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Stefan Raue, trimedialer Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks, ist Alleinkandidat für das Amt des Deutschlandradio-Kandidaten
© MDR/Marco Prosch

Bisheriger MDR-Chefredakteur: Stefan Raue soll Deutschlandradio führen

Der Verwaltungsrat des Deutschlandradios hat zu Ende geklüngelt: MDR-Chefredakteur Stefan Raue soll Intendant werden. Aber wählt ihn der Hörfunkrat?.

Nicht bekannt ist, ob Willi Steul amused ist. Der Intendant des Deutschlandradios (DLR) hatte sein Amt zum 1. Mai 2017 zur Verfügung gestellt. Jetzt ist er gebeten worden, seine Intendanz bis Ende Juni zu verlängern – damit der Sender nicht führerlos vor sich hin schlingert. Die Sorge ist eigentlich unbegründet, die Crew hält die drei Programme – Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, DRadio Wissen – auf erfolgreichem Kurs.

Steuls Verlängerung hat mit der nicht einfachen Suche nach einem Nachfolger zu tun. Immerhin hat der Verwaltungsrat jetzt seinen Kandidaten gefunden: Stefan Raue, trimedialer Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), wie dem Tagesspiegel bestätigt wurde. Zum Intendanten gewählt werden aber kann der Kandidat nur vom zweiten DLR-Gremium, dem Hörfunkrat. Als Wahltermin gilt bisher der 8. Juni.

Das Prozedere der Intendanten-Findung ist beim Deutschlandradio sicherlich das merkwürdigste im öffentlich-rechtlichen Sektor. Merkwürdig, weil das Wahlgremium, der Hörfunkrat, nur den Kandidaten oder die Kandidatin wählen darf, den der Verwaltungsrat ausgeguckt hat. So steht es im Staatsvertrag. Offenbar wurde bei Gründung des Senders 1994 davon ausgegangen, dass sich im achtköpfigen Verwaltungsrat mehr Kompetenz und Weisheit versammelt als bei den 40 Mitgliedern des Hörfunkrates. Unübersehbar auch, dass die Politik die Hand draufhalten wollte.

Vier Mitglieder im Verwaltungsrat kommen aus diesem Bereich, je zwei von ARD und ZDF. Der Personalvorschlag für den Hörfunkrat muss eine Zwei-Drittel-Mehrheit finden. Das setzt hohen Einigungswillen voraus und öffnet zugleich der Geben-und-Nehmen-Mentalität Tür und Tor. Klar war, dass nach der unverändert geltenden Parteipolitik-Arithmetik nach dem Konservativen Steul ein Sozialdemokrat ran darf.

Kür als "Kandidaten versenken"

Die jetzige Kür im Verwaltungsrat bezeichnete ein Teilnehmer als „Kandidaten versenken“. So wurde das Quartett aus Stefan Raue, DLR-Programmdirektor Peter-Andreas Weber, Martin Hoffmann, scheidender Intendant der Berliner Philharmoniker und Eckart Gaddum, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Neue Medien, heruntergeklüngelt, erst auf das Duo Raue und Gaddum und dann auf Raue.

Jetzt also Stefan Raue. 1958 in Wuppertal geboren, startete er beim WDR, ging zu Rias-TV, beim ZDF hat Raue in der Führungsebene für Außen-, Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik gearbeitet, ehe ihn der damalige MDR-Intendant Udo Reiter 2011 nach Leipzig holte – als trimedialen Chefredakteur für Online, Radio, Fernsehen. Die Art und Weise, wie das passive SPD-Mitglied seine Aufgabe wahrnimmt, macht ihn in den Augen der DLR-Verwaltungsräte intendantabel.

Jetzt muss Stefan Raue eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Hörfunkrat finden. Schwierig, sagen Mitglieder und sie äußern Empörung darüber, dass die 40 Räte nur die Wahl und keine Auswahl unter mehreren Kandidaten haben. Man will nicht länger Abnickgremium sein. Diese Stimmung ist auch andernorts wahrgenommen worden. Also werden bis zum 8. Juni Drückerkolonnen zur „Beatmung und Bearbeitung“ des Gremiums eingesetzt.

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