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"funk" - das neue Content-Netzwerk von ARD und ZDF
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Neues Multimedia-Angebot für Jugendliche: Fernsehen war gestern - jetzt kommt "funk"

Irgendwo zwischen MTV, „heute-show“, Böhmermann und dem, was man so von Youtube-Videos kennt - ARD und ZDF haben "funk", das neue multimediale Angebot für Jugendliche, vorgestellt.

Das neue mit Spannung erwartete multimediale Angebot von ARD und ZDF für Jugendliche ist da. Es trägt den schlichten Namen „funk“, startet offiziell am Samstag und wird auf allen Online-Kanälen ausgespielt, via Youtube, Facebook und App, eben nur nicht mehr im Fernsehen. Ein Schwerpunkt sollen Webvideos sein, kündigten die Programmgeschäftsführer Florian Hager und Sophie Burkhardt am Donnerstag auf einer hippen Vorstellung in einem ebenso hippen Weddinger Hinterhof-Fabrikgebäude an.

Klassisch lineares Fernsehen war gestern, die Sender ZDFkultur und EinsPlus werden eingestellt. Es musste öffentlich-rechtlich gespart werden, damit etwas Neues gemacht werden kann. Das Online-Programm, mit dem 14- bis 29-Jährige ins Webangebot der beiden Sender gelockt werden, soll deutlich anders sein als von ARD und ZDF gewohnt. Ausdrücklich ist „funk“ nicht einfach als ein neuer Kanal fürs jüngere Publikum geplant worden, in dem klassische TV-Sendungen zu sehen sind.

Das Projekt ist noch in der Entwicklung, sagte Hager, an die 40 Formate sind es derzeit, allesamt neu-konzipiert. Man habe nicht bei Youtube wildern wollen. Ein gutes Dutzend davon steht ab Freitag schon online, dem ersten Eindruck nach eine recht bunte Mischung, irgendwo zwischen MTV, „heute-show“, Böhmermann und dem, was man so von Youtubern kennt.

„Informieren“, „Orientieren“ und „Unterhalten“ - mit Ronja von Rönne

Die drei Oberkategorien für alle diese Formate heißen „Informieren“, „Orientieren“ und „Unterhalten“. Bekanntestes Gesicht im Bereich Information dürfte die Bloggerin und Autorin Ronja von Rönne (ihr Debütroman: „Wir kommen“) sein. Zusammen mit Nemi El-Hassan und Friedemann Karig stemmt sie das Format „Jäger und Sammler“,. „Informativ und konfrontativ, investigativer Journalismus für junge Leute soll es sein“, so Rönne, jede Woche ein Thema, zum Beispiel Nazi-Rap, in fünf bis zehn Minuten Länge, redaktionell angeboten an die ZDF-Redaktion des Politmagazin „Frontal21“, was ja schon mal eine Hausnummer ist.

Friedemann Karig, Ronja von Rönne und Nemi El-Hassan arbeiten für "funk", dem neuen multimedialen Angebot von ARD und ZDF.
Friedemann Karig, Ronja von Rönne und Nemi El-Hassan arbeiten für "funk", dem neuen multimedialen Angebot von ARD und ZDF.
© dpa

In Zeiten der „Lügenpresse“-Debatte seien solche eher subjektiven, exponierten Ausprägungen des Journalismus vielleicht auch ganz angebracht, sagte Dennis Leiffels, der sich für „funk“ in dem Format „Y-Kollektiv“ mit Themen wie Flüchtlingskrise oder Massentierhaltung auseinandersetzt. Rayk Anders wiederum wandelt mit der kurzen Polit-Aufreger-Show „Headlinez“ auf den Spuren der „heute-show“.

Natürlich gibt es auch reine Unterhaltungsformate, mit denen sich ARD und ZDF an ein jüngeres Publikum heranpirschen wollen, allen voran die Sketch-Show „Gute Arbeit“ mit Florentin Will und Katjana Gerz aus dem Hause BTF („Neo Magazin“) und die zehnteilige Mysteryserie "Wishlist", die, dem ersten Anschein nach, erstaunlich hochwertig produziert wurde.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ist zunächst mit zwei Formaten an „funk“ beteiligt. Radio Eins bietet mit „Auf einen Kaffee mit Moritz Neumeier“ ein satirisches Informationsformat auf YouTube. Fritz, das junge Radioprogramm des RBB, beteiligt sich mit dem Snapchat-Newskanal „hochkant“. Ein drittes Format folgt in den kommenden Monaten.

Pro Jahr stehen 43,7 Millionen Euro zur Verfügung. „funk“ ist ein gemeinsames Projekt von ARD, die zwei Drittel der Kosten trägt, und ZDF, das ein Drittel übernimmt. Die Federführung hat der Südwestrundfunk (SWR), die Zentrale hat ihren Sitz in Mainz.

Für Top-US-Serien-Lizenzen reicht das Geld nicht. Das internationale Serien-Angebot (nur per App abrufbar) ist noch recht überschaubar. Oder wer kennt die Serie "The Aliens"?

Immerhin, ein Fernseher ist für diese Art Programm nicht mehr vonnöten. Die Beiträge lassen sich im Internet abrufen, auch per App am Smartphone und Tablet, vor allem aber auf Plattformen wie YouTube und Facebook, jedes Format mit eigener Profilseite. Man wolle die Zuschauer da abholen, so Florian Hager, wo sie am meisten unterwegs sind.

Markus Ehrenberg

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