Rassismus-Vorwurf: Jörg Dahlmann darf nicht mehr für Sky kommentieren
„Kuschelnacht“ mit Thomalla, Japan als „Land der Sushis“: Dahlmann redet sich um seinen Job. Die Sky-Reaktion provoziert Fragezeichen. Ein Kommentar.
Kommt die Aktion des Pay-TV-Senders Sky einem Berufsverbot gleich? Fußball-Kommentator Jörg Dahlmann wird ab sofort keine Spiele mehr für Sky kommentieren. Das bestätigte ein Sprecher des Pay-TV-Senders am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Dass der im Sommer auslaufende Vertrag zwischen dem TV-Journalisten und dem Sender nicht verlängert wird, stand schon seit mehreren Monaten fest.
„Sky hat über viele Jahre hinweg gut mit Jörg Dahlmann zusammen gearbeitet. Allerdings hat er sich aus unserer Sicht bei seinen Kommentaren nun mehrfach unsensibel und unpassend verhalten“, sagte der Sprecher. „Sky ist sich seiner Verantwortung als Medienunternehmen bewusst und hat sich deshalb dazu entschieden, dass er ab sofort nicht mehr eingesetzt wird.“
Shitstorm nach Äußerung zu Thomalla
Dahlmann hatte zuletzt häufiger mit umstrittenen Kommentaren für Aufsehen gesorgt. So hatte er mit Blick auf Sophia Thomalla gesagt, er hätte nichts gegen eine "Kuschelnacht" mit ihr. Das gab einen mächtigen Shitstorm, Dahlmann meinte dazu, "nein, das war nullkommanull sexistisch gemeint." Eine Entschuldigung war inkludiert. Jüngst hatte er Japan als „Land der Sushis“ bezeichnet. Zu diesem Spruch und seinen Folgen äußerte sich der 62-Jährige bei Instagram. Er fühle sich durch die sofortige Trennung in eine rassistische Ecke gedrängt. „Ich wehre mich aber mit Händen und Füßen gegen diese absurden Vorwürfe“, betonte Dahlmann. „Ich hasse Rassismus! Weltoffenheit und Diversität sind mir wichtige Anliegen. Die Trennung aus diesem Grund ist aus meiner Sicht nicht okay und nicht fair“, schrieb er.
Faire Reaktion?
Was ist jetzt okay, was fair? In einem Fußballstadion fallen zuweilen Sprüche, dass einem die Ohren schlackern. Da reichen die Begriffe von Rassismus bis zu Sexismus gar nicht hin. Aber selbst bei Fußball live haben sich die Reaktionen verschoben, Empfindsamkeit bis zur Empfindlichkeit haben Einzug gehalten. Fans begehren gegen Fans auf, Mannschaften verlassen das Spielfeld, wenn Spieler fremdenfeindlich beleidigt werden. Wer soll dagegen protestieren? Fußball ist eine Gesellschaftsform, wo genau dieselben gesellschaftlichen Regeln zu gelten haben. Also auch oben auf der Tribüne, bei den Kommentatoren.
Gelbe Karte für Dahlmann
Jörg Dahlmann hat das offensichtlich weniger verstanden als andere. Ist er deshalb eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, für das Pay-TV Sky? Seine fachliche Qualifikation kann ihm keiner abstreiten. Sky zeigt seit 30 Jahren die Bundesliga live, da dürften die Verantwortlichen im Unternehmen was von Spielregeln verstehen. Dahlmann mal die gelbe Karte zeigen, mal auf die Ersatzbank, das hätte einen Lernprozess auslösen können. Es braucht nicht gleich die Sprech-und-Spruch-Polizei auszurücken.
Ich habe da einen Verdacht: Das Pay-TV braucht künftig weniger Kommentatoren, weil der Sender weitere Lizenzen zur Live-Übertragung, beispielsweise der Champions League, verlieren wird. Da kam der Thomalla-Suhsi-Dahlmann zum richtigen Zeitpunkt.