ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz: Keine wunderschöne Insel mehr
Dieter Gruschwitz hört als ZDF-Sportchef auf, und sorgt sich - was die Übertragung von sportlichen Großereignissen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen betrifft.
Als Dieter Gruschwitz Anfang der 1980er beim damaligen SFB mit dem Sportjournalismus anfing, gab es noch keinen Streamingdienst, kein Pay-TV, das „Sportstudio“ startete am Samstagabend um zehn, die Olympischen Spiele liefen alle vier Jahre wie selbstverständlich bei ARD und ZDF. Wenn nun der ZDF-Sportchef am Dienstag nach zwölf Jahren aus seinem Mainzer Sender scheidet, blickt er mit Wehmut zurück – und mit Sorge in die Zukunft.
„Die Medienwelt ist eine komplett andere geworden“, so Gruschwitz. Das betreffe die Technik, die Rechtesituation und die personelle Situation beim ZDF. Allerdings auch das Handwerk einiger Journalisten, sagte er der dpa: „Da hat es einen Wandel der nicht so positiven Art gegeben, es ist vieles oberflächlicher geworden.“
Wer das Vergnügen hatte, Dieter Gruschwitz kennenzulernen, war angenehm überrascht von der Unaufgeregtheit, der uneitlen, selbstkritischen Art, mit der er einen der wichtigsten Jobs auf dem Lerchenberg versah. Der Sport „war für mich immer so eine wunderschöne Insel. In den letzten Jahren haben wir vor Augen geführt bekommen, dass dem nicht so ist. Auch der Sport hat Begleiterscheinungen wie Korruption und Betrug, es gibt die gleichen Missstände wie auch in anderen Bereichen der Gesellschaft.“
Das klingt fast ein bisschen resignativ. Der 63-Jährige hört freiwillig auf. Sein Nachfolger ist Thomas Fuhrmann, der erste Sportchef des ZDF, der keine Olympischen Spiele übertragen darf – zumindest bis 2024. Discovery/Eurosport hat dem IOC mehr Geld geboten. Dazu noch zuletzt der öffentlich-rechtliche TV-Blackout bei der Handball-WM, aus Gruschwitz’ Sicht ist das „erst der Anfang. Wir werden erleben, dass noch ganz andere internationale Player auf den Markt kommen, mit mehr finanziellem Potenzial.“ Nationale Interessen werden dahinter verschwinden. Das „Sportstudio“, das wird auch nach Gruschwitz bleiben.