Hauptstadt-Magazin reloaded: Being Ingmar Stadelmann - so lief die Satire-„Abendshow“ im RBB
Zwischen Sidekick, Sanifair und Schreibtisch geklemmt - die neue „Abendshow“ im RBB mit Ingmar Stadelmann hat noch viel Luft nach oben.
Was war das? Viele Zuschauer werden sich am Donnerstagabend beim RBB-Fernsehen die Augen gerieben haben: Erster Auftritt für Ingmar Stadelmann in der "Abendshow". Wo sind die beiden netten Moderatoren? Stadelmann folgt auf Britta Steffenhagen und Marco Seiffert, die 2017 angetreten waren, um das Wochen-Magazin zur Vorzeigeshow des Hauptstadtsender zu machen. Mit wenig durchschlagendem Erfolg.
Nun also Augenreiben und die spannende Frage: Ob das Format mit Ingmar Stadelmann als, sagen wir, Moderator besser werden kann? Und wenn ja, wie?
Die Vorzeichen waren vielversprechend. Der neue Redaktionsleiter Robert Wilde hatte für die „heute-show“ gearbeitet. Der RBB werde jetzt aber keine „heute-show“ machen, hatte Stadelmann im Tagesspiegel-Interview gesagt.
Tatsächlich ging das Ganze auch mehr in Richtung Böhmermann und Harald Schmidt: mit Stadelmanns Stand-up-Start vorne an der Bühne, dann an den Schreibtisch zum "seriösem" Sidekick Carsten van Ryssen, bekannt als Außenreporter aus der "heute-show". Bekannte Mixturen. Bekannter Rahmen: Late Night, bestenfalls selbstreferentiell. Wie früher bei Schmidt und Andrack.
"Die ersten Dealer vor Ort nehmen Sanifair-Bons"
Nur leider nicht so gut. Der Frontmann, in Anzug und Turnschuhen, arbeitete sich satirisch ab an 30 Jahren Mauerfall beziehungsweise 70 Jahre DDR, Ossis, Wessis, Uli Hoeneß, Toiletten am Ostkreuz, SPD-Krise, Berlins Finanzprobleme, im Schnelldurchlauf erklärt von Finanzsenator Matthias Kollatz, der sich immerhin zu Stadelmann ins Live-Studio wagte.
Wenig originelle Witze (zum Ostkreuz: "die ersten Dealer vor Ort nehmen Sanifair-Bons"), größtenteils versemmelt. Kann an der Nervosität gelegen haben. Immer wenn's zu holprig wurde, gab's Straßen-Umfragen im "heute-show"-Modus, oder es sprang die Showband ein, "The Thiams". Gott sei dank schaute noch Schauspielerin Anna Thalbach vorbei, da waren die 45 Minuten fast schon rum.
Wie sagte Stadelmann vorher im Interview: "Leute, wir haben hier beim RBB ein geiles Stück Live-Fernsehen: Gönnt es Euch!"
Dafür muss ein bisschen was mit dieser Art Fernsehen passieren, gerne hemmungsloser. Auch quotenmäßig: 40 000 Zuschauer (1,7 Prozent Marktanteil) wollten Stadelmann sehen. Format und Person passen (noch) nicht zusammen. Die "Abendshow" entwirklicht. Völlig los gelöst. Zu viel Comedian, zu wenig Moderator. Stadelmann dürfte sich auf Tour mit seiner "hemmungslosen Stand-up-Comedyshow ,Verschissmus'" wohler fühlen, getreu seinem Motto „Lachen First, Gedanken Second!“ (Stadelmann-Website). Schwer zu glauben, dass das so Vorzeigeshow werden kann. Auch nicht im RBB.
Dass die gute alte Late Night hierzulande nicht tot zu kriegen ist, beweist zur Zeit allein Klaas Heufer-Umlauf auf ProSieben.