US-Präsident contra Medien: Macher von Trumps Anti-CNN-Video entschuldigt sich
Der anonyme Urheber des Videos, das US-Präsident Trump im Boxkampf mit einem CNN-Mitarbeiter zeigt, hat sich entschuldigt. Jetzt wird CNN "Erpressung" vorgeworfen.
Der Macher des Prügelvideos mit US-Präsident Donald Trump als Schläger und dem Nachrichtensender CNN als Opfer hat sich für sein Werk entschuldigt. Das Video sei ein Scherz gewesen, schrieb er unter dem Namen „HanAssholeSolo“ auf der Online-Seite Reddit. „Das Meme (Internet-Insiderwitz) wurde als reine Satire gemacht, es war nicht dafür gedacht, zur Gewalt gegen CNN oder irgendeine andere Medienorganisation aufzurufen.“ Er habe für sein Werk ein Video aus einer Wrestling-Show überarbeitet.
Die Aufnahme zeigt, wie Trump einem Mann ins Gesicht schlägt, dessen Gesicht in der überarbeiteten Version mit einem CNN-Logo überblendet ist. Die Originalaufnahme stammt aus dem Jahr 2007. Trump selbst hatte den Clip am Sonntag über Twitter weiterverbreitet. Er liefert sich seit Monaten Wortgefechte mit CNN und wirft dem Sender beharrlich die Verbreitung von „Fake News“ (Falschmeldungen) vor. Der anonyme Täter entschuldigte sich auch für weitere „rassistische, bigotte und antisemitische“ Posts. Er habe mit diesen Aktionen nur provozieren wollen.
Urheber fürchtet Drohungen bei Bekanntwerden der Identität
Der Video-Macher verbreitete verbreitete seine Entschuldigung offenbar unter großem persönlichen Druck, erkennbar fürchtet er bei Veröffentlichung seines Klarnamens Drohungen und mehr gegenüber ihm und seiner Familie. Wie CNN-Mitarbeiter Andrew Kaczynski in einem Beitrag auf edition.cnn.com am Dienstag schrieb, war es dem Nachrichtensender gelungen, den Reddit-User zu identifizieren. Eine erste Kontaktaufnahme am Montag schlug fehl, dann postete der Mann (?) seine lange und ausführliche Entschuldigung. Später meldete er sich bei CNN. In einem Telefoninterview sagte er, dass das Weiße Haus keine Erlaubnis bei ihn zur Verwendung des Box-Videos eingeholt hatte. Wahrscheinlich hätte er sich auch nicht erteilt.
CNN hat sich nach eigenen Angaben dazu entschlossen, den Namen des Urhebers nicht zu veröffentlichen. Er sei eine Privatperson, er habe sich ausführlich entschuldigt und gesagt, er würde dergleichen in den Sozialen Medien nicht wieder tun. Außerdem könnte sein Statement andere von den derartigen Aktionen abhalten. Die Reaktion von CNN: "CNN behält sich das Recht vor, seine Identität preiszugeben, sollte er sich anders verhalten."
Mit dieser Ankündigung zog sich der Nachrichtensender gleich wieder Kritik auf Twitter und anderswo zu. CNN erpresse den Urheber des Box-Videos - und zwar öffentlich. Klar ist, dass die Affäre nicht ausgestanden ist.
Trump hatte das Video, das ihn sozusagen im Faustkampf gegen CNN zeigt, am vergangenen Sonntag getwittert. Das Logo des Senders scheint in dem Streifen auf den Kopf von Vince McMahon eingeblendet worden zu sein, dem Präsidenten des Unternehmens World Wrestling Entertainment (WWE), der in dem Video von Trump malträtiert wird.
Nach Angaben des „Washington Examiner“ stammt das Video aus dem Jahr 2007, als sich Trump bei der Veranstaltung "Wrestlemania 23" einem Match unter dem Motto "Battle of theBillionaires" (Schlacht der Milliardäre) stellte. Dabei sei es am Rande des Ringes zu dem abgesprochenen Faustangriff auf McMahon gekommen. Es sei unklar, ob jemand im Weißen Haus das Video produziert habe, oder ob es ein Trump-Fan gewesen sei.
CNN: "Unter der Würde seines Amts"
Trump liefert sich seit Monaten Wortgefechte mit CNN. Vor der Verbreitung des Videos hatte er getwittert, er denke daran, den von ihm bisher verwendeten Namen „#FakeNewsCNN in #FraudNewsCNN umzuwandeln“. Fraud heißt übersetzt Betrug. Trump bezog sich anscheinend darauf, dass CNN kürzlich einen Bericht auf seiner Webseite zurückgezogen und sich dafür entschuldigt hatte. In dem Text hatte es geheißen, ein Senatsausschuss untersuche Verbindungen zwischen einer russischen Bank und einem engen Trump-Verbündeten. Der Präsident wertete den Rückzieher als Beweis dafür, dass CNN wie auch andere Medien erfundene Nachrichten verbreite, um ihm zu schaden.
"Es ist traurig, wenn der Präsident der Vereinigen Staaten zu Gewalt gegen Reporter anspornt", teilte CNN mit. "Anstatt sich auf seine nächste Auslandsreise und sein erstes Treffen mit Wladimir Putin vorzubereiten, anstatt sich mit Nordkorea zu beschäftigen und an seiner Gesundheitsreform zu arbeiten, benimmt er sich kindisch und weit unter der Würde seines Amtes. Wir werden unsere Arbeit weiter machen. Und er sollte anfangen, seine zu machen."
Das amerikanische Reporters Committee for Freedom of the Press (übersetzt Reporter-Komitee für die Pressefreiheit) erklärte: "Dieser Tweet ist unter der Würde des Präsidentenamtes. Traurigerweise ist er nicht unter der Würde dieses Präsidenten. Niemand sollte wegen Ausübung seines Jobs mit Gewalt bedroht werden(...). Pressefreiheit ist ein Eckstein unserer Demokratie."
Das Committee to Protect Journalists (Komitee zum Schutz von Journalisten) warnte, einzelne Journalisten oder Medien ins Visier zu nehmen "nährt ein Umfeld, in dem weitere Belästigung oder sogar physischer Angriff als akzeptabel aufgefasst wird". Trumps Äußerungen könnten "autokratische Führer rund um die Welt ermutigen", zitierte die "New York Times" Courtney Radsch von der US-Organisation weiter.
Twitter sieht in dem Prügelvideo keinen Verstoß gegen die Regeln des Netzwerks. Das teilte das Unternehmen in San Francisco dem US-Nachrichtensender nach einer internen Beurteilung des Videos mit. Twitter erklärte, es habe bei der Bewertung des Tweets drei Faktoren berücksichtigt: den politischen Kontext der Konversation, die verschiedenen möglichen Interpretationsweisen und das Fehlen von Details in dem Tweet selbst. Danach verstoße die Weiterleitung des Videos durch Trump nicht gegen die Twitter-Richtlinien.
Präsident nennt seinen Twitter-Stil "modern präsidial"
Seine Twitter-Nutzung hat Trump unterdessen verteidigt. Die „betrügerischen Fake-NewsMedien“ arbeiteten hart daran, die Republikaner und andere davon zu überzeugen, dass er keine sozialen Medien nutzen solle, schrieb Trump in einem Tweet. Er habe die Präsidentschaftswahl aber „mit Interviews, Reden und den sozialen Medien gewonnen“. Seine Twitter-Nutzung sei nicht „präsidial“, sondern „modern präsidial“, fügte Trump hinzu. Er habe bei der Wahl im November die „Fake-News-Medien“ besiegen müssen und das sei ihm gelungen, twitterte Trump. „Wir werden weiter SIEGEN!“, fügte er hinzu.
Ungeachtet von Mahnungen aus seiner eigenen Partei hatte Trump zuvor seine beleidigenden Angriffe auf zwei Journalisten fortgesetzt. „Der verrückte Joe Scarborough und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre Sendung mit den niedrigen Einschaltquoten wird von ihren NBC-Bossen dominiert. Zu schade!“ schrieb Trump bei Twitter über die Moderatoren Joe Scarborough und Mika Brzezinski. Die Moderatoren der Sendung „Morning Joe“ beim Sender MSNBC hatten Trump wegen seines Verhaltens und Führungsstils immer wieder scharf kritisiert.
Der Präsident reagierte darauf am Donnerstag mit einem Wutausbruch auf Twitter, in dem er Scarborough als „Psycho-Joe“ schmähte, vor allem aber über Brzezinski herfiel. Er beschimpfte sie als die „verrückte Mika mit dem niedrigen IQ“. Auch behauptete er, die Journalistin habe nach einer Schönheits-OP „schlimm“ im Gesicht geblutet.
Die Attacke des Präsidenten auf Aussehen und Intelligenz der Journalistin wurde nicht nur in den Medien, sondern auch im Kongress heftig kritisiert. Selbst Parlamentarier von Trumps Republikanischer Partei kritisierten, Trumps Äußerungen seien eines US-Präsidenten unwürdig. (mit dpa, AFP)