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Senden heißt nicht Ausstrahlen beim Rundfunk Berlin-Brandenburg.
© dpa

Alter Sender, neue Intendantin: Beim RBB muss sich viel ändern

"Hilfe, ich brauche ein Hörgerät": Was das RBB-Fernsehen mit der neuen Intendantin Patricia Schlesinger nicht mehr braucht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dr. Joachim Huber

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg brauchte eine neue Spitze. Jetzt hat er sie, nach hartem Wettbewerb im Rundfunkrat, mit Patricia Schlesinger gefunden. Und die Alternative war so gut, dass Theo Koll nur knapp unterlegen ist. Was die NDR-Frau und den ZDF-Mann verbindet, das ist das Arbeitsprofil: Beide stehen sie für journalistisches Programm, im Machen wie im Managen.

Nichts braucht der Sender, jedenfalls das RBB-Fernsehen, dringender. Dass der Sender mit seinem Berliner Part in der Hauptstadt agiert, bemerkt der Zuschauer, ja, wo und wie bemerkt er das? Der Hauptstadtsender strahlt nicht in die Hauptstadt aus, die Hauptstadt nicht ins RBB-Fernsehen ein. Eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die sich zur besten Sendezeit um gesunde Gefäße sorgt und anschließend mit „Hilfe, ich brauche ein Hörgerät“ nachlegt, die hat die Formatfrage nicht nur nicht beantwortet, sondern erst gar nicht gestellt.

Berlin und Brandenburg, eine verflixte Aufgabe

Natürlich, der Bindestrichsender hat im Ausgleich der Zuschauerinteressen in Berlin und Brandenburg eine verflixte Aufgabe vor sich. Auch deswegen hatte die Kombi aus Frau und NDR die Nase im Intendantenrennen vorn. Der Vierländersender macht Hamburg froh und Mecklenburg-Vorpommern nicht unglücklich. Ein Vorbild? Schön wär’s ja.

Wie sehr geht Schlesinger an die Strukturen ran? Muss die Programmdirektion nicht wieder in eine Fernseh- und eine Hörfunkdirektion getrennt werden? Der Programmdirektor, die Programmdirektorin, die beide Medien bestens beherrschen, sind in Rundfunk-Deutschland noch nicht gefunden worden.

Patricia Schlesinger kommt vom reichen NDR zum drittkleinsten Sender der ARD. Ein Griff in die Kasse ist ein Griff ins Leere. Beim RBB sind jetzt richtige, relevante Ideen für Ausrichtung, Auswahl und Attraktivität gefragt. Auch deswegen hat der Rundfunkrat eine Programm-Intendantin gewählt. Die Betonung liegt auf Programm, die Intendantin Schlesinger ist dann Ermöglicherin, Ermutigerin und Erneuerin. Hoher, sehr hoher Anspruch, aber Hauptstadt hat sich noch nie auf Hörgerät gereimt.

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