zum Hauptinhalt
Das ZDF-Expertenteam Oliver Welke (r.) und Oliver Kahn.
© dpa

Uefa-Rechtefrage ungeklärt: Das ZDF hofft auf die Champions League - und gönnt Oli & Oli eine Pause

Verschwindet die Champions League aus dem Free TV? Immer noch hat die Uefa keine Entscheidung gefällt, welcher Sender ab 2018 übertragen darf. Das ZDF hat "ein sehr gutes Angebot" abgegeben.

Eines haben Thomas Fuhrmann, der neue ZDF-Sportchef, und Donald Trump gemeinsam. Sie sind jetzt 100 Tage im Amt. Der US-Präsident hat nolens volens lernen müssen, seine gewaltigen Vorhaben an den politischen Realitäten abzugleichen. Fuhrmann schlägt sich spätestens seit Dienstantritt am 1. Februar, mehr als ihm wohl lieb ist, mit dem Thema Sportrechte herum. Im Oktober 2016 wurde ZDF und ARD vom globalen Unternehmen Discovery (Eurosport) Olympia vor der Nase weg geschnappt. Nun steht für das ZDF auch noch die Fußball Champions League auf der Kippe, ein Quoten-Highlight im Programm und eines der wichtigsten und teuersten Sportrechte auf dem Markt.

Schon längst sollte seitens der Uefa die Entscheidung gefallen sein, wo die Champions League ab der Saison 2018/2019 zu sehen sein wird. "Wir haben ein sehr gutes Angebot abgegeben", sagte Fuhrmann bei einer Journalistenrunde am Freitagvormittag in Berlin. Gerne hätte der Sportchef hier Vollzug vermeldet, doch die Uefa lässt sich ungewöhnlich viel Zeit, was offenbar an noch besseren Angeboten seitens alter und neuer Marktteilnehmer liegt.

Oliver Welke und Oliver Kahn aber für WM 2018 gesetzt

Der Streamingdienst Dazn, Sky , Amazon oder auch Discovery sind finanz-starke Konkurrenz für öffentlich-rechtliche Bieter (wie auch schon bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte). Es ist nicht ausgeschlossen, dass alle Champions-League-Spiele im Pay-TV laufen, die Uefa demnach mehr Wert auf teure Exklusivität als auf Reichweite legt. Nach unbestätigten Berichten lässt sich das ZDF die Spiele um Bayern, BVB, Real, Barca & Co. jährlich rund 15, 20 Millionen Euro kosten. Sehr viel mehr gibt der ZDF-Aufwand für Sportberichterstattung - das sind jährlich rund 233 Millionen Euro - nicht her.

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.
ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann.
© ZDF

Spätestens bis zum Champions-League-Finale am 3. Juni sollte diese Rechte-Frage geklärt sein. Vielleicht geht das ZDF leer aus, und die ZDF-Experten Oliver Welke und Oliver Kahn haben ab Sommer 2018 mittwochs nichts mehr zu tun, weil für sie keine Champions League-Übertragung ansteht. Wie sich das anfühlt, können die beiden jetzt schon mal beim Confed-Cup ausprobieren.

Für die Mini-WM ab 17. Juni in Russland lässt das Zweite Jochen Breyer und Sebastian Kehl als Expertenteam in einem Baden-Badener SWR-Studio, das für den Confed-Cup gemeinsam mit der ARD genutzt wird, vor den Bildschirm. Vor Ort kommentieren Béla Réthy und Claudia Neumann, Katrin Müller-Hohenstein ist am Quartier der deutschen Mannschaft. Für die WM 2018 (ebenfalls in Russland) sollen Kahn und Welke aber als Experten-Duo gesetzt sein, so Fuhrmann.

Offen ist auch noch die Frage, ob und wie denn die Olmpischen Spiele 2018 bei ARD und ZDF zu sehen sein werden. Die Live-Rechte liegen exklusiv bei Discovery/Eurosport. Man sei, sagt der ZDF-Sportchef, momentan mit dem Rechtehalter in Gesprächen über Nachverwertungsmöglichkeiten in den Nachrichtensendungen/Sport-Formaten wie "heute", "Sport-Reportage" oder "Sport-Studio". Es gehe dabei aber auch nicht um kleine Summen.

Sollten diese Verhandlungen scheitern, so vermuten Insider, steht auch - Stichwort sportliche Großereignisse und Recht auf Kurzberichterstattung - eine Klage gegen das IOC im Raum. Auf jeden Fall werden ARD und ZDF trotz des Olympia-Aus umfangreich von den Paralympics berichten. Die Rechte haben sie erworben. „Wir wollen dort noch größer und umfangreicher berichten“, sagte der ZDF-Sportchef.

Auch der Handball steht im Fokus des ZDF-Sportjahres. ARD und ZDF übertragen nach dem WM-Blackout zumindest die EM in Kroatien im kommenden Jahr. Die Situation für die nächste WM 2019 ist noch offen. Die Sender bewerben sich bei der International Handball Federation (IHF) um Rechte. Von der WM im Januar in Frankreich konnten sie keine Live-Bilder anbieten, weil die Agentur BeIN Sport keine Rechte an frei empfangbare TV-Sender weitergeben wollte. So wird es auch bei der Heim-WM der Frauen im Dezember sein.

Eine Überraschung hatte Thomas Furhmann dann doch noch zu bieten. ARD/ZDF bemühen sich um gemeinsame deutsche Meisterschaften mehrerer Sommer-Sportarten an einem Wochenende in zwei Jahren in Berlin, rund um die Kernsportarten Leichtathletik und Schwimmen. Die Sender seien mit einigen Verbänden und der Stadt Berlin „in Gesprächen“. Die nächsten 100 Tage für Thomas Fuhrmann werden nicht ruhiger werden.

Zur Startseite