WM 2014 - Von Tor zu Tor: Für alte Trikots, Röhrenfernseher und Billigbier
Unser Autor ist genervt von der aggressiven Werbung bei der Fußball-WM. Er kritisiert das "Big-Business" und hält ein flammendes Plädoyer für ein Turnier ohne Konsumdruck.
Fußball verbindet die Völker, fasziniert die Menschen, fördert die Jugend. Aber vor allem, da sollte man sich nichts vormachen, fördert ein Großereignis wie die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien die Geschäfte. Und das äußert sich rund um die Übertragungen der Spiele hauptsächlich in Werbung. Beworben werden vornehmlich Autos, dazu noch Autos, einige Autos… und Bier. Klar, Fußball ist immer noch ein Männersport.
Dass gerade die Nationalmannschaften immer mehr weibliche Fans haben, scheint den Marketing-Experten bislang durchgerutscht zu sein. Allgegenwärtig sind zudem der bekannte Burgerbrater und die übliche Zuckerbrause. Wenn der Kapitalismus zu Warenvielfalt führt, wieso sind dann alle Werbebanden in den Stadien dieser Welt gleich bedruckt? Auch eine Kreditkartenfirma rückt sich prominent ins Bild. Der Konsum will schließlich bezahlt werden, am besten auf Pump.
Es profitieren natürlich viele Beteiligte: Die Fifa sowieso. Und die Spieler. Ist Ihnen aufgefallen, in wie vielen Werbespots Thomas Müller während der Halbzeitpause des Spiels Deutschland Portugal zu sehen war? Es waren wohl mehr Spots, als er Tore schoss. Der Mann ist nicht nur auf dem Platz omnipräsent. Auch die Fernsehsender und ihre Experten profitieren: Mehmet Scholl fährt in Werbespots gerne statussymbolfrei, während Oliver Kahn Würstchen brät und danach ein Abnehmprogramm durchlaufen muss.
Den Fernsehzuschauer hierzulande nerven aggressive Werbung und Konsumdruck.
Die Unternehmen profitieren natürlich am meisten. Sie verkaufen mehr Kram für mehr Geld an mehr Menschen. Letztere profitieren hingegen kaum - vom Grill fällt kein Stück Fleisch herunter. Die Brasilianer bleiben bekanntermaßen auf den öffentlichen Kosten für die teure WM sitzen, weshalb sie weiter auf die Straße gehen. Den Fernsehzuschauer hierzulande nerven aggressive Werbung und Konsumdruck.
Aber niemand soll immer mehr haben wollen müssen. Daher an dieser Stelle ein kleines Plädoyer für alte Trikots, Röhrenfernseher und Billigbier. Der Stimmung und dem Spaß an den Spielen tut es keinen Abbruch, wenn nicht jedem Kaufanreiz nachgegeben wird. Und dem Sport und seinen Funktionären kann ein bisschen weniger Big-Business nur gut tun.