zum Hauptinhalt
Da war noch alles im Lot. Julia Krajewski mit ihrem Pferd Samourai beim Geländeritt.
© dpa

Nach den Reporter-Entgleisungen: Julia Krajewski nimmt Entschuldigung von Sostmeier nicht an

Die Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski lässt Carsten Sostmeier zappeln. Der ARD-Reporter hat sich für seine Verbalattacken entschuldigt

Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski hat die Entschuldigung von ARD-Reporter Carsten Sostmeier nach der Kommentierung ihrer Leistung im Geländeritt nicht angenommen. „Herr Sostmeier hat mich inzwischen angerufen und sich entschuldigt“, sagte sie am Mittwoch im Deutschen Haus in der Olympiastadt Rio de Janeiro. „Bevor ich es mir nicht angeschaut habe, weiß ich nicht, ob ich die Entschuldigung annehmen kann“, meinte Krajewski, die mit der Vielseitigkeitsmannschaft am Dienstag Silber gewann. „Und da ich nicht weiß, ob ich es mir anschauen werde, kann es etwas dauern.“ Nach dem Geländetag habe sie so viele „aufmunternde und liebe Nachrichten“ bekommen. Erst da sei ihr klar geworden, „es muss da etwas schief gelaufen sein“. Die Olympia-Debütantin hat daraufhin nicht mehr ins Internet und auf ihre Facebook-Seite geschaut. „Es tut natürlich weh. Ich glaube, dass jeder einzelne Sportler sein Allerbestes gibt“, sagte Krajewski. Sportler seien aber auch nur Menschen. Deshalb würden solche Kommentare es dem Athleten „in schwierigen Situation definitiv nicht leichter“ machen.

Sostmeier hatte Krajewski Feigheit unterstellt

Beim olympischen Vielseitigkeits-Geländeritt hatte der ARD-Kommentator der Reiterin Krajewski Feigheit unterstellt. Die Olympia-Debütantin habe einen „schon einen braunen Strich in der Hose, wenn sie losreitet“, sagte er. Als Krajewskis Pferd zum zweiten Mal ein Hindernis verweigerte, kommentierte er: „Schlimmer geht's fast nimmer - fehlt nur noch, dass sie ausscheidet.“ Die Reiterin habe den „Chicken Way“ im Gelände gewählt, „den der Angsthasen, der blassen Nasen“. Insgesamt hatte das Pferd Samourai du Thot bei dem Ritt dreimal verweigert. Über Sostmeiers verbalen Parforceritt haben sich inzwischen zahlreiche Zuschauer beschwert. Wie NDR-Sprecher Martin Gartzke dem epd bestätigte, gingen neben Telefonanrufen empörter Fernsehzuschauer auch viele Mails mit Beschwerden ein.

ARD und Reporter entschuldigen sich

Die ARD entschuldigte sich am Dienstag bei der Reiterin. Gerd Gottlob, ARD-Teamchef für die Olympia-Berichterstattung aus Rio, erklärte: „Carsten Sostmeier hat in der Wortwahl daneben gelegen und die Leistung der Reiterin und ihres Pferdes nicht fair bewertet. Dafür entschuldigen wir uns. Wir werden dafür sorgen, dass dies nicht wieder vorkommt.“ Zur Frage, ob und welche Folgen der Kommentar für Sostmeier haben würde, wollte sich der NDR-Sprecher am Mittwoch nicht äußern. Auch Sostmeier entschuldigte sich Medienberichten zufolge. Es liege ihm fern, Sportler beleidigen zu wollen. Der Reit-Experte hatte sich bereits 2012 in London entschuldigen müssen. Damals rief er ins Mikrofon: „Seit 2008 wird zurückgeritten“ und griff damit eine Formulierung der Nationalsozialisten auf, mit der diese 1939 den Angriff auf Polen rechtfertigten. (mit dpa/epd)

Joachim Huber

Zur Startseite