„Bild“ und „BamS“ sollen zusammenwachsen: Springer verkündet Sparprogramm
Der Axel Springer Verlag will 50 Millionen Euro sparen. Die Werktags-Ausgabe der "Welt kompakt" und "Welt Hamburg" sollen eingestellt, Personal abgebaut werden.
Was Gerhard Schröder dazu sagen würde? Vom Ex-Kanzler ist folgender Spruch überliefert: „Zum Regieren brauche ich nur ,Bild’, ,BamS’ und Glotze.“ Sollte Schröder wider Erwarten noch mal Bundeskanzler werden, wird er diesbezüglich ein wenig umdenken müssen.
Der Axel Springer Verlag will die Eigenständigkeit von „Bild“ und „Bild am Sonntag“ beenden und die beiden Marken unter der Führung von Gesamt-Chefredakteur Julian Reichelt fusionieren, berichtet der Branchendienst Horizont.
In dem Zusammengang werde wohl auch „BamS“-Chefin Marion Horn gehen. Am Mittwoch twitterte sie „Heute vor sechs Jahren, am 25.9.2013, bin ich bei ,Bild am Sonntag’ als Chefredakteurin gestartet. Danke für sechs Jahre harte Arbeit und sechs Jahre extrem viel Spaß“. Horn verhandle dem Vernehmen nach bereits mit dem Vorstand über ihr Ausscheiden.
Der Axel Springer Verlag wollte diese Berichte am Sonntag nicht kommentieren. Auch nicht die, wonach der Verlag umfangreiche Sparmaßnahmen verkünden werde. Die Einschnitte bei „Bild“ sollen die gravierendsten sein.
Das betreffe auch die Strukturen bei „Bild“ mit ihren zahlreichen Stellvertretern und Vize-Chefredakteuren. Die „BamS“ solle weiter unterscheidbar bleiben, wäre aber – ähnlich wie bei „Welt“ und „WamS“ – darauf angewiesen, was die „Bild“-Redaktion beisteuern könne.
Der Branchendienst "turi2" meldet, der Verlag stelle die Werktags-Ausgabe der "Welt kompakt" ein, ebenso die Regionalausgabe "Welt Hamburg". Das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" verliert demnach seine redaktionelle Eigenständigkeit und wird Teil der "Welt." Bei "Auto Bild" und "Computer Bild" soll es nur noch die Haupttitel sowie Spezialmagazine geben. Insgesamt will Springer laut "turi2" bei seinen deutschen Nachrichtenmedien 50 Millionen Euro sparen.
Viel Unruhe im Verlagshochhaus in Kreuzberg. „Bild“ ist Springers bekannteste Marke. „Bild am Sonntag“ verglichen damit nicht unbedingt gerade ein linksliberales Blatt, aber schon seit den Zeiten von Chefredakteur Michael Spreng darum bemüht, politisch gemäßigter eigene Akzente zu setzen und sich vom Krawalljounalismus der „Bild“ abzugrenzen.
Dementsprechend polarisieren die beiden aktuellen Chefredakteure, Julian Reichelt („Bild“) und Marion Horn („BamS“), auch wenn die beiden neulich auf der Bild100-Party noch einträchtig nebeneinander standen. Kaum vorstellbar, dass Marion Horn unter Julian Reichelt arbeitet und sich von ihm in die Arbeit reinreden lassen würde.
Müssen 150 bis 200 Mitarbeiter gehen?
Marion Horn ist die erste Frau an der Spitze der Sonntags-Boulevardzeitung. Die 53-jährige Kielerin hatte den Posten vor sechs Jahren von Walter Mayer übernommen. Wie zu hören ist, sei die Solidarität für und der redaktionell Zusammenhalt hinter Marion Horn bei „Bild am Sonntag“ ausgesprochen groß. Demnach könnten die Informationen, die Vorstandschef Matthias Döpfner laut Horizont online am Montag seinen Mitarbeitern überbringen will, noch mehr Unruhe ins – nach dem Einstieg des Großinvestors KKR – ohnehin bewegte Verlagshaus bringen.
Springer werde ohne Rücksicht auf Börsenzwänge umstrukturieren, zwar in Wachstum investieren, aber im schrumpfenden Print-Geschäft Personal abbauen. Döpfner kündigte vor zwei Wochen in der „Süddeutschen Zeitung“ einen Stellenabbau an, ohne den genauen Umfang zu nennen. Nach Tagesspiegel-Informationen werde bei „Bild“ über eine Verkleinerung der Redaktion in einer Größenordnung von 150 bis 200 Mitarbeitern diskutiert.
Die Mitarbeiter sollen, so der Medienbericht weiter, darüber informiert werden, dass unter Julian Reichelt als Vorsitzender der Chefredaktion, der er formal längst ist, die Redaktionen von „Bild/B.Z.“ und „Bild am Sonntag“ fusionieren werden. Völlig autark arbeitende Redaktionen werde man sich demnach nicht mehr leisten können.
Trotz enger Zusammenarbeit solle „Bild am Sonntag“ als Marke unterscheidbar bleiben und nicht zur siebten „Bild“-Ausgabe werden, mit Verweis auf ein Zitat von Friede Springer in der „Süddeutschen Zeitung“: „Für mich ist das ein großer Unterschied, ob es in ,Bild’ oder in der ,Bild am Sonntag’ steht, in der ,Welt’ oder in der ,Welt am Sonntag’.“
Wie auch immer der Fusionierungsprozess bei Springer ausgehen wird, die Regierungsgeschäfte werden „Bild“ & Co. im Sinne von Schröders saloppem Satz vermutlich nicht mehr beeinflussen. Stichwort Massenmedium: Die Macht des Boulevards bröckelt. Laut Zeitungs-Auflagen der IVW befinden sich „Bild“ und „Bild am Sonntag“ im freien Fall.
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