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Sie heißt „Nina“. Marie (Victoria Mayer) zeigt Peter (Godehard Giese) ein Bild ihrer potenziellen Tochter.
© dpa

ARD-Film um Kinderwunsch und Adoption: Liebe will Familie sein

„Wunschkinder“: Der beeindruckende ARD-Film schildert den langen Kampf eines Paares um das große Glück.

In der Beziehung zwischen Marie (Victoria Mayer) und Peter (Godehard Giese) gibt es eine Leerstelle. Das Paar wünscht sich ein Kind. Wieder und wieder klappt es nicht, dann, nach einer endlich erfolgreichen Hormonbehandlung, erleidet Marie eine Fehlgeburt.

Aber die Kompassnadel lässt sich in keine neue Richtung drehen, der Kinderwunsch ist übermächtig, das schon einmal in Angriff genommene Adoptionsverfahren scheint jetzt der letztmögliche Weg zum Ziel zu sein. Aufgrund von Peters Alter kommt nur eine Auslandsadoption infrage. Bei einem Informationsabend lernen sie ein anderes Paar – Sandra (Silke Bodenbender) und Martin (Ard Klawitter) – kennen, gemeinsam wird recherchiert, eine Organisation gefunden, die Kinder vermittelt. Marie und Peter entscheiden sich für Russland, auch weil Marie ein wenig Russisch spricht. Nach einigen Monaten kommt die ersehnte Nachricht: Nina, zehn Monate alt und 2700 Kilometer entfernt, ist für sie zur Adoption vorgesehen. Marie und Peter brechen auf. Zu einer Tour de Force mit den russischen Behörden.

Der 90-minütige ARD-Film „Wunschkinder“ ist da knapp bei seiner Hälfte angelangt, und er wird sein Publikum gefangen genommen haben – wegen vielerlei und den entscheidenden Aspekten. Dorothee Schön hat nach dem autobiografischen Roman „Wunschkinder – Geschichte einer Adoption“ von Marion Gaedicke das Drehbuch geschrieben; die Autorin schrieb ihre Geschichte als „einen Prozess der Verarbeitung“ auf, Dorothee Schön übernahm die „große Verantwortung, ein Drehbuch zu schreiben, welches vom Leben einer realen Person erzählt“. Natürlich, da muss verdichtet werden auf die Schlüsselmomente, auf die emotionalen Konflikte, die Informationen zum komplexen Thema müssen mit hinein. Das Ergebnis kann eine Achter-, wenn nicht eine Geisterbahnfahrt der Gefühle sein.

Die Produzenten und Protagonisten von „Wunschkinder“ werden diese Gefahr erkannt haben – und entgehen ihr. Schön hat eine realistische Vorlage geschrieben, die Regisseurin Emily Atef in einen vom Alltag grundierten Erzählfluss übersetzt. Drama ja, aber nicht künstlich, Verzweiflung ja, aber nicht aufgesetzt, sehen sich der Schmerz und die Szenen einer Ehe wahrhaftig an.

Das große Publikum wird die Namen der Hauptdarsteller Victoria Mayer und Godehard Giese nicht kennen. Eine geglückte Besetzung, weil „große“ Namen immer auch von Figuren weg und zu sich selbst hinlenken. Mayer und Giese lenken durch ihr konzentriertes Spiel auf Marie und Peter hin. Ein Paar, das seine Liebe als Familie leben möchte. Joachim Huber

„Wunschkinder“, ARD, Mittwoch, um 20 Uhr 15

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