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Windeln wechseln? Das Magazin "Men's Health Dad" erklärt, wie's geht.
© Promo

"Men's Health Dad" für Väter: Früher Babes, heute Baby

„Men’s Health Dad“ ist das erste Magazin für Väter. Ganz ohne Mann-Frau-Klischees kommt es nicht aus.

Von einem Ableger der markenkerngemäß mit Fitness und, äh, Flirten befassten Postille „Men’s Health“ namens „Dad“, zu deutsch in etwa „Papa“, darf man mit Fug und Recht das Schlimmste erwarten. Ratschlagkaskaden „So bleiben Sie trotz Fohlen ein Hengst!“, detaillierte Anweisungen zur genitalen Stimulation der Kindsmutter noch im Wochenbett, dazu vollkommen unrealistische Trainingstipps für den co-schwangeren Männerkörper. A propos: Irgendwelche ultra-männlichen Rezepte für Grillen mit rotem Fleisch dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das Editorial hebt dann auch auf genau diese Weise furchtbar an: „Früher haben Sie die Nächte durchgemacht? Schön, dass sich manche Dinge nie ändern! Zugegeben, der Grund für die langen Nächte war damals sicher ein anderer (die Babes!) als heutzutage (das Baby!)...“ Und so weiter, und so würg!

Nicht für Abercrombie&Fitch-Fabelhengste

Darauf folgt aber überraschenderweise ein in weiten Teilen völlig entspanntes, solide gemachtes und an plumpen Geschlechterklischees erfrischend desinteressiertes 110-Seiten-Heft (3,90 Euro). Klugerweise wendet es sich ganz offensichtlich nicht an irgendwelche Abercrombie&Fitch-Fabelhengste, sondern an Mittelschichtmänner mit Kind, etwas Hirn und – das ist ein wiederkehrendes Thema – Angst vor den beruflichen Konsequenzen von Elternzeit. Manches darin ist etwas öde, wie etwa die grafisch übertrieben aufbereitete Information, dass Fast Food nicht so gut für Kinder ist.

Generell nervt die Verliebtheit in das schnipselige Zitieren aller möglicher internationaler Studien, die mal mehr, mal weniger Überraschendes zu diesem und jenem rund um Vater und Kind herausgefunden haben. Manches ist aber auch nützlich, wie etwa eine luzide Erklärbox zum Unterschied von altem (Basis-)Elterngeld und neuem Elterngeld Plus. Und anderes ist auch schlicht schön, wahr und uneitel, wie etwa die Berichte junger Väter aus dem Kreißsaal.

Am Ende gibt es einen ärgerlichen Text

Die solide, aber an keiner Stelle stilistisch herausragende Qualität der Texte ist anzumerken, muss aber niemanden bekümmern, der sich grundsätzlich so sehr für Väter und Kinder interessiert, dass er sich ein Magazin über beide kaufen würde. Es fällt allerdings auf, dass in dieser Nummer eins die gut und anrührend geschriebene Reportage zwischen Interviews, Servicetexten, Porträtsammlungen und Erfahrungsberichten noch so gar keinen Platz gefunden hat. Aber nun, das hier ist ja auch nicht „Playboy Dad“, sondern „Men’s Health Dad“, und da ist auch das Mutterschiff nicht sooo bekannt dafür, zwischen Körper-Content versteckte Textperlen zu enthalten.

Und während man noch denkt „Etwas fade, aber nett, und vielleicht bin ich einfach auch nicht die Zielgruppe“, gibt’s ihn dann doch noch: den ärgerlichen Text. Er steht auf der 110. und damit letzten Seite, es ist die Kolumne „Mein letztes Wort“. In der „darf uns hier eine Mutter noch mal die Meinung geigen“. In mario-barthigen Mann-Frau-Klischees geigt Autorin Nina Massek dann zwei Spalten lang darüber, dass ihr Mann beim Ankleiden der gemeinsamen Kinder Ergebnisse erzielt, die sowohl modisch als auch hinsichtlich ihrer Alltagstauglichkeit von der Autorin als unzureichend empfunden werden. Bevor man solchen Schmonzes zu Ende liest, geht man lieber mal gucken, in welchem viel zu dünnen Mustermix die eigene Partnerin das gemeinsame Kind auf den Spielplatz gejagt hat. Sechs Monate Elternzeit müssen ja zu was gut gewesen sein. Johannes Schneider

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