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Stefan Raue, trimedialer Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), ist alleiniger Kandidat für den Intendantenposten beim Deutschlandradio.
© MDR/Marco Prosch

Aktion "26 Stimmen für Stefan Raue": Massage und Mauschelei

Am 8. Juni soll MDR-Chefredakteur Stefan Raue zum Deutschlandradio-Intendanten gewählt werden. Die notwendige Mehrheit ist nicht sicher

Es geht um 26 Stimmen. So viele Mitglieder des Hörfunkrates im Deutschlandradio (DLR) müssen in der Sitzung am 8. Juni für Stefan Raue votieren, damit der Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks Nachfolger von Willi Steul werden kann. Die acht Mitglieder des Verwaltungsrats hatten am 27. April einstimmig beschlossen, Raue zur Wahl vorzuschlagen. Am 8. Juni sind die 39 Mitglieder des Hörfunkrates dran. Auch hier braucht der Kandidat eine Zweidrittelmehrheit.

Es ist nicht ausgemacht, dass der Personalvorschlag dieses Quorum erreicht. Das wissen die Verwaltungsräte, und so haben sie sich zur Werbetour im Wahlgremium aufgemacht. Zu den Emissären gehören ZDF-Intendant Thomas Bellut (Vorsitzender des DLR-Verwaltungsrates), WDR-Chef Tom Buhrow (stellvertretender Vorsitzender), die Ex-RBB-Intendantin Dagmar Reim und Björn Böhning (SPD), Chef der Berliner Senatskanzlei. Deren Überzeugungskraft gilt als begrenzt.

"Masseure" sind unterwegs

Mitglieder des Hörfunkrates berichten von verschiedenen Maßnahmen der Bearbeitung. Das reicht vom Verschicken einer knackigen Stefan-Raue-Vita über Telefonanrufe bis hin zu persönlichen Treffen mit dem SPD-Kandidaten. Die „Massage“ wird am Vorabend der Wahl am 8. Juni intensiviert, da sollen sich der Verwaltungsrat (möglichst komplett), der Hörfunkrat (möglichst komplett) und Stefan Raue treffen. Wie in eigentlich überkommenden Hinterzimmer-Zeiten sollen danach die „Freundeskreise“ von Union und Sozialdemokratie zusammenkommen. Es gilt, mögliche Abweichler auf Linie zu bringen. Finale Anrufe aus den Parteizentralen nicht ausgeschlossen.

Die Nervosität der Werber entzündet sich am Unmut verschiedener Mitglieder des Hörfunkrates. Diese sehen sich zu „Abnickern“ eines einzigen Kandidatenvorschlags degradiert. Es geht ihnen nicht um die Person Raue, es geht ihnen um das Verfahren: von intransparent bis vordemokratisch geht die Kritik. Joachim Huber

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