegt, die das Liebesleben in Liebesleiden verwandelt haben.
Die Dreiviertelstunde ist dabei weniger Therapiesitzung als therapiegesteuerte Aufklärung. Im Presseheft beschreibt Ann-Marlene Henning ihre Arbeitsweise: „Ich ,mache‘ nicht, ich ,bin‘. Wenn ich den Vorhang runterfallen lasse, wird Kontakt erst möglich. Dazu bin ich begeisterungsfähig und aufrichtig neugierig; es entsteht eine schöne mitreißende Energie beim Gespräch, die bei den Paaren Hoffnung keimen lässt.“
„Make Love“ hält die Linie zwischen suggestivem Bekenntnis- und ehrlichem Aufklärungsfernsehen. Wenig nur wird unternommen, das Normale einer solchen Paar-Situation aufzupimpen. Mal wird ein Sexualwissenschaftler auf graue Hauswände projiziert, dann setzt sich die Henning in eine Fußballer-Kabine oder zwischen Holsteiner Landfrauen, um den Kreis der Betroffenen und damit das Thema zu weiten. „Da macht man sich als Mann manchmal echt selbst Druck – man will’s halt echt bringen“, sagt ein Fußballer. Neue Impulse? „Nicht reden – einfach machen!“, sagt die Landfrau. Sex und Humor, das geht auch, wo sonst Fachkompetenz und Fingerspitzengefühl die bevorzugten Instrumente der ZDF-Reihe sind.
Konkrete Techniken werden explizit gezeigt
Natürlich fehlt das Modellpaar nicht, das konkrete Techniken explizit vorführt. Das ist freizügig, frivol ist es nicht. Um auch hier nicht falsche Leistungsgedanken mittels perfekter Formen zu provozieren, hat die Bindegewebsschwäche so manches Modellpaarkörper bereits erfasst. „Make Love“ ist keinesfalls ein camouflierter Porno, offensiv sollen Wege aufgezeigt werden, wie Paare auch und gerade mit Sex zu einer stabilen Partnerschaft gelangen können.
Das ZDF war nie und wird nie der Sender sein, der seine Zuschauer bis zum Platzen erregt. Mainzelmann ist ein Betthupferl und nicht der Chefanimateur im erweiterten Schwingerclub. Bei „Liebe machen kann man lernen“ liegt die Betonung auf der Pädagogik, der Praxis der Lust. Verzweifeln muss keiner, Potenzial gibt es genug.
Wie wichtig der Filmproduktion das Thema ist, zeigt sich auch beim Online-Auftritt zur Sendung. Während das ZDF vornehmlich aus Gründen des Jugendschutzes „Make Love“ nur mit einer reduzierten Webseite (zdf.de/make-love) begleitet, werden unter www.make-love.de deutlich mehr Informationen geboten.
„Make Love – Liebe machen kann man lernen“, ZDF, Dienstag, 22 Uhr 15
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