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Im Fadenkreuz. Als Bodyguard der Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes) gerät David Budd (Richard Madden) zwischen die Fronten von Politik und Terror.
© ZDF und DESWILLIE

BBC-Serie "Bodyguard": Leben am Abzug

Die BBC-Serie „Bodyguard“ im ZDF gibt sich gleichermaßen explosiv und nur bedingt heroisch.

Diese Serie hat keine Zeit – weil sie sich keine nimmt. Afghanistan-Veteran David Budd (Richard Madden) fährt mit seinen beiden Kindern im Zug nach London. Schnell zeigt sich, dass ein Anschlag geplant ist. Budd gelingt es, die Attentäterin vom Druck auf den Knopf abzuhalten, mit dem ihr Sprenggürtel zur Explosion gebracht werden kann. David Budd avanciert zum Helden der Nation, er wird zum Bodyguard von Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes) befördert. Eine herausfordernde Aufgabe mit klarer Perspektive, offenbar ideal für den Polizisten, dessen Ehe mit Vicky (Sophie Rundle) gescheitert ist, öfters greift er zur Flasche, die traumatischen Kriegserfahrungen haben ihn weiter fest im Griff.

Sergeant Budd gerät in einen gefährlichen Mahlstrom aus Geheimdienst, Polizei und verschiedenen Ministerien, die gegeneinander agieren und intrigieren. Konspiration trifft Korruption trifft Konfusion. Im Zentrum steht die Innenministerin, die sich mit ihrem Gesetzentwurf zur digitalen Überwachung an die Spitze ihrer Partei und damit zur Premierministerin aufschwingen will. Das multipliziert die Zahl ihrer Feinde und führt zu einem ersten Anschlag. Er gelingt nicht, so wenig wie die Attacke auf die Ministerin. Budd kann dabei das Schlimmste verhindern, allerdings muss er feststellen, dass er den Sniper gut kennt, der ein ehemaliger Kamerad aus dem Kriegseinsatz in Afghanistan ist. Und klar ist auch, dass Informationen rund um die Ministerin geleakt werden.

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Das Leben der Politikerin bleibt aufs Höchste gefährdet. Julia Montague und David Burr gehen ein Verhältnis ein, wobei sie manchen Aspekt gegenüber dem Partner verbergen. Überhaupt ist das Vertrauensniveau unter allen Protagonistinnen und Protagonisten gestört, was den Zuschauer bis zum Schluss daran hindert, eindeutig entscheiden zu können, wer in „Bodyguard“ ein Guter/eine Gute, wer ein Böser/eine Böse ist. Das gibt der Produktion eine enorme Spannung, die zugleich dem Tempo und der Intensität des Geschehens geschuldet ist. Und schon passiert ein weiterer, verheerender Anschlag.

Der Einstieg erinnert an einen Bond-Film

Jed Mercurio („Bodies", „Line of Duty“) hat die Bücher für die sechs Teile geschrieben, die in der ZDF-Ausstrahlung auf drei Abende zusammen gespannt werden. Der Einstieg in den Thriller ist beinahe „bondish“, allerdings ist David Burr anders als der Geheimagent voller Selbstzweifel, wenn er zu der potenziellen Selbstmordattentäterin im Zug sagt: „Du und ich, wir sind nur Kollateralschäden.“ In dem großen Spiel der Verschwörungen, der Verwirrungen, der Verzweigungen, wo alle gegeneinander und im Zweifel alle gegen David Budd arbeiten. Der ist, mehr noch als der Rest, unter großem psychischen Druck, als Folge seiner Soldaten-Vergangenheit, wegen seiner ruinierten Ehe und wegen seiner Affäre mit der Ministerin.

["Bodyguard", ZDF, Montag, 1., 8. und 15 Februar, jeweils 22 Uhr 15]

Auch davon berichtet „Bodyguard“, der den Budd-Darsteller Richard Madden (in „Game of Thrones“ war er der noble Robby Stark), als dunkle, mit sich selbst kämpfende Persönlichkeit zeigt. Der Schauspieler illuminiert seinen (zweifelhaften) Helden mit prägnanter Desillusionierung und in gleicher Weise mit offenkundiger Bereitschaft zur Suche nach einem richtigen, aufrichtigen Lebensweg.

Die Regisseure John Strickland und Thomas Vincent setzen auf Speed im Sprint. Aktion heißt hier Action, „Bodyguard“ will hartes Spannungsfernsehen sein, tough, auch mit Pathos, aber lieber noch tougher. Die Figuren stehen unter Strom, sie müssen handeln, nicht nur, und das belegt die Qualität der sechs Teile, weil Drehbuch und Regie es so wollen. Der Stoff und seine Behandlung, das ist nichts Brandneues, das war auch in der Serie „Homecoming“ mit Julia Roberts oder in „Homeland“ mit Claire Danes zu sehen (und zu bewundern).

Glück ist privat

„Bodyguard“, eine Produktion der BBC, ist allerdings mehr down to earth, mit einer Auflösung so konventionell wie die Struktur der Geschichte, bei aller Komplexität sehr straff im Verlauf, da wird keine Sekunde verschenkt, kein Bild vergeudet, es herrscht Atemlosigkeit bei den Akteuren und bei den Zuschauern. Und über allem und allen schwebt die Frage: Was ist der Heroismus eines David Budd wert, wenn um ihn herum nur nach Macht gestrebt wird und das Ego-Shooting regiert? Glück gibt es im Privaten, wenn überhaupt.

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