Tor in Berlin: Es geht ohne Fan, aber nie ohne TV-Kamera
Seit 30 Jahren überträgt Sky die Bundesliga. Es zeigt sich: Fußball geht ohne Fans, aber niemals ohne Fernsehen. Ein Kommentar
Wer erinnert sich daran noch? Am 2. März 1991, es war die Eröffnung des 19. Spieltages der Saison 1990/91, siegte Eintracht Frankfurt mit 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Und doch war es ein bemerkenswertes Datum, nämlich der Start der regelmäßigen Live-Übertragung von Bundesliga-Spielen. Im Pay-TV, bei Premiere, das heute Sky heißt. Im August 2000 folgte ein weiterer Meilenstein, da wurde die Konferenz etabliert, das Herzstück eines TV-Spieltages und televisionäre Konkurrenz zur parallelen Radioübertragung in der ARD. Fußball im Bild, Fußball im Kopf? Da scheiden sich die Geister, um sich beim Reporterschrei „Tor in Berlin“ wieder zusammenzufinden.
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Premiere, respektive Sky hat die Fußballübertragung perfektioniert, mit Vor- und Nachberichten, mit Interviews und Diskussionen zum Fan-Event hochgesendet.
Und das Pay-TV-Progamm sorgt gerade in Lockdown-Zeiten für Aufregung und AEs geht blenkung von der Covid-19-Plage. Profifußball ohne Fernsehen funktioniert nicht (mehr), braucht es den Fan im Stadion wirklich noch? Der emotionsgetriebene Ultra in der Kurve ist Kamerafutter, Accessoire geworden, spielentscheidend ist er nicht. Das Fernsehen hat das Kommando übernommen, der Event ist live auf dem Bildschirm oder er ist kein Event.
Fußball, von lokal bis global
Nur so, mit den Mitteln des Fernsehens, konnte dieser Sport zu solcher Größe, zu solcher Bedeutung anwachsen. 24/7, von lokal bis global, von den unteren Klassen bis zur Champions League, Fußball ist digital, immer, überall.
Premiere/Sky hatte das Potenzial erkannt und sich zugleich ausgeliefert. Saison für Saison wurde die TV-Lizenz für immer neue Milliarden eingekauft, es braucht keine Prophetie, dass der Sender bis heute noch keinen Euro damit verdient hat. Konkurrenz ist beim Live-Fußball dazugekommen, nicht nur wegen Dazn überträgt Sky pro Saison nur noch 472 von 617 Spielen im gesamten Profisektor exklusiv. Der Hardcore-Fan braucht Minimum zwei Abos.
Der Fußball, dieser Fernseh-Fußball-Sport hat noch immer seine Kinder gefressen. Tor in Berlin?