"Manifest" von Mark Zuckerberg: Facebook soll globale Gemeinschaft für alle werden
Es ist ein Manifest auch in eigener Sache: Mark Zuckerbergs Ideen für eine bessere Welt dienen immer auch Facebooks Geschäftszielen.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg strebt für das weltgrößte Online-Netzwerk eine größere Rolle in der Gesellschaft an. „In den vergangenen zehn Jahren war Facebook darauf ausgerichtet, Freunde und Familien zu verbinden. Auf dieser Basis wird unser nächster Fokus sein, eine soziale Infrastruktur für die Gemeinschaft zu entwickeln“, schrieb Zuckerberg am Donnerstag in einem ausführlichen politischen Beitrag. Dabei gehe es unter anderem um Sicherheit, Informationen und Bürgerbeteiligung.
Es gebe weltweit Menschen, die von der Globalisierung übergangen worden seien, und Abschottungs-Tendenzen, schrieb Zuckerberg – ohne dabei die neue US-amerikanische Politik unter Präsident Donald Trump explizit zu erwähnen. Es gehe darum, „ob wir eine globale Gemeinschaft schaffen können, die für alle funktioniert“ - und ob die Welt in Zukunft weiterhin näher zusammenrücken werde oder auseinander.
Auf Abstand zu Trump
Facebook wurde nach dem US-Präsidentenwahlkampf vorgeworfen, zum Aufstieg von Donald Trump beigetragen zu haben, weil für ihn positive gefälschte Nachrichten sich ungehindert im Netzwerk ausbreiten konnten. Zuckerberg schrieb nun, dass auch er über die Ausbreitung von Fake News und die sogenannte „Filterblase“ besorgt sei, bei der Nutzern von Software nur Informationen angezeigt werden, die zu ihren Ansichten passen. Vom neuen US-Präsidenten hat sich Zuckerberg zumindest soweit distanziert, dass er dessen Einladung zum Technologiegipfel im New Yorker Trump Tower ausschlug. Außerdem hat Zuckerberg Trumps Einwanderungspolitik kritisiert.
Wer es noch nicht einmal schafft, Hass, Pöbeleien, Beleidigungen, rechtsradikales Gedankengut etc. von seinen Seiten zu entfernen, der sollte das Wort "sozial" auch nicht in den Mund nehmen.
schreibt NutzerIn spreeathen
Wenn Facebook als Bollwerk gegen Isolationismus, Filterblasen und Falschmeldungen dargestellt wird, ruft dies zwangsläufig die Kritiker des größten sozialen Netzwerkes mit seinen inzwischen 1,9 Milliarden Nutzern auf den Plan. In seinen Ideen verliert Mark Zuckerberg die Interessen von Facebook nie aus dem Blick. 2014 startete Facebook in Afrika eine Initiative, um mehr Menschen kostenlosen Zugang zum Internet zu verschaffen. Von Kritikern wurde allerdings bemängelt, dass dieser Zugang auf einige wenige Dienste beschränkt wurde. Neben der Google-Suche und Wikipedia konnte nur noch auf Facebook selbst und seinen Messenger zugegriffen werden. In einem anderen Statement erklärte Mark Zuckerberg das Prinzip der Privatsphäre in Zeiten der Digitalisierung für überholt. Wenn jeder über jeden alles wisse, würden die Menschen vielmehr moralischer handeln, begründete er seine positive Haltung zu dieser Veränderung. Zuckerbegers lässt sich dagegen die Privatsphäre seiner Familie einiges kosten. 2013 wurde bekannt, dass der Facebook-Gründer die vier Grundstücke um sein Haus in Palo Alto erwarb und sich nun vor allzu neugieren Blicken der Nachbarn effektiv schützen kann.
Nacktheit und Gewaltdarstellung lieber individuell ausschließen
„Hier in Kalifornien sitzend, sind wir nicht in der besten Position, um die kulturellen Normen rund um die Welt zu identifizieren“, schrieb Zuckerberg. „Stattdessen brauchen wir ein System, bei dem wir alle zu den Standards beitragen können.“ Die Regeln zur Anzeige von Inhalten müssten stärker individualisiert werden. Die Idee sei, jedem die Möglichkeit zu geben, die Vorgaben für sich selbst zu gestalten, zum Beispiel wenn es um Nacktheit oder Gewaltdarstellung gehe. „Sie entscheiden, was ihre persönlichen Einstellungen sind.“ Mit Hilfe künstlicher Intelligenz könnten die Vorgaben dann überwacht werden. Mit dieser Technik könnte nach Meinung von Zuckerberg auch Hassrede oder andere verbotene Inhalte entdeckt werden. „Mit dem aktuellen Tempo der Forschung werden wir anfangen können, das für einige dieser Fälle 2017 anzuwenden, für andere wird das noch jahrelang nicht möglich sein.“ Diese Vision von Zuckerberg bleibt indes hinter den technischen Möglichkeiten zurück. Bereits jetzt werden andernorts Hassbotschaften und Beleidigungen mit Hilfe smarter Programme erkannt und entfernt. Kurt Sagatz (mit dpa)
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