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Der Medienkonzern Axel Springer investiert Millionenbeträge in Projekte bei seinen Marken "Bild" und "Welt" und reduziert zugleich im Konzern Personal.
© Kay Nietfeld/dpa

Umbau im Springer-Medienkonzern: „Da bleibt kein Stein auf dem anderen“

Massive Stellenstreichungen befürchtet: Der Medienkonzern Axel Springer spart bei "Bild", "Bams" und "Welt", investiert aber in seine Live-Plattform.

Bei „Bild“-Zeitung und „Welt“ stehen umfangreiche Strukturprojekte an. In den kommenden drei Jahren werde man zugleich sparen und investieren, kündigte der Medienkonzern Axel Springer am Montag in Berlin an. Demnach ist ein Personalabbau in Verlag, Redaktionen, Vertrieb und Vermarktung geplant. Die Redaktionen von „Bild“ und „Bild am Sonntag“ würden „noch weiter zusammengeführt“. Die werktäglichen Ausgaben der „Welt Kompakt“ und der „Welt Hamburg“ werden eingestellt.

Die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ solle sich künftig ganz auf regionale Inhalte konzentrieren, die sie auch für den Berlin-Teil der „Bild“-Zeitung zuliefere. Umgekehrt steuere die „Bild“-Redaktion die überregionalen Inhalte für die „B.Z.“ bei. Das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ wird redaktionell mit der „Welt“ zusammengeführt.

Zur Personalreduzierung setzt Springer den Angaben zufolge auf Vorruhestandsregelungen und Fluktuation. Daneben soll ein Freiwilligenprogramm mit finanziellen Anreizen und individuell zugeschnittenen Qualifizierungsmöglichkeiten für die betroffenen Mitarbeiter aufgelegt werden.

"Jeder fünfte Arbeitsplatz betroffen"

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert Unternehmensleitung und Gesellschafter des Springer-Konzerns auf, die massiven Umbaupläne ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen. „Einer der größten Medienverlage Europas strukturiert so massiv um, dass kein Stein auf dem anderen bleibt“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Nach Informationen des DJV sollen so 20 Prozent der Arbeitsplätze in den betroffenen Unternehmensbereichen gestrichen werden.

Springer wollte diese Zahl weder bestätigen noch dementieren. „Das ist keine Reform, sondern ein grundlegender Umbau, der viele bewährte und qualifizierte Journalistinnen und Journalisten auf der Strecke lässt“, sagte Überall. Es sei im Grunde richtig, starke und erfolgreiche Medienmarken mit Augenmaß weiterzuentwickeln. Der DJV befürchte aber, Springer gehe auf dem Rücken der Belegschaft ein zu hohes Risiko ein, um die Renditeerwartung des neuen Gesellschafters KKR zu erfüllen. Während bei den Druckerzeugnissen massiv gespart werden soll, wolle man „Bild“ zur „attraktivsten Live-Plattform für News, Entertainment und Sport“ machen und auch auf die TV-Bildschirme bringen. Bei der „Welt“ würden die Bezahlangebote im Internet ausgebaut. Ein gemeinsames „Sport-Kompetenzzentrum“ solle auf die jeweiligen Marken zugeschnittene Inhalte für „Welt“, „Bild“ und „Sport Bild“ produzieren.

50 Millionen sparen, 100 Millionen investieren

Insgesamt soll im Konzern-Segment News Media National, zu dem „Welt“ und „Bild“ gehören, in den kommenden drei Jahren mehr als 100 Millionen Euro investiert werden. Zugleich solle die aktuelle Kostenbasis um 50 Millionen Euro gesenkt werden. Die Springer-Zeitungen verlieren seit Jahren drastisch an Auflage. Zu konkreten Personalentscheidungen wurden keine Angaben gemacht. Am Wochenende hatte der Mediendienst „Horizont“ berichtet, dass „Bild“ und „BamS“ unter Führung von Gesamtchefredakteur Julian Reichelt fusionieren werden und die bisherige „BamS“-Chefredakteurin Marion Horn bereits mit dem Springer-Vorstand über die Modalitäten ihres Ausscheidens verhandle.

Im vergangenen Jahr steigerte der Medienkonzern, zu dem unter anderem auch Kleinanzeigenportale wie „Immonet“ und „Stepstone“ gehören, seinen Umsatz um 4,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der US-Großinvestor KKR steigt mit mehr als 40 Prozent der Anteile bei Springer ein und will den Konzern von der Börse nehmen. Der Einstieg muss noch von mehreren Aufsichtsbehörden genehmigt werden. sag/epd

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