Schlechte Quote für Antisemitismus-Doku: „Brot für die Welt“ weist Vorwürfe aus Antisemitismus-Doku zurück
Die umstrittene Antisemitismus-Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa“ stieß am späten Mittwochabend im Ersten auf mäßige Resonanz. Immerhin: Es gibt weitere Reaktionen.
Maue Quote für die viel diskutierte Antisemitismus-Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa“ am Mittwochabend ab 22 Uhr 15 im Ersten. 1,19 Millionen Zuschauer (6,7 Prozent Marktanteil) sahen zu, Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 3,6 Prozent Marktanteil erzielt. Die anschließende Diskussion bei „Maischberger“ zum Thema verfolgten dann noch 610 000 Zuschauer. Mit 7,1 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 3,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen lag die Sendung deutlich unter dem üblichen Quotenniveau der Maischberger-Sendung.
Der Film war ursprünglich von Arte und vom WDR in Auftrag gegeben, aber wegen inhaltlicher Mängel nicht gesendet worden. Nach öffentlicher Kritik an dem Vorgehen der Sender und einer Bereitstellung des Videos auf bild.de übernahm die ARD den Film und verband ihn mit der „Maischberger“-Diskussion. "Bild" hatte angegeben, dass das Video via bild.de über 200 000 Mal angeklickt worden war.
Bei Twitter stieß der permanente „Faktencheck“ zur Antisemitismus-Doku auf allerhand Kritik. Unter #antisemitismusdoku schrieb „Mattenjahre“: „Für wie dumm halten uns Zuschauer #WDR und @ARDde eigentlich, dass sie glauben, ein Laufband einblenden zu müssen?“ Ein anderer urteilte: „Der WDR gibt sich richtig Mühe, die #antisemitismusdoku zu diskreditieren. Müssen die sauer sein!“ dvayanu meinte nur, „na immerhin hat der WDR die Hamas nicht um eine Stellungnahme gebeten“.. Zahlreiche Tweets beklagten auch das Fehlen der Autoren.
Indessen hat das kirchliche Hilfswerk „Brot für die Welt“ Vorwürfe aus der Antisemitismus-Doku zurückgewiesen. In dem Film war der Partnerorganisation B'Tselem in Jerusalem Antisemitismus vorgehalten worden. Unter anderem hieß es, die Organisation werfe Israel „Nazi-Methoden“ vor. „Es gab allerdings keine Anfrage an 'Brot für die Welt' und keine Chance zur Kommentierung der Äußerungen“, erklärte die evangelische Hilfsorganisation.
„Brot für die Welt“ erklärte, eine Mitarbeiterin von B'Tselem habe der israelischen Regierung ein Jahr vor ihrer Anstellung bei B'Tselem auf einem privaten Blog „Nazi-Methoden“ vorgeworfen. Nach dem Bekanntwerden 2010 habe die israelische Menschenrechtsorganisation dies öffentlich verurteilt und die Mitarbeiterin habe gekündigt.
Die umstrittene TV-Dokumentation, die das Erste am Mittwochabend im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung und Versehen mit Korrekturen zeigte, griff zudem den Fall eines B'Tselem-Mitarbeiters auf, der in einem Interview den Holocaust geleugnet hatte. Der Mitarbeiter sei daraufhin 2014 entlassen worden, erklärte „Brot für die Welt“. Dies werde in der Doku weder im O-Ton des Autors und Regisseurs Tuvia Tenenboom noch im Off-Text dargestellt.
Das Hilfswerk kritisierte weitere Aussagen in dem Film. Unter anderem sei die genannte Fördersumme, mit der „Brot für die Welt“ B'Tselem unterstütze, nicht korrekt. Im Film war von 800 000 Euro in den Jahren 2013 bis 2015 die Rede.
Wesentliche Prämissen für die Zusammenarbeit mit Partnern weltweit seien die Ablehnung von Gewalt und der Einsatz für friedliche Konfliktlösungen, hieß es. Für „Brot für die Welt“ ende jede Förderung, wenn das Existenzrecht Israels nicht anerkannt, zum Boykott von Waren aus Israel aufgerufen oder Antisemitismus geäußert werde. Auf Unparteilichkeit lege man größten Wert, das gelte auch für das ebenfalls angegriffene Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel des Weltkirchenrats, das von „Brot für die Welt“ unterstützt wird. Tsp/dpa/epd