Dschungelcamp (2): Der Werbe-Preis ist heiß
Die Gagdichte im australischen Dschungel mag noch nicht so hoch sein, mit den Werbeeinnahmen kann RTL jedoch vermutlich bereits jetzt das Weihnachtsgeld 2015 bezahlen. Auch mit der zweiten Folge holte RTL zudem wieder den Tagessieg.
„Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ – am zweiten Tag der RTL-Show piepste der Ruf tatsächlich durch diesen kleinen Teil des australischen Dschungels, auf den derzeit Millionen Deutsche gebannt schauen. „Wild Girl“ Sara Kulka wurde vom Publikum erneut zur Dschungelprüfung gerufen und sieht sich fortan als „Opfer der Nation“. Ganz offensichtlich ist die Dschungelcamp-Zuschauergemeinde in Revival-Stimmung und will nun die ehemalige „Topmodel“-Kandidatin genauso zur Verzweiflung bringen wie vor vier Jahren die bis dato wohl zickigste Campbewohnerin Sarah Knappik. Das weiß natürlich auch Sara Kulka, die sich in eine Art Verweigerungshaltung begibt. Zwar betritt sie die unterirdische „Hölle der Finsternis“, aber bereits vor der ersten Aufgabe – sie soll in die Münder von sechs Totenköpfen greifen, um dort nach Sternen zu suchen, die von ekligem Getier bewacht werden – gibt sie mit den Worten „Ich habe Angst. Ich kann das nicht“ auf.
Die Quoten des Dschungelcamps gehen durch die Baumkronen
An der guten Laune der Moderatoren, die längst die ganze Kölner Senderzentrale erfasst haben muss, ändert das freilich nichts. Die Quoten gehen geradezu durch die Baumkronen, da spielt es offenbar überhaupt keine Rolle, dass die Showteilnehmer dieses Mal von echter Prominenz noch weiter entfernt sind als der australische Busch vom Sendegebiet. Auch mit der zweiten Folge holte RTL wieder den Tagessieg. Mit 7,23 Millionen Zuschauern schalteten beinahe genauso viele ein wie am Vortag. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen lag der Marktanteil bei 36,3 Prozent.
Der Privatsender befindet sich mitten in der fünften Jahreszeit. Bereits im Januar verdient RTL vermutlich das Weihnachtsgeld für seine Mitarbeiter. Einschließlich der Sponsorenwerbung am Anfang und Ende jeder Werbepause bringt der Sender über 40 Clips in einer Folge unter. Die Gagdichte im Dschungel mag noch nicht so hoch zu sein wie in den Vorjahren, die Werbeinseln sind jedoch vollgepackt bis obenhin. Die Zuschaueranalyse von RTL hat in den zurückliegenden acht Dschungel-Staffeln genügend Zuschauerforschung betreiben können, um der werbetreibenden Wirtschaft sehr genau sagen zu können, wer sich vor den TV-Geräten versammelt hat. Während sich das Publikum also langsam an die neuen Gesichter im Camp gewöhnt – am Samstag hat sich RTL besonders auf den Ex-„Der Preis ist heiß“-Moderator Walter Freiwald eingeschossen –, erlaubt der Blick auf die Werbespots Spekulationen über die Zusammensetzung der Zuschauerschaft.
Acht Clips bewerben Medizinprodukte und -dienstleistungen
Gleich acht Clips beschäftigen sich mit Medizin von Erkältungsmitteln bis zu Pflegestufen. Kosmetikprodukte und Süßigkeiten – jeweils sechs Clips – werden ebenfalls besonders stark beworben, aber auch die Fernwehindustrie, die Nahrungsmittelwirtschaft und die Anbieter von Telefon und Internet sind sehr an den Dschungel-Fans interessiert. Anders gesagt: Die Zielgruppe ist absolut unspezifisch, das Dschungelcamp ist ein Event für jeden, und alle schauen zu. Zugegeben, spektakulär ist diese Erkenntnis wirklich nicht. Doch das gilt auch für die Entscheidung des Publikums, Sara Kulka auch für den nächsten Tag in die Ekel-Prüfung zu schicken. Kurt Sagatz