Booster-Gast des deutschen Talk-Fernsehens: Karl Lauterbach, der Zeuge Coronas
Fernsehtalk zur Pandemie darf ohne Karl Lauterbach nicht stattfinden. Es gilt die Regel: Steigt die Inzidenz, steigt seine Präsenz. Eine Glosse.
Was ist der Komparativ zu Karl Lauterbach? Natürlich Karl Lauterbach. Der SPD-Gesundheitspolitiker ist der einzige und wahre Inzidenzwert, auf den ich mich verlassen will. Dieser Parameter setzt sich aus dem SPD-Gesundheitspolitiker und seinen Talkauftritten zusammen.
Das Lauterbach folgt dieser einfachen Regel: Je öfter der Experte in den Fernsehstudios auftaucht, desto höher die Inzidenz. Also saß Lauterbach am vergangenen Donnerstag in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner", am Sonntag nahm er bei "Anne Will" Platz, um am morgigen Donnerstag wieder im ZDF das Thema zu diskutieren: "Inzidenz steigt, Immunität sinkt - wieder Winter, wieder kein Plan?".
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Immerhin, das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat einen Plan. Für den 58-jährigen Single wurden die Studios zu Zweitwohnungen für den Gesundheitsökonom umgebaut, damit Lauterbach seinen Platz auch bei beschlagenen Brillengläsern findet.
Zwischendurch lässt er sich zum Comedian ausbilden, tritt im Musikvideo mit Carolin Kebekus auf. Unerschütterlich in seinem Selbstbewusstsein, lädt er alle ein, sich auf seine Kosten zu amüsieren.
"Karlchen überall"
Karl Lauterbach, der Mann mit dem Spitznamen "Karlchen überall", ist auf seine Weise erstaunlich. Er wird gehasst, bekommt Morddrohungen, was ihn überhaupt nicht hindert, als emsiger Mahner gegen die Corona-Verharmlosung aufzutreten. Da kennt Lauterbach keine Furcht, der Booster-Boy hat einen unumstößlichen Wesenskern.
Seine Entschiedenheit hat entschiedene Gegnerschaft herausgefordert. Idealtypischer kann ein Talkshowgast nicht sein. Er treibt die Quoten, Freunde wie Feinde wollen den neuesten Lauterbach hören.
Er ist der Zeuge Coronas in den audiovisuellen Medien. Man sollte es den anderen Gästen nicht verraten, aber wer um Karl den Großen herumsitzt, ist weitgehend egal. Die Beisitzerinnen und Beisitzer sind Beiwerk, Schmuck, Girlande. Karl Lauterbach ist Zentrum. Das Lauterbach.
Bleibt eine Frage: Was macht Karl Lauterbach, wenn die Inzidenz sinkt, Corona aus dem täglichen Leben verschwindet?
Möglich, dass Lauterbach wiederholt, was er Juli 2019 im Duo mit Nina Scheer versucht hat: den SPD-Vorsitz zu übernehmen. Um den alerten Lauterbach muss sich keiner sorgen, er findet immer eine Krankheit, die er zu seiner macht. Was aber machen Anne Will und Maybrit Illner?