Nachfolger von "Game of Thrones": Dunkeldüster
Das Ende der „Game of Thrones“-Serien-Saga rückt näher. Nicht nur HBO sucht nach einem Nachfolger. Es könnte ein alter Bekannter sein.
Schwerter klirren, Bolzen fliegen, Blut spritzt – in Westeros feiert man Hochzeit in Rot, Erben leben in der Verbannung, Könige sterben wie Lemminge. Der Kampf um den Eisernen Thron wird mit Intrigen geführt, in vernichtenden Schlachten und mit dem Feuer der Drachen. Dann kommt der Winter – und mit ihm kommen die Zombies über die Mauer im Norden.
Das ist „Game of Thrones“: 73 Episoden in acht Staffeln, gesehen von Millionen. Dass diese Kult-Serie tatsächlich mit der achten Staffel enden wird, hat HBO inzwischen bestätigt: Die Premiere der siebten Staffel wurde auf Sommer 2017 verschoben – und statt der üblichen zehn Folgen wird Staffel sieben aus sieben, Staffel acht aus sechs Folgen bestehen. Dann ist Schluss. Ende. Und weiter? Während die Ausstrahlung der letzten Folge näher- rückt, wird die Frage drängender, welche Serie in die epischen Fußstapfen treten könnte. Fans fragen sich: Was kommt nach „Game of Thrones“? Kandidaten gibt es genug – und drei von ihnen bieten den epischen Stoff, aus dem Serienhits gemacht sind.
Einer dieser drei ist die achtbändige Fantasy-Saga „Der Dunkle Turm“ von Stephen King, eine Reihe mit Western-, Horror- und Science-Fiction-Elementen. In „Der dunkle Turm“ sucht der Revolvermann Roland Dechain den Turm, der im Zentrum der Welten alles zusammenhält. Er will den Turm aus der Hand des scharlachroten Königs befreien, unter dessen Herrschaft Rolands Heimat, die Mittelwelt, in einen postapokalyptischen Zustand zerfällt. Roland und seine Freunde wollen den Turm finden, um die Welt zu retten. Und sie verfolgen den Mann in Schwarz, mit dem Roland noch eine Rechnung offen hat.
Der Kinofilm zum „Dunklen Turm“, in dem das Finale der Saga verarbeitet wird, startet im Februar 2017. Zu Stephen Kings 69. Geburtstag gab die Produktionsfirma MRC and Sony Pictures bekannt, dass die Vorgeschichte als Serie produziert wird, in Zusammenarbeit mit dem Filmteam. Regisseur des Films, Nikolaj Arcel, und Drehbuchschreiber Thomas Jensen schreiben das Serienskript und werden die Produktionsleitung übernehmen.
Eine Anthologie von Superheldengeschichten in über 20 Büchern
Auch Idris Elba, der im Film Roland Dechain spielt, wird in der Serie auftreten; gelegentlich, da den jüngeren Roland jemand anderes verkörpert. Wer das sein wird, steht jedoch nicht fest. Zahlreiche andere Schauspieler aus dem Kinofilm werden ebenfalls beteiligt sein. Ob Matthew McConaughey mitmacht, der im Film den Mann in Schwarz spielt, ist noch offen.
Produzent und Drehbuchschreiber Akiva Goldsman sagte, dass die Serie näher an den Büchern sein werde als der Film. Und düsterer. Wenn der Film dokumentiere, wie Roland schließlich nach der Hoffnung greift, zeige die Serie, wie er diese Hoffnung verliert. Er treffe auf den Mann in Schwarz und gerate auf einen Weg voller Tragik und Verlust – ein Konflikt, der im Film gelöst wird. Die Produktion der Serie soll 2017 beginnen, sodass die Erstausstrahlung 2018 erfolgen kann, also in etwa dann, wenn der Film im Fernsehen und auf Streaming-Plattformen verfügbar sein wird.
Der zweite Kandidat für die Nachfolge des Eisernen Throns ist „Wild Cards“: Eine Anthologie von Superheldengeschichten in über 20 Büchern, herausgegeben von George R.R. Martin und Melinda M. Snodgrass. Die Geschichten erzählen von einer Parallelwelt, die sich am 15. September 1946 von der unseren abgespalten hat. Ausgelöst durch ein Alien-Virus, das auf Manhattan losgelassen wurde und sich auf der Erde ausbreitete. 90 Prozent der Infizierten starben, neun Prozent wurden durch genetische Mutationen entstellte „Joker“ und ein Prozent, die sogenannten „Asse“, bekam Superkräfte.
Die Rechte, um aus „Wild Cards“ eine Serie zu machen, hat die Produktionsfirma Universal Cable gekauft. Melinda M. Snodgrass ist eine der Produktionsleiterinnen, George R.R. Martin wird aufgrund seines Exklusiv-Vertrags mit HBO nicht dabei sein. Auf seinem Blog schreibt er, er habe vollstes Vertrauen in seine Kollegen. Dort verkündete er auch Neuigkeiten: „Ich hoffe, Ihr seid genauso aufgeregt, wie ich es bin.
Es gäbe da also viel Material – und er schreibe mehr
Natürlich ist in Hollywood niemals irgendetwas sicher, aber ich denke und hoffe, dass ‚Wild Cards‘ im nächsten oder in den nächsten zwei Jahren über eure Bildschirme flimmern wird.“ Die erste Staffel von „Wild Cards“, fügte er hinzu, könne die erste von vielen miteinander verbundenen Staffeln werden.
Der dritte Nachfolgekandidat von „Game of Thrones“ schließlich ist wohl der aussichtsreichste – gleichzeitig aber auch das einzige der vorgestellten drei Serienprojekte, das bisher nur gerüchtehalber unterwegs ist. Die Rede ist von einer Serie über die Vorgeschichte zu „Game of Thrones“. Nach den Emmys sagten die Produzenten David Benioff und D.B. Weiss, eine serielle Umsetzung der Vorgeschichte sei eine Frage für George R.R. Martin. Martin ließ auf seinem Blog wissen, er habe tausende Seiten fiktiver Geschichte von allem, das zu „Game of Thrones“ geführt hat, es gäbe da also viel Material – und er schreibe mehr.
Motivation, die Vorgeschichte zu „Game of Thrones“ als Serie umzusetzen, gäbe es für HBO genug: Der Exklusiv-Vertrag mit Martin läuft. Und HBO könnte weiterhin von der Marke profitieren, die nach mühsamem Aufbau inzwischen konstant Geld einspielt. Die letzte Folge „Game of Thrones“ wird voraussichtlich 2018 ausgestrahlt – die neue Serie könnte ab 2019 daran anschließen. Welche Vorgeschichte das dann genau sein könnte, das ist bereits abzusehen.
Als Favorit gelten die „Heckenritter“-Geschichten. Laut Martin wurde bereits Interesse bekundet, daraus einen Film oder gar eine Serie zu machen. Diese Geschichten spielen etwa 90 Jahre vor Beginn der „Game of Thrones“-Saga. Aegon, der Großvater des irren Königs, wird Knappe des Heckenritters Dunk. Die beiden kämpfen sich durch Westeros, bis Aegon zum König gekrönt wird und Dunk zum Lord-Kommandanten seiner Königsgarde ernennt. Die ersten drei Bände sind bereits geschrieben. Neun weitere Bücher seien geplant, so Martin. Eins dürfte feststehen, es geht im Fernsehen in Sachen Fantasy auch nach dem Ende von „Game of Thrones“ weiter (auch wenn das manch einen nerven sollte).