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In der Nacht zum 29. März werden im Fernsehturm am Alexanderplatz die DVB-T-Sender ab- und die DVB-T2-Transmitter sukzessive angeschaltet.
© picture alliance / ZB

Drei Monate bis zur Umstellung: Der lange Schatten von DVB-T2

Aufrüsten oder umsteigen?  Wer über Antenne fernsieht, muss sich bis Ende März entscheiden. Ein Test der neuen Technik.

Es ist ein wenig so wie im Frühjahr 2003, als in Berlin und Brandenburg als einer der ersten Regionen Deutschlands das analoge Antennenfernsehen abgeschaltet und durch das mobile Digitalfernsehen DVB-T ersetzt wurde. Auch damals warteten die meisten Verbraucher bis zum letzten Moment, bis sie sich mit der neuen Technik beschäftigten.

In weniger als drei Monaten ist es wieder so weit, zum 29. März wird das bisherige Antennenfernsehen DVB-T abgeschaltet und gegen den neuen Übertragungsstandard DVB-T2 ausgetauscht. Ohne neuen Empfänger oder den Wechsel zu einer anderen Übertragungsart wie Kabel, Satellit oder Internet bleibt danach der Bildschirm schwarz. Bundesweit betrifft dies vier Millionen Haushalte. In Berlin ist das Antennenfernsehen besonders beliebt, in gut jedem dritten Haushalt kommt DVB-T für den Hauptfernseher im Wohnzimmer oder ein Zweit- oder Drittgerät zum Einsatz.

Nachdem bis Ende November erst 100 000 Empfänger für das neue System verkauft wurden, setzen sich inzwischen immer mehr Verbraucher mit dem Thema auseinander. „Das belegen die rasant steigenden Anfragen bei unserem Kundenservice, bei den Website-Zugriffen und auch beim Verkauf der Empfänger, die monatlichen Zuwachsraten liegen hier bei über 50 Prozent“, sagt Kerstin Köder, die beim technischen Dienstleister Media Broadcast für Freenet TV zuständig ist. Ein Grund dafür ist sicherlich die derzeit laufende Anzeigen- und Informationskampagne.

Eine Settop-Box von Schwaiger zum Testen

Damit sich Journalisten bereits vor dem Umschalttermin ein Bild von der neuen Technik machen können, erhalten sie von Media Broadcast einen DVB-T2- Empfänger zu Testzwecken. Die Schwaiger-Settop-Box DTR 700HD (110 Euro) ist ein Gerät der Mittelklasse, das neben der reinen Sender-Wiedergabe einige interessante Zusatzfunktionen enthält. Mit einem externen Speicher wird die Box sogar zum Videorekorder, allerdings muss die Funktion für rund 25 Euro freigeschaltet werden.

Die Ersteinrichtung der Box dauert weniger als eine Viertelstunde. Beim Sendersuchlauf werden zum einen die sechs Sender ARD, ZDF, Sat 1, ProSieben, RTL und Vox gefunden, die bereits jetzt im HD-Standard via DVB-T2 ausgestrahlt werden. Nach der Umstellung werden sich 20 öffentlich-rechtliche und 20 private Sender den Platz in den DVB-T2-Kanälen teilen, alle in HD-Qualität. Die Settop-Box ist zudem abwärtskompatibel, sodass auch die im bisherigen DVB-T-Standard ausgestrahlten Sender gefunden und in die Senderliste eingetragen werden. Nach dem 29. März fällt diese Empfangsart jedoch weg. Darüber hinaus enthält die Liste eine Reihe von Sendern, die über das Internet empfangen werden. Bis zur Jahresmitte ist der Empfang sämtlicher Sender via DVB-T2 wie bislang kostenlos (siehe Kasten). Danach endet im Antennenfernsehen die Free-TV-Ära – zumindest für die Privatsender. Die öffentlich-rechtlichen Sender hingegen werden auch in HD-Qualität unverschlüsselt und ohne zusätzliche Kosten – abgesehen von der Rundfunkgebühr – übertragen. Für die Privatsender wird hingegen ein Freenet-TV-Abo benötigt. Das TV-Gerät beziehungsweise der Dekoder muss zudem mit dem Freenet-TV-System kompatibel sein.

Die Qualität der HD-Bilder via DVB-T2 ist beeindruckend. Das fällt besonders im Vergleich zur gewohnten DVB-T-Übertragung auf, aber auch beim Vergleich mit anderen Übertragungswegen wie Kabel oder Satellit wirkt das DVB-T2-Bild schärfer. Der für das Antennenfernsehen eingesetzte Standard wurde für die Übertragung im Full-HD-Format optimiert. Damit hat das neue Antennenfernsehen seinen Konkurrenten in diesem Punkt etwas voraus, während die Anzahl der Programme bei Kabel, Satellit und Internet deutlich höher ist.

Das Umschalten der Programme erfolgt angenehm schnell, der integrierte EPG bietet die nötige Orientierung im Programmdschungel. Viele Dekoder wurden um das sogenannte Freenet-Portal erweitert, über das mehrere Zusatzfunktionen erreicht werden können. Eine dieser Funktionen ist der grafische Programmführer. Zu jeder Sendung wird dabei entweder das Logo oder ein Programmbild mitgeliefert.

Auch die Mediatheken der Sender werden in das Freenet-Portal eingebunden. Die Box muss dazu allerdings per Kabel oder wenn möglich per WLAN mit dem Internet verbunden sein. In unserem Test hängte sich der Dekoder jedoch beim Abspielen der Mediatheken-Filme regelmäßig auf. Um die Box neu zu starten, musste die Stromzufuhr unterbrochen werden. Das Problem sei bekannt und werde in Kürze behoben, wurde uns vom Hersteller mitgeteilt.

Ein ähnliches Problem trat in der Themenseite des Freenet-Portals bei dem Versuch auf, den 100-Sekunden-Clip der „Tagesschau“ abzurufen. Auch dabei fror das Bild ein, was wiederum einen Neustart nötig machte. Probleme wie diese zeigen, dass die Verbraucher möglicherweise gar nicht so falsch liegen, wenn sie noch etwas mit der Entscheidung warten, wie sie auf die Abschaltung von DVB-T reagieren wollen. Einige Anbieter konkurrierender Systeme bereiten bereits besondere Angebote für Wechselwillige vor.

Ein Übertragungsweg, zwei Logos

Wie jede Umstellung ist auch der Wechsel von DVB-T zu DVB-T2 nicht ohne Tücken. Kompliziert wird es vor allem, weil der Empfang der Privatsender via Antenne nach einer dreimonatigen Schnupperphase ab Sommer kostenpflichtig wird.

Um die öffentlich-rechtlichen Programme vom 29. März an per Antenne empfangen zu können, kann jeder für das deutsche DVB-T2-System geeignete Empfänger verwendet werden – zu erkennen am

grünen DVB-T2- HD-Logo. Geräte aus anderen Ländern sind oft preiswerter, arbeiten jedoch in vielen Fällen mit einem etwas anderen System.

Um zusätzlich auch Privatsenderprogramme wie RTL, Vox, Sat 1, Kabel 1 oder Eurosport via Antenne sehen zu können, wird ein Abo für Freenet-TV (69 Euro im Jahr) benötigt. DVB-T2-Fernseher oder - Settop-Boxen benötigen ein CI-Modul für die Freenet-Karte oder müssen über eine Freenet-TV-ID freigeschaltet werden. Das Freenet-TV-Logo soll dem Verbraucher die Orientierung erleichtern. sag

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