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Außergewöhnliche Stoffe: Saif Ali Khan (Mitte) jagt in einem indischen Netflix-Original den „Paten von Bombay“.
© Netflix

Neue Serien im Juli: Das Ferne, so gut

Amazon, Netflix und Sky behelfen sich im Sommer mit Serien aus sonst weniger beachteten Ländern. Mit dabei: Indien und Spanien.

Die Sommerzeit gehört im Fernsehen den Wiederholungen. Free-TV-Premieren wie der Til-Schweiger-„Tatort“, der unter dem Titel „Tschiller – Off Duty“ zuerst im Kino lief, bevor er nun am kommenden Sonntag im Ersten ausgestrahlt wird, gehören zu den ganz großen Ausnahmen. Den Programmchefs ist die Gefahr einfach zu groß, teure Produktionen während der Ferien- und Urlaubszeit zu versenken. Streamingportale wie Amazon, Netflix oder Sky stehen vor dem gleichen Problem. Doch deren Juli-Programm zeigt, dass es durchaus kreative Lösungen für das Dilemma – den zahlenden Kunden etwas bieten, und trotzdem vernünftig haushalten – gibt. Gezeigt werden dort Stoffe aus Ländern und Regionen, die sonst wenig oder kaum Beachtung finden, aber dennoch viel zu bieten haben.

Für das deutsche Publikum verheißt die Netflix-Serie „Der Pate von Bombay“ wohl die größten Überraschungsmomente. Sie basiert auf dem Roman „Sacred Games“ („Heilige Spiele“) des indischen Autors Vikram Chandra und ist eine von sieben indischen Netflix-Originals. Im Zentrum der Handlung steht der einzige Sikh-Inspektor Bombays, Sartaj Singh (Saif Ali Khan), und Mafia-Boss Ganesh Gaitonde. Letzterer ist ein seit 15 Jahren gesuchter Krimineller, auf dessen Konto über 150 Morde gehen. Eines Tages ruft er den Sikh-Polizisten an, fragt ob dieser an Gott glaubt und verspricht ihm die Lösung seines ersten richtigen Falls. Inspektor Singh, der wegen seiner Religionszugehörigkeit in der Polizei von Bombay isoliert ist, findet den Standort des Verbrechers, doch als er ins Haus eindringt, begeht Gaitonde Selbstmord. Nicht ohne vorher ein Ultimatum auszusprechen: in 25 Tagen werden alle Menschen in Bombay, dem heutigen Mumbai, tot sein.

Mit einer gehörigen Portion Gewalt

„Der Pate von Bombay“, das ist eine Mixtur aus organisierter Kriminalität vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in Mumbai, Korruption im Staatsdienst, politischem Machthunger, und vor allem einer gehörigen Portion Gewalt – die gleich in der ersten Szene beginnt. Vor einer Gruppe Kinder schlägt ein Hund, der zuvor von einem Hochhaus hinabfällt, auf den Boden auf, die Blutlache ist immens. Als düster und rau bezeichnet Netflix selbst die Serie, die am 6. Juli herauskommt. Dies kann durchaus als Warnhinweis verstanden werden.

Pablo Monlenero (linkes Bild) ist für Sky in „Die Pest“ in historischer Mission in Sevilla unterwegs.
Pablo Monlenero (linkes Bild) ist für Sky in „Die Pest“ in historischer Mission in Sevilla unterwegs.
© Movistar/Sky

Ausgesprochen düster sind auch viele Szenen aus der Serie „Die Pest“, die vom 19. Juli an beim Pay-TV-Sender Sky läuft. Sie stammt vom spanischen Bezahlsender Movistar+, war dort bei der Erstausstrahlung Anfang des Jahres sogar erfolgreicher als „Game of Thrones“, so dass die Spanier bei Regisseur lberto Rodríguez („Marshland“) gleich eine zweite Staffel bestellten. Die Serie entführt die Zuschauer ins Spanien des Mittelalter, hier allerdings ohne jede „Wanderhuren“-Romantik. Eigentlich hat der ehemalige Ketzer Mateo (Pablo Monlenero) – er druckte verbotene Bücher – in Toledo ein gutes Leben, einschließlich hübscher Geliebte. Doch weil er es einem Freund versprach, kehrt er zurück nach Sevilla, um dort dessen Sohn Valerio (Sergio Castellanos) zu finden und zu retten. Bevor ihm das gelingt, wird er Gefangener der Inquisition, soll in deren Auftrag eine Mordserie aufklären. Derweil breitet sich langsam aber tödlich die Pest in den Mauern der Stadt aus. Die Miasmen wabern gut sichtbar über den Bildschirm.

Starkoch Ferran Adrià kauft auf dem Münchener Viktualienmarkt ein.
Starkoch Ferran Adrià kauft auf dem Münchener Viktualienmarkt ein.
© Agency People Image

Mit kulinarischem Blickwinkel

Auch Amazon Prime blickt nach Spanien, allerdings aus einem kulinarischem Blickwinkel. Der Streamingdienst widmet dem spanische Koch und Gastronom Ferran Adrià, der mit seiner Avantgarde-Küche zu den einflussreichsten Köchen der Gegenwart gezählt wird, eine 15-teilige Dokuserie. Sein El Bulli an der Costa Brava wurde fünfmal als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet. Es gilt als der Ort, an dem die Kombination aus Gastronomie, Kunst, Design und Wissenschaft ihren Anfang fand. Im Juli 2011 schloss es seine Tore. Für die Dokuserie „El Bulli: Die Geschichte eines Traums“, die am Montag startet, hat Amazon Filmmaterial aus über 30 Jahren ausgewertet.

Die drei Beispiele zeigen: Manchmal ist das Ferne ebenso gut wie ein Original Made in Germany oder eine weitere Serie aus den USA. Dabei kommen im Juli auch die Fans amerikanischer Serien auf ihre Kosten. Bei Netflix startet zum Beispiel am 27. Juli die sechste Staffel von „Orange is the New Black“.

Kurt Sagatz

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