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Über alles Witze machen. Ingmar Stadelmann, 39, Comedian.
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Interview zur RBB-„Abendshow“: Ingmar Stadelmann: „Ich muss gucken, was da geht“

Ingmar Stadelmann über den Ruf der RBB-„Abendshow“, die gute alte Late Night, Greta und Witze über Klimawandel.

Ein Sprung auf der Karriereleiter: Ingmar Stadelmann, 39, Comedian (2020 auf Tour mit dem Soloprogramm „Verschissmus“), übernimmt am Donnerstag von Marco Seiffert und Britta Steffenhagen die „Abendshow“ (RBB, 20 Uhr 15). Das 2017 gestartete Magazin hat die Erwartungen mit zuletzt knapp 200 000 Zuschauern als RBB-Vorzeigeshow nicht erfüllt.

Herr Stadelmann, Sie sind Comedian, Radio-Moderator. Wie nervös sind Sie vorm Start als Primetime-TV-Moderator?
Nervös würde ich es nicht nennen, eher euphorisch erregt. Es kommt hoffentlich jetzt zusammen, was zusammen gehört. Und so ganz neu ist Fernsehen für mich auch nicht. Ich habe schon Moderationen für ProSieben und Satire-Formate für Comedy Central gemacht. Dass wir jetzt ein Live-Comedy-Format senden, macht das Ganze natürlich spannend.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen ist schon noch eine andere Nummer. Wie gut kennen Sie den RBB, vor allem die „Abendshow“?
Ist das ’ne Fangfrage? Tatsächlich nicht so wirklich. Ich habe die Show am Anfang, 2017, mal kurz verfolgt. Daher kann man sagen: Es ist jetzt unsere Hauptaufgabe zu versuchen, eine gewisse Relevanz reinzukriegen, die dafür sorgt, dass man diese Show wortwörtlich auf dem Schirm hat.

Was schauen Sie sonst im RBB?
Prinzipiell alle Sendungen. Aber ganz besonders: Kurt Krömer! Und das „Große Kleinkunstfestival der Wühlmäuse“.

Der Sender galt lange als schnarchnasig.
Image und auch Programm sind doch deutlich besser geworden in den vergangenen Jahren. Für den Rest müssen wir jetzt sorgen. Die „Abendshow“ sollte das Paradestück des RBB sein. Außerdem gibt es beim RBB ja gutes und cooles Radio wie Fritz oder Radio Eins. Da war ich lange und habe ein Gefühl dafür bekommen, was möglich ist bei den Öffis. Ich muss jetzt halt gucken, was so geht in einer Fernsehshow.

Haben Sie sich dafür Tipps geholt, zum Beispiel bei den Vorgängern Marco Seiffert und Britta Steffenhagen?
Nein, wir machen ja auch was Neues. Die Ausrichtung der Show wird sich verändern. Ich komme von der Bühne und bin Live-Künstler. Der Showteil wird größer. Aber ich freue mich auch auf die neue Herausforderung, z.B. zu talken. 

Dass ein Comedian jetzt beim RBB die „Abendshow“ macht, hat überrascht.
Das ging wahnsinnig schnell, sodass ich mich kurz kneifen musste. Es gab immer wieder Anfragen von Sendern, um etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Als ich jetzt beim Kabarettfestival in den Wühlmäusen aufgetreten bin, sind der RBB  und ich ins Gespräch gekommen und ich danach wie die Jungfrau zum Kind an ein Comedy- und Late-Night-artiges Format. Im Prinzip das, was ich mir immer schon gewünscht habe.

Sie haben nicht gezögert, mit der Zusage?
Nein. Es gab nicht viel, was dagegen sprach. Ich bin seit 20 Jahren Berliner, das ist meine Stadt und das wird jetzt hoffentlich mein Format. Einzig ein paar Solo-Termine mussten wir verschieben und ich hoffe, die Menschen die sich bereits Karten gekauft haben, sehen uns diese Verschiebung nach und kommen 2020 zu den Ausweichterminen.

 

Und Ihre Bühnenauftritte?
Ich kann wahrscheinlich nicht mehr ganz so viele Termine spielen, aber ja ich werde weiterhin auf Tour sein. Ab 2020 mit meinem neuen Solo-Programm „Verschissmus“: Im günstigsten Fall befruchtet sich das gegenseitig.

Die „Abendshow“ soll ja mehr Satire werden. Der neue Redaktionsleiter Robert Wilde hat für die „heute-show“ gearbeitet.
Der RBB wird jetzt keine „heute-show“ machen. Trotzdem gibt’s da Dinge, die man von Oliver Welke und Co. lernen kann: Die Machart ist nahe der Perfektion. Das fängt schon online an. Da müssen wir sicherlich nochmals ran und wir müssen den Zuschauern klar sagen: Leute, wir haben hier beim RBB ein geiles Stück Live-Fernsehen: Gönnt es Euch!

Nur wie? Mit tagesaktueller Stand-Up-Comedy wie früher bei Harald Schmidt?
Das gute alte „Late-Night-ist-tot“-Mantra werden wir versuchen genauso zu widerlegen, wie das andere Shows schon bewiesen haben. Stand-up ist mein Metier. Da kommt der Host raus, da gibt’s einen Monolog, dann geht’s an den Schreibtisch. Natürlich kann Late-Night nicht mehr so funktionieren wie vor zehn, 20 Jahren. Alles, was ich um 20 Uhr 15 weiß, ist schon zehn Stunden auf Twitter kommentiert worden. Da muss man sich dann schon was einfallen lassen.

Das gab’s bei Schmidt noch nicht.
Twitter? Stimmt. Für Harald Schmidt und seine Late-Night-Show habe ich übrigens die Schule geschwänzt. Ich habe mich krank gemeldet und die ersten Shows aufgenommen. Schmidt hat mich sehr geprägt in meiner Humorfarbe.

Das Stichwort: Sie haben gesagt, Sie wollen in der „Abendshow“ über alles Witze machen, über alles lachen. Es wird derzeit wieder viel über Grenzen des Sagbaren diskutiert. Darf man Witze über Greta und Klimawandel machen?
Man kann das nicht pauschal beantworten. Ich würde mich Dieter Nuhr schon auch anschließen, wenn er sagt: Satire darf alles, was im Rahmen des Grundgesetzes erlaubt ist. Da hat der Satiriker nicht mehr Rechte als der Rentner. Spannender als Greta selbst sind für mich allerdings die Reaktionen darauf. Wie auf sie reagiert wird. Dass es Menschen leichter fällt, ein 16-jähriges Mädchen anzugreifen, als sich selbst zu hinterfragen, ist spannend.

Greta wird wohl nicht in die „Abendshow“ kommen. Ihr Lieblingsgast?
Da gibt es ein paar aber janz oben uffe Liste, wie der Berliner sagt: Bastian Pastewka. Wobei: Den hatte ich vor langer Zeit mal als Interviewgast bei einem Radiosender. Danach wurde ich direkt gefeuert. Hoffen wir also mal, dass sich das nicht wiederholt, egal bei welchem Gast.

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