Krise in Spanien: Madrid will Kataloniens Medien auf Linie bringen
Die Zentralregierung könnte auch die Führung der Regionalsender austauschen. Mitarbeiter von TV3 und Catalunya Ràdio kündigen Widerstand an.
Diese Vorwürfe kommen dem deutschen Publikum bekannt vor. Bei einer Demonstration Ende vergangener Woche in Barcelona wird eine Journalistin des katalanischen Regionalfernsehens als Manipulatorin, Hirnwäscherin, gar als Prostituierte beschimpft. Nur mit Hilfe von Ordnern kann sie die Protestveranstaltung der Unabhängigkeitsgegner verlassen, wie ein Bericht des für Spanien zuständigen ZDF-Korrespondenten Theo Koll im „Morgenmagazin“ am Montag zeigte.
Übertragen auf Deutschland wird aus dem Vorwurf der Manipulation schnell die von Pegida-Demonstranten skandierte Anfeindung „Lügenpresse“. Und was die Deutschen auch wissen: wird erst mit solchen Angriffen gearbeitet, die sogar in Gewalt umzuschlagen drohen, ist ein Dialog kaum noch möglich.
Der Kampf für und gegen die Unabhängigkeit Kataloniens hat die Medien erreicht. Vor dem Regionalsender TV3, der unter anderem mit Mitteln der katalanischen Regionalregierung finanziert wird, sind Plakate zu sehen, die eindeutig pro Unabhängigkeit werben. Auf einem Bild sieht man das Gesicht einer Frau. Der rote Balken vor ihrem Mund wendet sich klar erkennbar gegen jede Bevormundung und Maulkorb aus Madrid – und auch die kleine katalanische Flagge in der Redaktion von TV3 ist ein klares Zeichen. Doch genau, wie Madrid damit droht, die Regionalregierung in Barcelona zu entmachten, sollte sie den Unabhängigkeitsbestrebungen nicht unmissverständlich abschwören, droht auch den Führungskräften in katalanischen Medienbetrieben die Absetzung.
„Sollte es dazu kommen, können wird nichts dagegen unternehmen“, gibt Vicent Sanchís, Chefredakteur von TV3, unumwunden zu. „Die 2000 Angestellten des Senders aber werden weiter dafür kämpfen, mit der selben professionellen Freiheit weiter zu arbeiten.“ Sollte jemand das ändern wollen, müsste er mit Widerstand rechnen, kündigte Sanchís in dem ZDF-Bericht an.
Riss durch die Gesellschaft
Der Riss in der katalanischen Gesellschaft geht jedoch nicht nur von den Unabhängigkeitsgegnern aus. Den Fälscher-Vorwurf müssen sich in Barcelona auch die Korrespondenten aus Zentralspanien anhören, wenn sie von Protestveranstaltung der Unabhängigkeitsbefürworter berichten.
Von der Fernsteuerung aus Madrid bedroht ist neben TV3 auch Catalunya Ràdio. Genau wie der erfolgreiche TV-Sender finanziert sich auch die Radiowelle neben Werbung auch über Gelder aus dem Regionalhaushalt. Entsprechend werden Führungskräfte von der Regionalregierung ernannt. Damit werden die Sender nun zum Spielball in den Auseinandersetzungen zwischen Madrid und Barcelona, befürchtet der Mediendienst DWDL. Mit Auslösung des Artikels 155 der spanischen Verfassung stehe der Zentralregierung nämlich zu, eigene Verantwortliche in den Sendern zu installieren.
Ministerpräsident Rajoy hatte bereits angekündigt, die Verantwortung von der Regionalregierung auf einen neuen Manager zu übertragen, der dann nicht mehr Barcelona sondern Madrid untersteht. So solle eine wahrheitsgemäße und gesetzestreue Berichterstattung sichergestellt werden, die den politischen Pluralismus widerspiegelt.
Um diese Aufgabe ist jedoch niemand zu beneiden. Die Mitarbeiter von Catalunya Ràdio haben bereits angekündigt, die Autorität eines neuen Direktors nicht anzuerkennen. Und der Berufsrat von TV3 erklärte, man werde diese Intervention kategorisch abwehren.
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