Porno und Erotik im ZDF: „Feuchtgebiete“ und „Make Love“ - mit dem Zipfel zum Gipfel
„Feuchtgebiete“ und „Make Love“: Das Zweite Deutsche Fernsehen arbeitet mit Erotik und Porno am Mainzelmann-Syndrom.
Je später der Abend, desto stiller der Mainzelmann. Die Ikone des Zweiten Deutschen Fernsehens schreit nur so lange „Gudddabnnnd“, wie Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen darf. Und das ist bis 20 Uhr. Bis dahin trennen die sechs Trickfiguren namens Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen die einzelnen Spots. Immerhin, früher waren sie die Mainzelmännchen, jetzt sind sie die Mainzelmänner.
Und die werden steil und geil gehen. Das ZDF will den Niedlichkeitsfaktor, der sich mit der Gartenzwergenhaftigkeit seiner Maskottchen am frühen und mit der „heute show“ am späten Abend verbindet, ein weiteres Mal und vielleicht endgültig überwinden. Die Programmmittel eines Fernsehens für Erwachsene, die nicht – siehe die gängigen Werbespots – unter übermäßigem Harndrang und maladen Knien leiden und vom innigen Wunsch nach einem Treppenlift beseelt sind, sind klar definiert: Sex, Porno und der ganze Rest vom Unterleib.
ZDF nennt "Feuchtgebiete" einen "Erotikstreifen"
Der Auftakt an diesem Montag ist gleich heftig. Mit „Feuchtgebiete“ wird als Free-TV-Premiere die Verfilmung des 2,6 Millionen Mal verkauften Bestsellers von Charlotte Roche geboten. Starttermin ist 22 Uhr 15, früher geht nicht, der Film ist FSK 16 eingestuft. Das ZDF spricht von einem „Erotikstreifen“. Na ja. Die ZDF-Spielfilmredaktion hätte mal genauer hinhören sollen, wenn Hauptfigur Helen Memel dekretiert: „Wenn man Schwänze, Sperma und andere Körperflüssigkeiten ekelhaft findet, kann man es mit dem Sex auch direkt bleiben lassen.“ „Feuchtgebiete“, und darin folgt der Film dem Buch feinsäuberlich, ist explizit.
Wer will, der darf sich von der Ekelseligkeit provoziert fühlen, wer will, der kann, je mehr Minuten vergangen sind, das Drama eines verletzten, verlassenen Kindes entdecken. Regisseur David Wnendt und seine famose Hauptdarstellerin Carla Jungi tun viel dafür, beide Interpretationen zusammenzuhalten, zusammenzuführen. „Feuchtgebiete“ ist obsessiv, der Film ist feinnervig, das schmutzig-lustige Porträt einer etwas anderen jungen Frau.
„Feuchtgebiete“ ist nur der Anfang, weil Auftakt der dreiteiligen Reihe „Montagskino hautnah“, von der verantwortlichen ZDF-Redaktion durchweg als „provokant“ annonciert. Am 11. Mai kommt „Linda Lovelace“, die Story einer Pornodarstellerin (Amanda Seyfried) auf dem Weg zum Pornostar; eine Woche später folgt „Shame“: Der New Yorker Single Brandon (Michael Fassbender) ist süchtig nach schnellem, anonymem Sex. dabei bleibt es nicht. Beider Geschichten, die von Linda Lovelace wie von Brandon, haben ihren Drama-Faktor.
ZDF will "Zentrum der Freude" werden
Klar ist: Das ZDF auf seinem Aufstieg zum „Zentrum der Freude“ hat sich nicht für die Billignummer entschieden. Im Sommer gibt es „Make Love – Liebe kann man lernen“. Die Reihe hat den ARD-Dritten, allen voran dem hauptverantwortlichen Mitteldeutschem Rundfunk, ungewohnte Aufmerksamkeit und deutliche Fortschritte beim Imagewandel verschafft. „Make Love, not Volksmusik“, das ist so unverklemmtes wie seriöses Aufklärungsfernsehen in der Produktion der Gebrüder Beetz und unter Anleitung der Paartherapeutin Ann-Marlene Henning. Selten noch waren Penisse so ernsthaft behandelt worden, ehe sie in die Steigphase gingen.
Jetzt also „Schöner vögeln mit dem ZDF“: Der Sender, namentlich Programmchef Norbert Himmler hat sofort zugegriffen, als die ARD-Sender über eine dritte Staffel hin- und herzauderten. Im Sommer will das ZDF neue Folgen ausstrahlen. Zwischen „Feuchtgebiete“ und „Make Love“ passt der Ehrgeiz des Zweiten Deutschen Fernsehens, dass der Mainzelmann auch anders kann: Erst reißt er sich die phrygische Mütze vom Kopf und dann ...
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