Wie weiland Hape Kerkeling als Königin Beatrix: Goldene Gurke für "Goldene Kamera"-Macher
Fake Ryan Gosling: Klaus Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt lüften letzte Geheimnisse um Doppelgänger-Streich
Manche zögern nicht, diesen Coup mit dem Hape-Kerkeling-Klassiker gleichzusetzen. Am 25. April 1991 fuhr Kerkeling mit Perlenkette und Käsebrot und verkleidet als Königin Beatrix der Niederlande vor Schloss Bellevue vor. "Ich bin die Beatrix. Ich will lecker essen mit dem Präsidenten", beschied er die Sicherheitsleute. Das mit dem Essen mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde nix, Kerkeling aber hatte Fernsehgeschichte geschrieben.
Knapp 25 Jahre später gelang den Fernsehkomikern Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf Vergleichbares: #GoslingGate. Sie schafften etwas, bei der Verleihung der "Goldenen Kamera", live im ZDF am 6. März, einen Ryan-Gosling-Doppelgänger auf die Bühne zu bringen, der dann die Trophäe überreicht bekam. Die Macher der Preisverleihung waren blamiert.
Am Dienstag, in ihrer eigenen "Circus HalliGalli"-Show klärten Heufer-Umlauf und Winterscheidt vor einer Rekordquote von 2,5 Millionen Zuschauern darüber auf, wie ihnen der Coup gelingen konnte. Anfang Februar habe man extra eine PR-Agentur ins Leben gerufen, die angeblich Hollywood-Stars an TV-Shows vermittelt, und dafür eine eigene Internetseite erstellt. Der Name: „Conrad, Hertz & Gravemann“. Die Initialen C, H und G könnten auch für die Show von Joko und Klaas, „Circus HalliGalli“, stehen. Als Kontaktperson gab das Team eine gewisse Katharina Dolus an. Der Nachname ist ein lateinisches Wort, das auf deutsch „Betrug“ bedeutet.
Für Gosling wurde eigene Preiskategorie geschaffen
Per Rundmail gab die „Agentur“ Anfang Februar bekannt, dass Gosling Anfang März für einen Werbedreh in Hamburg sei - zufällig am Tag der Preisverleihung. 90 Sekunden später hätten bereits die Macher der "Goldenen Kamera" angerufen und Interesse gezeigt. Das Team um Joko und Klaas stellte allerdings Bedingungen: Gosling wolle einen Preis bekommen, wenn er schon auftritt. Außerdem wünsche er, nur kurz auf die Bühne zu gehen und keinen Kontakt zu Mitarbeitern der Gala zu haben. Die Macher der Verleihung - bei denen Gosling schon länger auf der Liste stand - sagten zu. Sie schufen sogar eigens die Kategorie „Bester Film international“, damit der „La La Land“-Schauspieler eine Trophäe bekommen konnte. So ein Vorgehen sei durchaus üblich, betonten die Organisatoren zwei Tage nach der Gala überraschend offen.
Am Abend der Goldenen Kamera fuhr Gosling-Double Ludwig Lehner - ein Koch aus München - dann mit großem Gefolge in der Hamburger Messehalle vor. Dabei guckte er ständig auf den Boden, hatte eine Kapuze über dem Kopf und wurde abgeschirmt. Immer dabei: die ProSieben-Kameras, getarnt als Dreh-Team einer Dokumentation über Gosling. Joko und Klaas fieberten mit ihrem Team zeitgleich vor dem Fernseher in Berlin mit. „Entweder klappt das oder es ist die größte Gurke aller Zeiten“, kommentierte Heufer-Umlauf angespannt. Aber tatsächlich: Lehner, der Gosling nur entfernt ähnlich sieht, gelangte unerkannt in die Garderobe und später auf die Bühne - zur Verwunderung des Publikums im Saal und vor dem Fernseher.
Der Verstand blieb draußen
Nach seinem denkwürdigen Auftritt flüchtete Lehner mitsamt Gefolgschaft und Goldener Kamera in der Hand aus der Halle und brauste mit dem Auto davon. „In erster Linie wollten wir die Goldene Kamera bekommen, die haben wir jetzt“, kommentierte Heufer-Umlauf in der Show, die für viele Twitter-Nutzer „in die Geschichte eingehen wird“. Die Macher der Preisverleihung fordern die „gestohlene“ Kamera dagegen zurück.
Was die Geschichte zeigt: Wie geil Gala-Veranstalter auf Hollywood-Prominenz sind. Wie sehr sie sich vom großen Namen blenden lassen. Wie sehr der Verstand aussetzen kann. (mit dpa)
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