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Wenn die Bundesliga live im Free TV läuft und nicht bei Sky, gebe es solche Public-Viewing-Bilder wohl nicht.
© picture alliance / dpa

Re-Start der Fußball-Bundesliga im Fernsehen: Geisterspiele im Pay TV

Wenn sich Fußballfans demnächst privat zum Fußballgucken im Pay TV treffen sollten, drohen Tausende Infektionen. Es gäbe eine Lösung.

Dieses Szenario ist wenig abwegig und dürfte nicht nur dem Virologen Christian Drosten die Haare zu Berge stehen lassen: Was machen rund 350 000 Fußballfans, denen es an einem Geisterspieltag der Fußball-Bundesliga – eben ohne Fans im Stadion – nachmittags zu langweilig wird?

Antwort: Grillparty bei Freunden mit Sky-Vertrag! Spätestens hier dürften Sicherheitskonzepte der Deutschen Fußball Liga bei einem Bundesliga-Neustart ausgehebelt werden. Wenn sich Fans im Garten oder Wohnzimmer versammeln, drohen Tausende Neu-Corona-Infektionen vorm heimischen Fernseher. Von daher ist die Forderung „Fußball für alle!“ von Willi Lemke ziemlich vernünftig, wenn, klar, schon auch populistisch.

„Das hätte den unglaublich wichtigen Effekt, dass der Run auf die Wohnzimmer mit Sky-Ausstattung unterbleiben würde. Die Leute würden vielleicht nicht zu den Stadien gehen und sich dort infizieren“, sagte der Ex- Bundesliga-Manager der „Bild“. Lemke wünscht sich die „Live-Konferenz kostenlos für alle“. Das Gleiche gelte für das Topspiel am Samstagabend.

Klingt spannend. Nun gibt es da aber noch eine exklusive Rechte-Lage, Verträge zwischen Streamingdiensten wie Dazn, Pay-TV- und Free-TV-Sendern sowie der Deutsche Fußball Liga (DFL). Diese wollte sich zu Lemkes Vorstoß nicht äußern.

Dafür die ARD, die ja bei so einem Szenario mit viel weniger Zuschauern in ihrer „Sportschau“ am frühen Samstagabend rechnen müsste. „Zunächst einmal müssen wir abwarten, ob und wann überhaupt gespielt wird“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dem Tagesspiegel.

„Natürlich respektieren wir die Rechtesituation und die schwierige Situation, in der sich Sky und Dazn derzeit befinden.“ Wenn es gesellschaftlich Sinn ergebe und gewünscht sei, verschließe man sich dem Thema nicht, sollten sich Sky, Dazn und die DFL damit irgendwann befassen. „Dann und nur dann, würden wir für Gespräche bereitstehen.“

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Das ZDF und Sky wollten die Spekulationen am Wochenende nicht kommentieren. Dabei reagierte der Pay-TV-Sender zuletzt ein paar Mal ganz schnell, so am Montag, als zwei Ministerpräsidenten über eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 9. Mai gesprochen hatten und Sky sofort eine Riesenanzeige geschaltet hatte. „Ja“ mit mehr als hundert „A“ hieß es in der ganzseitigen Werbung: „Die Bundesliga ist bald wieder da. Und wir von Sky freuen uns mit euch.“

Aus München wurden schon mal kostenlose Übertragungen angekündigt. Mitte März, vor der Unterbrechung der Saison, hatte Sky verkündet, „an den kommenden beiden Spieltagen“ die Konferenzen frei empfangbar zu machen. „In herausfordernden Zeiten müssen wir alle zusammenstehen“, sagte Sky-Boss Devesh Raj.

„Für uns ist es selbstverständlich, unseren Teil dazu beizutragen, indem wir diese Spiele mit allen teilen, sodass möglichst viele Fans die Bundesliga live erleben können.“ DFL-Chef Christian Seifert dankte Sky daraufhin explizit.

Die DFL kann aber nicht selber entscheiden (abgesehen davon, dass die Politik das Go für ein Bundesliga-Comeback geben muss). „Alles für alle frei zugänglich anzubieten, würde die Verträge, die wir auch mit den öffentlich-rechtlichen Sendern haben, sehr tangieren beziehungsweise die Wertigkeit komplett zerstören. Damit würden wir vertragsbrüchig werden“, hatte Seifert Anfang April gesagt.

Da kommt wieder Lemke ins Spiel. Er erwarte nicht, dass Sky und Dazn Geisterspiele komplett kostenlos übertragen oder die Rechte an ARD oder ZDF verschenken. „Dafür müssten andere Sender angemessen bezahlen.“ Gesprächsbereitschaft ist aus Balkauskys Worten durchaus herauszuhören. Es muss nicht eng und ansteckend im Wohnzimmer werden, wenn die Bundesliga in Coronazeiten re-starten sollte.

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